Kleider für den professionellen Auftritt

Starre Trachten, schlechtsitzende Uniformen und Schweissausbrüche in Kochjacken waren gestern. Ein Blick auf aktuelle Trends.

  • Berufsbekleidung muss nicht zwingend einheitlich sein. Der Trend geht zur Individualität, die zum Konzept des Betriebes passt. Trotzdem sollte eine klare Linie erkennbar sein. (ZVG)
  • «Der erste Eindruck ist wichtig.» TV-Köchin Meta Hiltebrand. (ZVG)

Wer kennt sie nicht: Meta Hiltebrand mit ihren leuchtend orangen Haaren und der violetten Kochschürze? Die Restaurantbesitzerin (Le Chef) und Fernsehköchin (kochen.tv, kitchen impossible, Küchenschlacht, Kampf der Köche, Grill den Henssler) ist auch ausserhalb der Branche bekannt. Dies nicht zuletzt durch ihre auffallende, äussere Erscheinung: «Meine farbige Kochschürze ist mein Markenzeichen.» Meta Hiltebrand bezieht ihre massgeschneiderten Einzelstücke von einer Designerin aus Zürich. Dieses Jahr hat sie ihr schon vier verschiedene Modelle geschneidert, vom Dirndl bis zum Kimono war alles mit dabei. Hauptsache die Kleider waren sexy, funktional und die Farbe violett war darin vertreten.

Die 33-Jährige legt aber nicht nur bei sich Wert auf die äussere Erscheinung, sondern auch bei ihrem Team im Restaurant Le Chef in Zürich. «Der erste Eindruck ist wichtig. Ich will Einheitlichkeit im Auftritt meiner Mitarbeiter. Sie repräsentieren unser Konzept», so Hiltebrand. Deshalb tragen sie schwarze Hosen, Hemden oder Blusen, violette Schürzen und Krawatten. Durch die einheitliche Erscheinung trete nicht die Figur, die finanzielle Lage oder die Herkunft des Menschen in den Vordergrund, sondern seine Fachkompetenz. Und das zähle.

Die junge Köchin geht mit der Zeit. «Man sieht immer mehr trendy Outfits in der Gastronomie», sagt Pascal Probst, Geschäftsführer der Clinic & Job Dress AG. Die Firma in Feldmeilen gehört zur Fristads Kansas Group, eine der grössten Anbieterinnen von Berufsbekleidung in Europa. «Besonders Köchinnen sind bei den Schnitten der Kochjacken früher oft zu kurz gekommen, da meist nach den Körpermassen von Männern produziert wurde. Heute werden schön taillierte Modelle hergestellt, die auch farblich auf die Vorlieben von Frauen eingehen», so Probst. Die Bandbreite ist gross.

Viele Betriebe, besonders in Städten, wählen die Berufsbekleidung ihrer Mitarbeiter eher casual. Der Jeans-Look ist in der Berufsmode momentan sehr gefragt sowie Rauchblau und Rost. «Deshalb sind die bewährten Klassiker der Berufsbekleidungsmarke Jobeline bei der EM Group Schweiz GmbH ab sofort in diesen Farben erhältlich», sagt die Geschäftsleiterin Aleksandra Eichhorner.

Betriebsfarben und Logos sind heute öfter sichtbar. Der Mut zur Farbe wächst. Kontraste zwischen Logo und Kleidern sind häufiger zu sehen. Doch nach wie vor setzen viele Betriebe auf klassische Farben wie Schwarz, Weiss, Beige oder Braun, passend zum Interieur des Lokals. Aber nicht nur bei den Farben tut sich was. Sehr beliebt sind Taschen für das Mobiltelefon hinten in der Jacke auf Nierenhöhe. Oberarmtaschen für Kugelschreiber sind schon fast Standard.

Sportbekleidung als Vorbild

Köche, Servicefachangestellte, Bäcker, Konditoren und Reinigungsfachangestellte bewegen sich den ganzen Tag. Damit sie sich in ihrer Berufsbekleidung wohl fühlen und nicht zu heiss haben, setzen die Hersteller auf Funktionalität. Wie bei den Sportkleidern kommen sie weg von reinen Baumwollstoffen und hin zu schweisstransportierenden oder zweistoffigen Materialien. Um den Schweiss zu absorbieren, wird an den kritischen Stellen anderer Stoff eingesetzt oder für das ganze Kleidungsstück innen ein Baumwollstoff verwendet und aussen Polyester. Neu auf dem Markt sind Stoffe aus Holzfasern und Polyester und sogenannte Cooling Shirts aus Hochleistungsfasern von Unilever Food Solutions. Nachdem diese einige Zeit im Kühlschrank gelagert werden, geben sie über Stunden eine angenehme Kühle ab. Für Köche an heissen Arbeitsplätzen eine Wohltat.

Aleksandra Eichhorner empfiehlt Köchen die hochfunktionale Linie Werin Tec. «Die Funktionsmode von Jobeline schützt vor Hitze, Flüssigkeiten und Schmutz. Das aktive Feuchtigkeitsmanagement sorgt für ein angenehmes Tragegefühl», sagt Eichhorner. Die Feuchtigkeit wird vom Körper weg in die äusseren Textilschichten transportiert, wo sie verdunsten kann. Dadurch bleibt der Körper auf konstanter Temperatur und trocken.

