Eine Win-Win-Situation?

Gutscheinbücher versprechen 50 Prozent auf Übernachtungen, Speisen, Getränke und Eintritte. Doch rechnen sich solche Aktionen für Gastronomen, Hoteliers und Tourismusbüros?

Gutscheinbücher versprechen häufig hohe Vergünstigungen. Schön für den Gast. Doch was hat der Wirt davon? (Illustration Solange Ehrler)

Der Swiss Coupon Pass wird von Schweiz Tourismus herausgegeben. Für 59 Franken erworben, verspricht das Gutscheinbuch in den elf wichtigsten Schweizer Tourismus- Destinationen Preisvorteile von über 4000 Franken. Die 85 «2-für-1-Angebote» entlang der «Grand Tour of Switzerland» oder auf der «Grand Train Tour» können eingelöst werden für Schlemmerkreuzfahrten, Stadtführungen, für Flughafen-Transfers und Tankgutscheine. Auch Mietpreise für Sportausrüstungen, Autos oder Boote werden halbiert sowie Eintrittspreise für touristische Attraktionen. Gewisse Läden bieten Uhren, Souvenirs oder Schokolade zum halben Preis an und bei den SBB gibt’s Klassenwechsel in die 1. Klasse für die Hälfte.

Schön und gut. Schliesslich braucht die Schweiz dringend mehr Touristen. Doch wieso bieten 85 Gaststätten, Bergbahnen, Hotels und Confiserien ihre Produkte zum halben Preis an? Liegen sie an strategisch guter Lage, müssen sie ihr Produkt unter Umständen tausenden von Touristen zum halben Preis zur Verfügung stellen. Denn der Swiss Coupon Pass wurde 12 000-mal gedruckt und bereits 6000-mal verkauft, grösstenteils über internationale Reiseveranstalter. Ausserdem schliesst Switzerland Tourismus den Swiss Coupon Pass bei allen ihren Paketen von «Grand Tour» und Panoramazugreisen ein.

Spannende Plattform für die Kommunikation

In der hohen Auflage liegt eine Attraktivität des Produkts: «Die Erwähnung im Swiss Coupon Pass ist eine spannende zusätzliche Kommunikationsplattform für wenig Aufwand», sagt Frédéric Pothier, Head of Tourist Information and Guided Tour Basel. Basel Tourismus bietet über 50 verschiedene Stadtführungen an. Besitzt ein Teilnehmer einen Swiss Coupon Pass, ist seine Begleitung gratis auf der Führung mit dabei. Da die Guides in Basel sowieso täglich vor Ort seien und sich die Anzahl der eingelösten Coupons bis anhin in Grenzen hielten, musste Basel Tourismus wegen des Angebots noch nicht tiefer in die Tasche greifen. Frédéric Pothier spricht von einer «Win-win-Situation.»

Ein weiterer grosser Anreiz dürfte das kostenlose Ausschreiben sein. Schweiz Tourismus übernimmt nach der Einsendung von Text und Bild die Gestaltung des Angebots im Swiss Coupon Pass. «Neu ist auch das Mitmachen am digitalen Swiss Coupon Pass Bedingung für die Teilnahme am physischen Gästebuch», sagt Fabian Bryner, Leiter Märkte & Geschäftsentwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung Switzerland Tourismus. Der digitale Swiss Coupon Pass wurde auf Nachfrage der Fernmärkte ins Leben gerufen. Dieser löst einerseits das Logistikproblem und bietet gleichzeitig dem Reiseveranstalter die Flexibilität, pro Kunden einen digitalen Swiss Coupon Pass zusammenzustellen und als co-branded Version selber auszulösen. Weiter verlangt der Herausgeber des Swiss Coupon Passes, dass das Angebot für Gäste aus dem In- und Ausland attraktiv ist.

Auch das Hotel Alpenblick in Weggis profitiert von der Reichweite eines Anbieters von Gutscheinen. Es bietet mit der App «easydining» seine Gerichte zum stark vergünstigten Preis an. Hat ein Gast den Mitgliederbeitrag von 95 Franken einbezahlt, werden in den 60 Partnerrestaurants die Essenskosten addiert und durch die Anzahl Gäste geteilt. Bei zwei Personen ergibt das einen Rabatt von 50 Prozent, bei drei Personen von 33,3 Prozent, bei vier Personen 25 Prozent und so weiter. Laut Betriebsleiterin vom Hotel Alpenblick in Weggis Sarah Schindler lohnt sich die Gratispartnerschaft mit easydining, denn die Plattform dient der Gewinnung von Neukunden. Schwierigkeiten sieht sie höchstens darin, dass nach dem Einlösen des Gutscheins ein Mittelwert auf der Rechnung erscheint.

«Wichtigste Aufgabe unserer Partner ist die Schulung ihrer Mitarbeiter für die Entgegennahme der Gutscheine», sagt Tancredi Gaffuri, Geschäftsleitung Prozentbuch. Das Prozentbuch offeriert «2-für-1-Vorteile» in den Rubriken Gastronomie, Nachtleben und Freizeit und ist erhältlich für die Städte Basel (12. Auflage), Bern (11. Auflage), Luzern (9. Auflage) und Zürich (10. Auflage).

