Das grosse Geheimnis: Wie sich Hotels gegen Terrorismus schützen

Mit Tipps, damit Sie richtig reagieren, wenn Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt.

Hotels arbeiten präventiv mit der Polizei: WEF-Gäste in Davos werden durch Bombenspürhunde gesichert. (Keystone)

Bis jetzt ist die Schweiz von Anschlägen verschont geblieben. Trotz der internationalen Terrorgefahr hat das Land derzeit noch ein touristisches Wachstumspotenzial. ­Dasselbe gilt für Skandinavien, ­Kanada und Australien. Die Türkei und Ägypten sind als Reiseziele derzeit out. Das hat eine Umfrage der auf Tourismus spezialisierten Unternehmensberatung IPK International ergeben. Befragt wurden 50 000 Personen in 40 Ländern.

Die Umfrage hat ergeben, dass 15 Prozent der Befragten aus Angst vor terroristischen Angriffen auf eine Reise ins Ausland verzichten und ihre Ferien lieber im Heimatland verbringen. Besonders Familien mit Kindern sind bei der Wahl ihrer Feriendestination vorsichtig. Alleinstehende oder junge Touristen hingegen verreisen, selbst wenn sie dabei ein mulmiges Gefühl haben. Unabhängig von der Destination und egal, ob er als Single oder mit der Familie anreist, der Gast möchte sich in seinem Ferien­domizil sicher fühlen. Das ist den internationalen Hotelketten sehr bewusst. Deshalb investieren sie viel Zeit, Aufwand und Geld in die Sicherheit und Sicherung ihrer Häuser. Unter anderem auch in die Prävention von terroristischen Anschlägen.

Diskretion ist das A und O

Wie gross ihr Aufwand im Bereich Sicherheit ist, möchten die internationalen Hotelketten nicht verraten. Nach allfälligen Massnahmen zum Schutz vor terroristischen Angriffen gefragt, antwortet Sonja Kottmann, Marketing Executive von Mövenpick Hotels & Resorts: «Die Thematik ist bei uns sehr wichtig und wird ernst genommen. Momentan möchten wir uns dazu aber nicht äussern.» Ähnlich zurückhaltend geben sich die Accor Hotels. Die in Paris ­beheimatete Hotelkette verfügt über mehr als 3700 Hotels in 92 Ländern. In ihr Portfolio gehören Marken wie Raffles, Fairmont, Swissôtel, Novotel, Mercure, Sofitel und Ibis. «Die Sicherheit unserer Mitarbeiter, Gäste und Partner ist uns ein grosses Anliegen. Aus diesem Grund nehmen wir alle potenziellen Gefahren ernst und sind im ­direkten Kontakt mit den jeweiligen, lokalen Behörden», sagt Joël Frey von der Medienstelle der ­Accor Hotels Schweiz. Die Lage­berichte und Empfehlungen dieser Behörden fliessen laufend in die Risikoanalysen und Notfallpläne der Accor Hotels ein. «Auf lokaler Ebene haben wir für jedes Hotel weltweit individuelle Evakuierungspläne entwickelt. Diese werden regelmässig getestet, kritisch ausgewertet und laufend optimiert», erklärt Joël Frey. Zum Schutz ihrer Mitarbeitenden, Gäste und Partner kommunizieren die Accor Hotels keine Details.

Rezidor Group hat 110 Hotels mit Sicherheitslabel zertifiziert

Etwas offener geht die Rezidor Hotel Group mit dem Thema Sicherheit um. Sie lässt ihre Häuser seit 2015 von der auf Hotelsicherheit spezialisierten Firma Safehotels Alliance zertifizieren. Bis jetzt haben 110 Häuser der Marken Radisson Blu und Park Inn by Radisson Hotels das dafür nötige Safety-&-Security-Programm durchlaufen. Der Zertifizierungsprozess umfasst Bereiche wie Brandschutz, erste Hilfe, Sicherheitsausrüstung und Mitarbeiterschulung. «Dank der Kooperation mit Safehotels können wir unser Sicherheitsprogramm kontinuierlich weiterentwickeln», sagt Paul Moxness, Vice President Safety & Security bei Rezidor. Die Zertifizierung zeige, wie sehr der Hotelgruppe das Wohl und die Sicherheit der Gäste und Angestellten am Herzen liege. «Vom Schutz des Eigentums bis hin zur Gewissheit, im entscheidenden Fall sofort richtig reagieren zu können.»