Wichtig ist laut der Geschäftsführerin der EM Group Schweiz GmbH, dass die Berufsbekleidung zum Stil des Hauses passt. «Jeder einzelne Mitarbeiter sollte chic und souverän auftreten. Jedes Team – von der Réception über die Portiers bis zur Küche – hat seinen eigenen Look, insgesamt passen aber alle zusammen. Ein einheitliches Auftreten hinterlässt einen bleibenden Eindruck beim Gast.»

Einheitlichkeit mit Individualität

Tom Christen ist aufgefallen, dass mit dem Trend von Restaurantketten die Tendenz zum einheitlichen Auftritt in Restaurants  zugenommen hat. Der Geschäftsleiter des Hotels Landhaus Liebefeld, Juror bei «Lehrmeister des Jahres» und beim «Marmite Youngster Selection» im Bereich Service, findet den Wiedererkennungseffekt  wichtig. Er ist jedoch der Meinung, dass die Mitarbeitenden ­gewisse Freiheiten haben sollten, damit sie sich in ihrer Arbeitsbekleidung wohl fühlen. So können sie trotzdem ihre Individualität leben.

Solche Mischformen im Auftritt der Mitarbeitenden sind oft zu beobachten. Etwa, dass sie private Hosen und Schuhe tragen, Schürze und Bluse aber vom Betrieb sind. Diese Handhabung macht aus Kostengründen Sinn. Denn ein besticktes Poloshirt beispielsweise kann man problemlos im Pool für alle Mitarbeitenden haben. Massgeschneidertes empfiehlt sich aus Kostengründen nur für Personen mit direktem Kundenkontakt wie Mitarbeitende im Kader, an der Réception oder in der Position eines Portiers.

Reinigen schont Umwelt und Stoffe, aber nicht die Kasse

«Damit sich alle Mitarbeitenden an eher lockere Vorgaben betreffend eines einheitlichen Auftritts halten, muss ein Chef zur Kontrolle vor Ort sein», weiss Tom Christen. Wenn also ein Haus mehrere Betriebe führt, ist es seiner Meinung nach besser, die Mitarbeitenden mit Uniformen einzukleiden. Dann kämen jedoch grössere Kosten auf den Betrieb zu, denn er müsste neben den Einkaufs- auch die Reinigungskosten übernehmen oder sich mindestens daran beteiligen. Dies verlangt so auch der L-GAV.

Es spricht einiges für die professionelle Reinigung von Berufsbekleidung. Besonders grosse Betriebe nehmen diesen Service gerne in Anspruch: Meva Services etwa bietet nach der Beratung bei der Auswahl die Bereitstellung und fachgerechte Pflege an. Die getragene Kleidung wird abgeholt, gewaschen, getrocknet, geglättet und gebügelt; wichtige Kriterien der Qualitätssicherung. Denn die Kleider sollen Form und Mass behalten, damit der Gebrauchswert vollumfänglich gesichert bleibt.

«Die richtige Pflege ist extrem wichtig», sagt auch Pascal Probst von Clinic & Job Dress. Damit man möglichst lange Freude an seiner Berufsbekleidung hat – egal ob Uniform oder nicht –, sollte man sich vor der Anschaffung genau überlegen, in welchem Bereich sie zum Einsatz kommt. Ein Punkt, dem seiner Erfahrung nach häufig zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Auch Trachten haben ihre Vorteile

Trotz Anschaffungs- und Reinigungskosten spricht sich Christian Höfliger, Direktor im Romantik Hotel Hornberg in Schönried, klar für Uniformen aus. «Ein einheitliches Erscheinungsbild ist uns wichtig. Trachten passen in unser Hotel im Berner Oberland. Das ist uns der Preisunterschied wert.» Rund 150 Franken kostet eine, 40 davon sind im Umlauf. Sie halten ungefähr drei Jahre lang und werden bei einem Wechsel der Mitarbeiter weitergegeben, da es Einheitsgrössen sind. Das Feedback der Mitarbeiter sei gut.

Auch Lisa-Marie Fricke durfte während ihrer Stage im Fünfsternehotel Traube in Tonbach Tracht tragen. Die Junioren-Servicemeisterin hatte eine vierwöchige Stage bei Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt gewonnen. Fricke: «Ich mag Arbeitskleidung, sei es eine Tracht oder ein Anzug. Ein einheitliches Auftreten verbindet die Mitarbeitenden.» 

(Sarah Sidler)


Bezugsquellen

EM Group Schweiz GmbH

Tramstrasse 7
9444 Diepoldsau
0848 809809
<link http: www.jobeline.ch>www.jobeline.ch

Bragard Kleidung für Hotel und Gastro

Hauptstrasse 52
4132 Muttenz
061 465 10 60
<link http: www.bragard.ch>www.bragard.ch

Clinic & Job Dress

General-Wille-Strasse 201
8706 Feldmeilen
044 925 39 00
<link http: www.profidress.ch>www.profidress.ch

Mewa Textilmanagement

Neue Industriestrasse 6
4852 Rothrist
062 745 19 00
<link http: www.mewa.ch>www.mewa.ch

Schwob AG Leinenweberei

Kirchbergstrasse 19
3401 Burgdorf
034 428 11 11
<link http: www.schwob.swiss.ch>www.schwob.swiss.ch

Oehrli AG Schürzen und Berufsmode

Emmen Center
6020 Emmenbrücke
<link http: www.oehrli-lu.ch>www.oehrli-lu.ch

 

 

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