Das Restaurant mit 20 Bierzapfhähnen

Die Gäste des Zürcher Gastropubs Alehouse können von unterwegs aus mitverfolgen, welche Spezialitätenbiere gerade offen im Angebot sind.

  • Im Gastropub Alehouse spielt hochwertiges Bier aus aller Welt die Hauptrolle. Es wird gemeinsam an grossen Tischen oder im schönen Garten getrunken. (Bild ZVG)
  • Um die Qual der Wahl etwas zu mindern, können verschiedene Biere in kleinen Humpen probiert werden. (Bild ZVG)

Es war eine Eröffnung, die ihresgleichen sucht: «Wir wurden total überrannt, unsere Gäste blieben bis tief in die Nacht hinein und tranken unsere Spezialitätenbiere», berichtet Jonathan Haile Jacobson. Teilweise war fast kein Durchkommen im Lokal mehr möglich, und die Räumlichkeiten sind nicht gerade klein: Innen stehen Sitzplätze für 100 Personen zur Verfügung, im Garten für weitere 50. Der Halbire Halbäthiopier eröffnete gemeinsam mit Yared Haile Selassie im Mai das «Alehouse» in Zürich und hat damit wohl einen Nerv der Zeit getroffen.

Die beiden führen seit 2014 den Bierladen Beers ’n’ More gleich nebenan. «Weil wir auf der Suche nach einem guten Craft Beer in Zürich verzweifelten.» Als dann das ehemalige Restaurant Palmhof neue Pächter suchte, wussten sie, dass dies für sie die Möglichkeit ist, ihren Traum von einem auf Bier fokussierten Gastropub zu verwirklichen. Beide haben schon Erfahrungen in der Welt der Gastronomie gesammelt. Seit 2010 sind sie in der Region Zürich an verschiedenen Strassenfesten und Festivals mit Essens- und Getränkeständen unterwegs. Jonathan Haile Jacobson konnte zudem in verschiedenen Jobs Erfahrungen in der Gastronomie und Hotellerie in Europa, Asien und Afrika sammeln.

Bier aus aller Welt in Zürich

Die Bierspezialisten bieten in ihrem Restaurant aus 20 massgefertigten Zapfhähnen verschiedene Biere von Schweizer Mikrobrauereien sowie internationale Spezialitäten an. Stets im Offenausschank sind Gebräue von mindestens zehn verschiedenen Brauereien, drei Schweizer Biere, ein deutsches Helles, ein Craft Lager, ein Pilsner und ein Weizen. Aus den restlichen Zapfhähnen fliessen internationale Biere wie zum Beispiel das Blood Orange IPA «Bloody ’Ell» von Beavertown in London, das belgische Strong Ale «Ninkasi» oder das Espresso Stout von Hitachino Nest aus Japan. Aus der englischen Handpumpe fliesst zum Beispiel das Dry Stout Mosaic von The Kernel in London. Im Bierangebot befinden sich auch vegane, glutenfreie und alkoholfreie Optionen.

Am Lager liegen um 100 verschiedene Biere, darunter solche, die rasch getrunken werden müssen. Es liegen aber auch andere dort wie das gefragte Lambic-Bier, das um die 60 Euro kostet und im optimalen Fall erst nach zehnjähriger Lagerung getrunken wird. Um die Qual der Wahl etwas zu mindern, werden die Gäste von Biersommelier Mats Johansson gerne beraten.

App gibt Auskunft über aktuelle offene Biere

«Getränke wie Heinecken oder Becks kommen mir nicht ins Haus, das sind keine Biere», sagt Jonathan Haile Jacobson. Der 30-Jährige spürt die Biere international an Festivals oder im Austausch mit Braumeistern aus aller Welt auf. Ein Grossteil dieses Netzes hat er sich im Laufe der vergangenen Jahre aufgebaut. Nach abgeschlossenen Wirtschafts- und Soziologiestudien hat er als selbständiger F&B-Consultant Firmen von Malaysia bis Äthiopien beraten und besuchte bei jeder Gelegenheit lokale Brauereien.

Das Angebot im «Alehouse» wechselt ständig. Nicht nur der Bildschirm oberhalb des Tresens gibt Auskunft über die Biere im Ausschank, sondern auch die Homepage des Lokals sowie die Bier-App Digital Pour. «Alle Tabs sind mit einem Live-Tracking ausgestattet, sodass der Kunde nicht nur stets sieht, wie viel Bier noch im Fass im Keller ist, sondern auch, welches danach folgt», erklärt Jonathan Haile Jacobson nicht ohne Stolz. Ein ausgeklügelter Kompressor pumpt die Biere vom Keller in das Lokal hoch.

Ihre Bierspezialitäten kommen jedoch nicht nur über Gläser in die Mägen der meist internationalen Kunden, sondern auch über die Speisen. So reduziert der Koch seine Jus mit Bier und die Foie gras mariniert er darin. Im Angebot sind mittags sowie abends typische Gastropub-Gerichte aus lokalen und saisonalen Zutaten wie der Caesar Salad, Croque Monsieur mit verschiedenen Füllungen, Burger – unter anderem mit biologischen Black Angus Beef aus der Schweiz – oder das knusprige Alehouse-Chicken aus Maispoularde, für dessen knusprige Panade lange getüftelt wurde. Natürlich fehlen die obligaten Fish & Chips nicht.

Bester Kaffee im Quartier

Wochentags verwöhnen Barista die Gäste mit Spezialitätenkaffees von Desta’s Coffee sowie frisch Gebackenem. Die Zusammenarbeit von Desta’s Coffee mit Yared Haile Selassie kam zustande, da sich die beiden seit ihrer Kindheit kennen. Da Desta vorzüglichen Kaffee anbietet, der dazu noch nachhaltig produziert wird und Gemeinschaften in Äthiopien unterstützt, arbeiten die beiden bereits seit einigen Jahren bei ihrem Food-Stand-Konzept zusammen. Als das «Alehouse» eröffnet wurde, lag es nahe, seinen Kaffee anzubieten. Die Studierendenzeitung der Universität Zürich hat das «Alehouse» bereits zur Quelle des besten Kaffees im Uniquartier gekürt.

(Sarah Sidler)