Gutscheine von den Steuern abziehen

Tancredi Gaffuri spricht ebenfalls von einer Win-win-Situation für alle Beteiligten: «Die Kunden profitieren von den vergünstigten Angeboten unserer Partner. Gleichzeitig ist das Prozentbuch ein Stadtführer, mit welchem die Kunden neue Lokalitäten und Ausgehmöglichkeiten kennen lernen.» Die Partner profitieren durch den Werbeeffekt, den sie mit einem Auftritt im meistverkauften Gutscheinbuch der Schweiz erzielen, wodurch sie Neukunden gewinnen, Stammkunden binden und Besuchervolumen generieren. «‹Bezahlen› müssen unsere Partner diese Werbung erst, wenn die Kunden einen Gutschein einlösen. Die erhaltenen Gutscheine können buchhalterisch als Werbeaufwand verbucht und von den Steuern abgezogen werden.»

Ali Manouchehri von der Bar Das weisse Schaf in Luzern bestätigt die Gewinnung von Neukunden: «Wir sprechen mit unserem Angebot im Prozentbuch teilweise Gäste an, welche unseren Betrieb zuvor nicht kannten und gewinnen einige sogar als Stammgäste.» Zwei für einen Cupcake nach Wahl bietet Cupcake Affair im Zürcher Prozentbuch an. «Die Dienstleistung wird gratis angeboten, wir können nur profitieren», sagt Geschäftsinhaberin Melanie Jones. Und Stefan Auf der Maur, Verkauf & Marketing der Rigi Bahnen AG, meint sogar: «Die Rigi Bahnen machen seit drei Jahren bei diesem Angebot mit und konnten jährlich markante Steigerungen erreichen.»

Keinen Gratiseintrag in der Broschüre und auf der Homepage erhalten hingegen die Partner der Geschenkbox Smartbox. Darin liegen für den Beschenkten verschiedene Gutscheine, wovon er einen nach Wahl einlösen kann. Um ihr Angebot in einer Geschenkbox wie «Weltküche», «Haute Cuisine», «Wellness-Angebot» oder «Hotels mit Charme» zu platzieren, bezahlen sie laut Country Manager Daniel Ehrensperger eine marktübliche Marge, vergleichbar mit jener für Internet-Plattformen für Hotels. Dafür können die Hoteliers und Gastronomen ihre Angebote zu marktgerechten Preisen anbieten. Von den 38 verschiedenen Smartboxen seien diejenigen mit Angeboten von Nachtessen und/oder Brunch in Restaurants, Hotels mit Wellness und Hotels mit Nachtessen und/oder Brunch sehr gefragt.

Monatlich 100 000 potenzielle Gäste

Kein Wunder, verzeichnet Hotelcard monatlich 100 000 potenzielle Gäste für seine 570 Partner. Hotelcard ist ein Halbtaxabonnement für Hotelübernachtungen. Doch wie gehen die tiefen Preise für die Hoteliers auf? «Für die Hotels entstehen keine Fixkosten und wir verlangen keine Kommission. Das Geld, das der Gast ausgibt, geht vollumfänglich an das Hotel. Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Mitgliederbeitrag von 95 Franken», sagt Marketingleiter Raffael Huber. Er verspricht den Partnern eine bessere Zimmerauslastung in besucherschwächeren Zeiten, eine Steigerung des Umsatzes bei den Übernachtungen sowie im Bereich Food und Beverages und anderen Dienstleistungen. Die Partnerhotels müssten einzig 180 Übernachtungen an 180 Tagen zum halben Preis anbieten, bei Saison-Betrieben sind es 90 Übernachtungen an 90 Tagen. Auch hier scheint das Konzept aufzugehen. «Ich schätze die Zusammenarbeit mit der Hotelcard», sagt Dennis Claes, Hotelier im Hotel Sternen in Unterwasser. Sie generiere Zusatzverkäufe mit wenig Aufwand. 

Sarah Sidler

Zahlen und Fakten zum Thema

  • Mitmachen! In der ersten Ausgabe im letzten Jahr wurden vom Swiss Coupon Pass die meisten Essenscoupons eingelöst. Switzerland Tourismus ist deswegen auf der Suche nach zusätzlichen Angebotspartnern. Interessierte Hoteliers und Gastronomen melden sich unter <link>swisscouponpass@stc.ch
  • Die Plattform Katzentisch gab nach sechs Monaten auf. Die App versuchte kurzfristig freie Tische in beliebten Restaurants im Raum Zürich zu vermitteln.
  • Die Hotelcard ermöglicht Übernachtungen zum halben Preis in 570 Hotels in der Schweiz, in Österreich, Deutschland und Italien. Ziel des Unternehmens ist die Förderung des Tourismus, insbesondere der Hotellerie durch die verbesserte Auslastung freier Zimmerkapazitäten.
  • 87 Gutscheine sind in den Prozentbüchern Basel, Luzern und Zürich zu finden. In diesen Gutscheinbüchern offerieren verschiedene Lokalitäten «2-für-1-Vorteile». Am häufigsten eingelöst wurden 2014 die Gutscheine im «Bourbaki» in Luzern, im Alpamare in Pfäffikon/SZ, im Migros-Restaurant, Bern, und im «Zic Zac» in Basel.
  • Easydining ist nur gültig, wenn mindestens zwei Personen ein Essen und kostenpflichtige Getränke konsumieren. Restaurants sind auf die Konsumation von Getränken angewiesen.

Spannende Links

<link http: www.hotelcard.ch>www.hotelcard.ch
<link http: www.smartbox.ch>www.smartbox.ch
<link http: www.easydining.ch>www.easydining.ch
<link http: www.smartbox.ch>www.smartbox.ch
<link http: www.prozentbuch.ch>www.prozentbuch.ch

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