Burkaverbot – schlecht fürs Image, aber noch kein Gästerückgang

Im Tessin tritt im Frühling das Vermummungsverbot in Kraft und die Glarner stimmen an der Landsgemeinde über ein solches ab. Keine gute Ausgangslage für den Tourismus.

Auch ohne Burka kann man sich vor Kälte und Blicken schützen. (Keystone)

Attentate, Flüchtlingsströme, sexuelle Übergriffe – in der Bevölkerung steigt der Wunsch nach Sicherheit. Dazu gehört, dass man einander ins Gesicht schauen kann. Die Forderung nach einem Burkaverbot ist zwar nachvollziehbar, macht aber kaum Sinn. Erstens, weil es in der Schweiz – besonders im Tessin und in Glarus – kaum verschleierte Touristinnen gibt. Zweitens, weil Ängste und Probleme auf das Thema «Burka» projeziert werden, die nicht mit Verboten gelöst werden können. Drittens, weil Gäste aus Golfstaaten wirtschaftlich sehr interessant sind. Das belegen die Zahlen des Bundesamts für Statistik.

Konstanter Wachstumsmarkt

Im Jahr 2014 zählte man 770 725 Logiernächte von arabischen Gästen. Das sind über 400 Prozent mehr als zur Jahrtausendwende. Trotzdem beträgt der Anteil an Touristen aus Golfstaaten nur gerade mal 3,9 Prozent am Gesamtmarkt. Pro Tag gibt ein arabischer Gast im Schnitt 430 Franken aus.

Zum Vergleich: Gäste aus anderen Märkten geben 169 Franken aus. Schweiz Tourismus ist seit 2003 mit drei Mitarbeitenden am Arabischen Golf präsent und verstärkt nun die Bearbeitung dieses Marktes weiter. Vor allem im Bereich Lifestyle  und Luxus. Unter anderem wird ein arabischer VIP die Grand Tour of Switzerland befahren, um auf Social Media Kanälen darüber zu berichten. Dadurch sollen über 50 Millionen neue Kontakte entstehen.

Für das Image der Schweiz als Ferienland sind die Signale aus dem Tessin und Glarus nicht förderlich. Geschadet haben sie aber noch nicht. Bisher sind bei Schweiz Tourismus und beim Schweizer Tourismus Verband keine negativen Reaktionen von Reiseveranstaltern eingegangen.

«Die Schweiz ist ein weltoffenes Land. Davon haben wir immer profitiert. Und zwar die gesamte Volkswirtschaft», sagt Barbara Gisi, Direktorin des Schweizer Tourismus Verbands. Sie plädiert für Gastfreundschaft und gegenseitiges Verständnis. In Luzern, in einer der beliebtesten Destinationen arabischer Gäste, setzt man ebenfalls auf Verständnis. Sybille Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Luzern Tourismus, sagt: «Wir führen regelmässig Aktivitäten zur interkulturellen Kommunikation durch und werden diese 2016 weiter ausbauen.»