Schnuppern gegen Nachwuchssorgen

Das Hotel-Schnuppercamp fand dieses Jahr in Leukerbad statt. Manch ein Teilnehmer fand grossen Gefallen an der Arbeit in der Branche.

Espresso, bitteschön! Stefanie beweist Talent beim Servieren. (Fabio Pacozzi)

Stolz und mit überzeugend gespielter Routine balanciert Stefanie Kuonen den Espresso auf dem Tablett zum Tisch, serviert ihn und wünscht „zum Wohl“. Das Besondere: Die Frohnatur aus der Walliser Gemeinde Termen ist erst 14-jährig. Stefanie ist eine von 29 Glücklichen, die für die begehrten Plätze im Schnuppercamp ausgewählt wurden. Mehr als hundert Jugendliche aus allen Landesteilen haben sich beworben.

Organisatoren des viertägigen Lagers sind Hotelleriesuisse, der Walliser Hotelierverein sowie der Kanton Wallis. Jedes Jahr findet es an einem anderen Ort statt, diesmal in Leukerbad. Die 21 männlichen Teinehmer und acht weiblichen Teilnehmerinnen im Alter von 13 bis 18 Jahren übernachten alle in Freddy Böhlens „Paradis“ und sind tagsüber in diversen Hotels im Bäderdorf beschäftigt.

Buchungen bestätigen, Zimmer putzen, Tische decken, in der Küche anpacken oder eben Kaffee servieren – die Aufgaben für die Jugendlichen sind vielseitig und fordern sie heraus. Ziel des Camps ist das Herstellen des ersten Kontakts der Teilnehmer mit der Hotellerie. „Ja, ich könnte mir vorstellen, eines Tages im Hotel zu arbeiten“, verrät Stefanie. „Wobei mir der Service viel besser gefällt als die Etage, wo ich Zimmer putzen muss. Ich mag den Kontakt mit den Leuten, im Restaurant ist mehr los als im Zimmer.“

Laut Camp-Mami Elian Schmid enden letztlich rund dreissig Prozent der Teilnehmer in der Branche. „Wir streben allerdings keine möglichst hohe Quote an“, erklärt sie. „Wäre das unser Ziel, würden wir Jugendliche aussuchen, die schon in Betrieben geschnuppert haben und klar formulieren, dass sie sich in Zukunft in der Hotellerie sehen. Wir möchten aber die anderen begeistern, die sich vor dem Camp oder vor der Berufsberatung, die ihnen das Camp empfohlen hat, noch nicht vorstellen konnten, dass ein Job im Hotel etwas für sie wäre.“

So einer ist auch Lukas Haab. Der 14-jährige St. Galler Sekundarschüler ist während der Camptage als Hotelfachmann beschäftigt. „Ich habe spannende Programme am Computer kennengelernt“, erzählt er. „Die Arbeit an der Reception ist spannend und vielfältig. Ich kann mir das für später gut vorstellen.“ Auch ihm liegt das Zimmerputzen weniger.

Eltern sind überrascht über Karrieremöglichkeiten

Am Schlusstag sind dann die Angehörigen der Nachwuchs-Talente eingeladen, ihren Liebsten bei der Arbeit über die Schulter zu blicken. Beim gemeinsamen, dreigängigen Mittagessen und rund um die Übergabe der Urkunden für die Teilnehmer bietet sich den Besuchern die Möglichkeit, sich mit den Organisatoren auszutauschen. „Der Besuchstag ist ein wichtiger Bestandteil“, hält Elian Schmid fest. „Dank den exklusiven Einblicken erhalten die Eltern und Grosseltern jeweils einen neuen, sehr guten Eindruck von unserer Berufwelt. Damit fördern wir unser Image und unseren Stellenwert. Viele sind überrascht über die Karrieremöglichkeiten. Und auch die Löhne sind ja höher, als manche meinen.“

Auch von den Hotelbetrieben erhalten die Organisatoren durchwegs positives Feedback. Die jungen Arbeitskräfte seien eine Bereicherung. „Zum Abschied gibt es immer Tränen“, so Schmid. Aufgrund des Engagement des lokalen Hoteliervereins und den Zuwendungen von 10000 Franken pro Jahr durch den Kanton finden die Camps derzeit im Wallis statt. Hotelleriesuisse wäre allerdings nicht abgeneigt, andere Bergregionen ins Visier zu nehmen. Das Camp sei eine gute Werbung für jede Gegend. Zudem ist man froh um jeden Beitrag, der die Sorgen um den schwindenden Nachwuchs in der Berghotellerie mindert.