Do it yourself – die Gäste entlasten den Service

Bestellen, essen, zahlen, gehen – vor allem über Mittag muss es zackig gehen. Es bleibt kaum Zeit für einen gepflegten Service, geschweige denn für Zusatzverkäufe. Eine App hilft, dieses Problem zu lösen.

Geduldiges Warten mag in gewissen Ländern Teil der Volkskultur sein – in der Schweiz hingegen ist Schlangestehen äusserst unbeliebt. (STOCKSNAP)

Heute sind 30- bis 45-minütige Mittagspausen die Norm. In dieser Zeit muss zudem der Weg vom Arbeits- zum Verpflegungsort hinter sich gebracht werden. Kein Wunder also, stehen die Gäste – und damit auch Service und Kü­che – unter enormem Zeitdruck.

Selbst bei einem schnellen, aufmerksamen Service gibt es Momente, in denen der Gast warten muss. Wenig Geduld und Verständnis haben Gäste, wenn sie nach dem Verzehr der Speisen mit Warten aufs Einkassieren Zeit verlieren. Wobei nicht nur der Zeitverlust nervt, sondern auch das Gefühl, nicht frei zu sein, um aufstehen und gehen zu können. Elektronische Helferlein wie die App «Menu» bieten Lö­sungen, um den Service effizienter abzuwickeln. Die App kann heute unter anderem bereits in den Bordrestaurants der SBB-Züge, im Seehotel Davos, in der Mövenpick Weinbar in Zürich und im Grottino by Laudinella in St. Moritz genutzt werden.

Bediente Selbstbedienung

Basis der App ist die Bereitschaft des Gastes, gewisse «Arbeiten» in eigener Regie auszuführen. Dass viele Menschen dazu bereit sind, zeigt sich im Detailhandel. Bei Coop und Migros ist es schon lange üblich, dass die Konsumenten Gemüse alleine abwiegen, ihre Einkäufe selber einscannen und bei automatischen Kassen bezahlen. Fällt er nicht gerade einer Stichprobe zum Opfer, hat der Konsument keinen direkten Kontakt mit dem Verkaufspersonal.

Ganz so unpersönlich geht es beim Restaurantbesuch trotz App-Nutzung nicht zu. Der Gast kann zwar über die App auf seinem mobilen Endgerät die Speisekarte in seiner bevorzugten Sprache lesen und eine Bestellung platzieren. An den Tisch gebracht werden ihm die bestellten Getränke und Speisen aber weiterhin von einem Servicemitarbeitenden. Die Bezahlung löst der Gast dann wiederum selber über sein Smartphone oder Tablet aus.

«Die Menu-App hat für das Restaurant wie für den Gast Vorteile», sagt Gabriele Bryant, Spezialistin für Online-Marketing. Sie denkt dabei nicht nur an den Zeitgewinn, sondern auch an das Einsparen von gedruckten Bons oder Quittungen und an die Chance auf Mehrumsatz.

Mehr Zeit – mehr Umsatz

«Gäste bestellen gerne spontan ein Dessert oder einen Kaffee, wenn sie wissen, dass sie danach nicht auf die Rechnung warten müssen.» Zudem haben die Restaurants die Möglichkeit, den Verkauf bestimmter Getränke oder Speisen zu fördern, indem sie die digitale Speisekarte mit entsprechenden Bildern, Zusatzinfos oder Empfehlungen ergänzen.

Um zu wissen, wo der Gast im Lokal sitzt, wird nicht sein Handy geortet, sondern der Tisch, von dem aus er seine Bestellung aufgab. So bleibt die Privatsphäre des Gastes gewahrt. «An den Tischen sind iBeacons* fixiert. Über diese kommuniziert der Gast via App mit dem Kassensystem des Restaurants. Dieses informiert die Servicemitarbeitenden, an welchen Tisch sie was servieren sollen», erklärt Gabriele Bryant. Das System erkennt auch, ob die Bezahlung bereits erfolgt ist oder nicht. Bei der App «Menu» werden Rechnungen immer unmittelbar bei der Bestellung beglichen. 

Speisen ohne Warteschlange

Auch in Selbstbedienungs- und Schnellimbisslokalen können die Abläufe noch weiter beschleunigt werden. Gäste bestellen mit der App bequem vom Tisch aus. Mittels Push-Nachrichten werden sie informiert, sobald ihre Bestellung zum Abholen an der Ausgabetheke bereit ist. So werden neu hinzukommende Passanten nicht gleich von Warteschlangen vor den Bestell- und Abholdesks abgeschreckt. 

(Riccarda Frei)

*) iBeacon: Ein Standard zur Lokalisierung in geschlossenen Räumen, basierend auf Bluetooth Low Energy.