Edles Zuhause für den Kirsch

Die wertvollsten Flaschen Jahrgangskirsch lagern neu in einem begehbaren Kirsch-Sarkophag.

Blick in den Sarkophag im Stammhaus der Familie Fassbind in Oberarth/SZ, das als Geburtshaus des Rigi-Kirschs gilt. (ZVG)

Nach einem Jahr Planungs- und Bauzeit wurde das erste Jahrgangskirschhaus der Welt im Stammhaus der Familie Fassbind in Oberarth/SZ eröffnet. Dieses Haus geht auf das Jahr 1550 zurück. 1998 gründete Lukas Fassbind die Kirschstrasse Schweiz GmbH. Diese veranstaltet Anlässe rund um das Thema Kirschen und Kirsch. Dazu gehören Besichtigungen, Seminare und Kirschdegustationen. 

Die Kirschstrasse Schweiz GmbH erwarb im Laufe der Jahre verschiedene Flaschen Jahrgangs- kirsch und baute damit eine exklusive Sammlung auf. «Mit der Einstellung der Kirschproduktion der Arnold Dettling AG in Brunnen bot sich für uns ausserdem die Gelegenheit, sämtliche Jahrgangskirschbrände dieser Brennerei zu übernehmen», freut sich Lukas Fassbind. Damit sei die Kirschstrasse Schweiz GmbH seit vergangenem März im Besitz der wohl wertvollsten Jahrgangskirsch-Sammlung der Welt.

Ein Sarkophag, der begehbar ist

Für die Bewahrung dieser Jahrgangskirsch-Sammlung hat sich Lukas Fassbind etwas Aussergewöhnliches ausgedacht: einen begehbaren Kirsch-Sarkophag. Dort wird die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. «Der Name Sarkophag ist eine seit letztem Juni von mir gegründete Spirituosen-Dachmarke», erklärt Fassbind. Der Begriff stehe fortan für den Aufbewahrungsort historisch seltener, aussergewöhnlicher und kostbarer Jahrgangskirschbrände. 

Markenjahrgänge wie Etter, Dettling oder Fassbind, aber auch Kirschbrände von längst stillgelegten Brennereien werden im Kirsch-Sarkophag sorgsam gehütet und gelagert. Die älteste gefüllte Flasche der Sammlung ist jene aus dem Hause Dettling. Sie geht auf das Jahr 1887 zurück. Lukas Fassbind weiss, weshalb dieser Jahrgangskirsch so wertvoll ist: «Diese Brände sind ein Abbild der Ernte und der Produktionsepoche eines bestimmten Jahres. Sie werden über Jahre oder Jahrzehnte sorgsam in Korbflaschen abgefüllt, plombiert, gelagert und aufbewahrt.» Kapitalgebunden und vorversteuert seien sie deshalb aus unternehmenskalkulatorischer Sicht sehr wertvoll. Die Lagerzeit für Jahrgangskirschbrände beträgt je nach Firmen-Philosophie mindestens zehn Jahre. «Jahrgangskirschbrände gehören zu den Königen unter den Spirituosen, da sie nur sehr selten aufzufinden sind.» 

Auf Anfrage führt Lukas Fassbind Gruppen durch den Sarkophag. Bei einer Gruppengrösse bis 20 Personen kostet das 300 Franken inklusive vier Kostproben eines Jahrgangskirschs. Diese Flaschen können auch käuflich erworben werden. Jedoch: «Ein paar von ihnen sind solche Raritäten, dass sie eigentlich unbezahlbar sind», so Lukas Fassbind.

(Ruth Marending)