Mit Ironie und Zeichnungen die Weinwelt aufgemischt

Madelyne Meyer nähert Menschen auf unkonventionelle Weise dem Wein an. Ein Porträt über ein vielversprechendes Talent.

  • Ein Weintalent, das es zu beachten gilt: Madelyne Meyer. (ZVG)
  • «Erleben Sie mit uns eine kulinarische Reise durch das Baskenland.» Madelyne Meyer und Sandro Zinggeler. (ZVG)

Diese Tage weilt Madelyne Meyer erst an der World of Wine Expo in Crans-Montana, um von da direkt nach Verona an die Vinitaly weiterzuziehen. Potenzielle Kunden treffen, spannende Persönlichkeiten kennenlernen und vor allem wieder viel Neues über die zahllosen Facetten des Weins erfahren.

Der Bezug zum Traubengetränk wurde der Aargauerin quasi in die Wiege gelegt: Sie und ihre beiden Schwestern sind die fünfte Generation der Familie, welche die Weinkellereien Aarau besitzt. Seit ihrer Zeit als Oberstufenschülerin arbeitet sie im Familienbetrieb mit. Klebte sie früher noch Etiketten und packte Kisten um, ist Madelyne Meyer mittlerweile zur Marketing- und Kommunikationsleiterin aufgestiegen.

Endgültig vom Weinfieber erfasst wurde sie beim Schreiben ihrer Bachelorarbeit zum Thema «Internationale Weintrends». «Ich begab mich in den Keller meines Grossvaters», erinnert sie sich. «Da lagen verstaubte Flaschen. Der Geruch, das Bild, das sich meinen Augen bot – da war es um mich geschehen.»

Den Aufstieg innerhalb des Unternehmens hat sie allerdings längst nicht nur dem Stammbaum zu verdanken: In Kalifornien arbeitete sie für zwei Weingüter, im Bordeaux war sie für den grossen französischen Weinhändler L.D. Vins tätig. «Wein fasziniert mich, er ist wie ein Zaubertrank. Man sieht, wo er wächst und dann, wo die Flasche steht. Und über den Weg dazwischen wissen viele nichts», erklärt die 28-Jährige ihre Leidenschaft.

Ungefilterte Selbstironie

Findet man Madelyne Meyer nicht gerade in einem Rebberg, an einer Weinmesse oder im Weinkeller des Betriebs, so liest sie sich in ihrer Freizeit quer durch Weinlektüre und zeichnet sich dazu passende Bilder, um das Gelesene zu verarbeiten und abzuspeichern. «Ich bin ein visueller Mensch», erklärt die Weinkennerin mit dem ansteckenden Lachen. «Und so ist mir die Idee gekommen, mein erlerntes Wissen zu teilen.» Sie gründete den Blog «Edvin. Uncorked. Unscrewed. Unfiltered.» – zu Deutsch «Edvin. Entkorkt. Aufgeschraubt. Ungefiltert.». Darauf erzählt sie auf witzige, selbst-ironische Weise über Wein. Mal schriftlich mit Illustrationen, mal im Video. Hauptsache unkompliziert. «Ich verzichte bewusst auf jene abschreckenden Begriffe, die ohnehin keiner versteht. Wein soll nicht länger ein Mysterium sein, an das sich viele Leute nicht heranwagen.»

Für eine Illustration braucht sie rund fünf Stunden Zeit. Eine ihrer bemerkenswerten Zeichnungen etwa zeigt das Bordeaux, unterteilt in seine Appellationen. Jede Appellation kriegt auf dem Bild die passende Bezeichnung. Sauternes: süsse Weissweine, flüssiges Gold. Entre deux mers: zugängliche Rot- und Weissweine für wenig Stutz. Côtes de Bourg: Weine zu Studentenpreisen. Saint-Émilion: elegante Rotweine, kein Schnäppli.

Was ist Verdejo?

Seit einem halben Jahr veranstaltet Madelyne Meyer unter dem Label «Edvin.» monatlich einen Anlass für zwanzig bis dreissig Personen, wo sie zu Häppchen und einer Weindegustation Basisinformationen über die Welt der Weine vermittelt. Auf noch bescheidenerem Niveau muss die Liebhaberin von eleganten Burgunder Pinots Noirs ansetzen, wenn sie an ihren «Wine for Women»-Abenden Frauen ohne jegliches Vorwissen Grundkenntnisse vermittelt. «Das sind die witzigsten Abende. Ich erkläre, dass Verdejo frisch und knackig ist – doch dann kommt die Frage aus dem Publikum: ‹Was ist Verdejo?› Einfach genial!»

Was soll denn daran genial sein? Madelyne Meyer erklärt: «Ich arbeite in einem Weinunternehmen. Es ist für mich wichtig, zu begreifen, wie der Wissensstand der durchschnittlichen Leute ist. Nirgends erfahre ich das besser als hier. Das öffnet mir die Augen.»

Manch ein Wein-Profi lache verdutzt über die unkonventionelle, einfache Herangehensweise, wenn er sich den Blog ansehe. Doch Madelyne Meyer ist überzeugt, den richtigen Weg zu gehen. «Zuletzt war ich mit der renommierten Weinautorin Chandra Kurt essen. Sie meinte, von mir müsse noch viel mehr kommen. Sie stehe völlig hinter mir. So was von einer derartigen Expertin zu hören, bedeutet mir sehr viel.»

Es ist tatsächlich davon auszugehen, dass man in den nächsten Jahren noch viel von dieser kreativen, innovativen Weinliebhaberin zu hören kriegt. Demnächst startet sie mit dem ebenfalls ambitionierten Koch Sandro Zinggeler eine Serie an stimmungsvollen, baskischen Kochabenden: Er zaubert mit den Gästen Pintxos, gastronomisch hochstehendes Fingerfood aus dem Baskenland, auf die Teller, sie sorgt mit Tropfen der Bodegas Beronia für die passende Weinbegleitung.

Madelyne Meyer – ein Weintalent, das es zu beachten gilt. 

(Benny Epstein)


Mehr Informationen unter:

<link http: www.uncorked-unscrewed-unfiltered.com>www.uncorked-unscrewed-unfiltered.com

Zur Anmeldung für den baskischen Kochabend mit Madelyne Meyer und Sandro Zinggeler:

<link https: www.beroniatxokoch.com>www.beroniatxokoch.com