Die älteste Frucht der Welt

Feigen mögen es heiss oder zumindest warm. Umso überraschender, dass die Powerfrucht des Garten Eden auch an einer milden Hanglage am Fusse der Rigi gut gedeiht.

Feigen schmecken nicht nur vorzüglich, sie sind auch gesund. Die süssen Früchte enthalten neben verdauungsfördernden Ballaststoffen auch verschiedene Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium und Kalium. (Unsplash)

Der Ficus carica ist ein  Maulbeergewächs. Den Namen trägt eine der ältesten Nahrungs- und Nutzpflanzen der Menschen: die Feige. Der Ursprung des Feigenbaums wird in Kleinasien vermutet. Die mild-süsslichen, vitamin- und mineralstoffhaltigen Früchte wachsen vom Mittelmeer- raum bis Indien, werden aber auch in anderen tropischen und subtropischen Gegenden kultiviert.

Greppen/LU liegt zwar nicht in den Subtropen, sein Klima ist aber offensichtlich mild genug, um eine ergiebige Ernte geschmackvoller Feigen hervorzubringen. Der Bauernhof der Familie Stocker-Wyss liegt idyllisch eingebettet an sonniger Lage zwischen Vierwaldstättersee und Rigi auf 550 Meter über Meer. 

Doch weshalb hat sich die junge Generation Stocker, die den Hof 2013 übernommen hat, ausgerechnet für den Anbau einer Feigenplantage entschieden? Andrea Stocker: «Wir hatten uns vor der Betriebsübernahme viele Gedanken gemacht, wie wir unseren kleinen Familienbetrieb positionieren wollten. So suchten wir nach einem Nischenprodukt, das es uns als Familienbetrieb ermöglicht, unser Haupteinkommen mit der Landwirtschaft zu verdienen. Nach einem Besuch von Feigenanlagen in Süditalien und Südfrankreich, bei dem wir uns erstes Wissen aneignen konnten, war es um uns geschehen. Es musste die Feige sein.» 

Die jungen Bauern hatten  2012 eine erste Versuchspflanzung unternommen, erweiterten die Plantage dann um 160 Feigenbäume, die auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern Platz fanden. Kaum gesetzt, kam ein strenger Winter, der den Pflanzen alles abverlangte. Doch sie erholten sich und waren stärker als zuvor. Dann forderte ein heisser Sommer seinen Tribut und das Bewässern von Hand glich einer Sisyphusarbeit, weshalb Familie Stocker in eine Bewässerungsanlage investierte. Nachdem auch die Vögel auf den Geschmack feiner Feigen gekommen waren, musste eine Überdachung her. Doch die Mühe lohnte sich: Das Jahr 2018 brachte eine Rekordernte mit geschmacksintensiven Früchten. Die verschiedenen Sorten sind von Mitte Juli bis Mitte Oktober ausgereift.

Fasziniert von der Vielseitigkeit der Feige, produziert die Familie Stocker Konfitüren, getrocknete Fruchtsnacks, Destillate, Feigenbalsamico aus eingedicktem Feigensaft und Feigensenf. «Viele Früchte verkaufen wir direkt an die Kunden, die unseren Hofladen besuchen. Feigen schmecken roh köstlich. Und da wir die Pflanzen nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandeln, können die Früchte mit Schale genossen werden», so  Andrea Stocker. 

Auch Hotels, Restaurants und Altersheime gehören zu den Abnehmern der Stocker-Feigen. Da die Frucht frisch nur kurz haltbar ist, muss sie der Koch zeit-
nah verarbeiten. Gut, dass auch die verarbeiteten Produkte bei den Gastronomen Verwendung finden.

(Andrea Decker)