Profitieren von WEF-Erfahrung

Jahrzehntelange Erfahrung im Verhindern von möglichen terroristischen Anschlägen hat das Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos. Während des World Economic Forums WEF verwandelt sich das Hotel jeweils in eine Art Hochsicherheitstrakt mit Fünf-Sterne-Niveau. Wie das Sicherheitskonzept im Detail aussieht, wie viel Geld die Steigenberger Hotels für Sicherheitsmassnahmen ausgeben oder ob die Massnahmen als Folge auf die Attentate der letzten ­Monate in Zukunft noch verstärkt werden, möchte Gunther Träger nicht verraten. Der Pressesprecher der Steigenberger Hotel Group weiss: «Sicherheit lebt in hohem Masse auch von Vertraulichkeit.» Er kann aber versichern: «Die Sicherheit unserer Gäste liegt uns extrem am Herzen. Wir sind dazu in sehr engem Kontakt mit den zuständigen Behörden und Dienststellen, deren Kompetenz, Hilfestellung und Beratung wir nur in ganz hohem Masse wertschätzen und loben können. Den Empfehlungen folgen wir präzise und schnell.»

Eine halbe Million Franken für die Sicherheit der Partygänger

Nicht nur Hotels verlassen sich in Sicherheitsfragen auf die Polizei. Auch bei Grossanlässen wie beispielsweise der Street Parade in Zürich ist die Polizei der wohl wichtigste Sicherheitsberater und -partner. «Wir arbeiten sehr eng mit der Stadtpolizei zusammen», bestätigt Stefan Epli, Mediensprecher der Street Parade. «Das Sicherheitskonzept der Street Parade wird zusammen mit der Stadtpolizei jährlich verfeinert, und das ­bereits seit 24 Jahren.» Was genau für dieses Jahr ­verfeinert wurde, darf Stefan Epli aus Sicherheitsgründen natürlich nicht verraten. Dafür gewährt er einen Blick ins Budget. «Alleine die Street Parade investiert rund 500 000 Franken für die Sicherheit. Dies entspricht etwa 27 Prozent des Gesamtbudgets.»

Die Polizei, dein Freund und Berater

In den meisten Kantonen verfügt die Kantonspolizei über eine Präventionsabteilung. Hier kann man sich über die verschiedensten ­Aspekte der Kriminalprävention beraten lassen. Je nach Situation erhält man auch konkrete Unterstützung bei der Umsetzung von vorbeugenden Sicherheitsmassnahmen. «Bei Grossanlässen von polizeilichem Interesse, zum Beispiel wenn völkerrechtlich geschützte Personen erwartet werden, macht die Polizei ihre eigenen Dispositive», sagt Anita Senti, Mediensprecherin der Kantonspolizei Graubünden. Generell sei es die Sache des Veranstalters, für die Sicherheit zu sorgen. Zum ­Beispiel, indem er eine private ­Sicherheitsfirma beauftragt.

Aufmerksame Mitarbeitende sind die beste Sicherheitsmassnahme

Eine Präventionsmassnahme, die ohne grossen Aufwand rasch umgesetzt werden kann, ist der Einsatz von Videoüberwachung mit Aufzeichnung. «Diese Sicherheitsmassnahme ist sehr sinnvoll», lobt Anita Senti. Von Gepäckscannern, wie sie im Ausland bei hoch ­frequentierten Sehenswürdigkeiten und Grossanlässen eingesetzt werden, hält die Mediensprecherin der Kapo Graubünden nichts. Dafür umso mehr von der guten Menschenkenntnis von Hotelangestellten. Anita Senti nennt als Beispiel einen Fall, der sich im Juni 2016 in Davos ereignete. In zwei unterschiedlichen Hotels fielen vier männliche Gäste auf. Basierend auf Hinweisen wurden diese einer Kontrolle unterzogen und man konnte Gegenstände bei ihnen sicherstellen, die auf einen geplanten Raubüberfall hindeuteten. Die Männer wurden umgehend festgenommen.

Wenn gewisse Personen auffallen, weil sie sich irgendwie komisch oder ungewöhnlich benehmen, sollte man Folgendes tun.

  • Sich selber unauffällig verhalten und über die Telefonnummer 117 die Polizei informieren.
  • Ganz normal weiterarbeiten.
  • Sich so viele Details wie möglich merken, damit man der Polizei eine genaue Personen­beschreibung geben kann.
  • Die verdächtige Person NICHT fotografieren. Man verstösst dadurch gegen deren Persönlichkeitsrecht.
  • Keine Scheu davor haben, die Polizei zu rufen. Eine Personenkontrolle kostet nichts, selbst wenn sich der Verdacht als unbegründet herausstellt.

Selber sicher reisen

Bald ist die Sommersaison zu Ende und die Ferienzeit der Gastgewerbler beginnt. Wer vor dem Start in die Wintersaison den Sommer nachholen möchte, kommt um eine Auslandsreise kaum herum. Bei der Wahl des ­Ortes sollte man sich Gedanken zur Sicherheit am Reis­e­ziel machen. Eine gute Informationsquelle ist dabei das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

Trotz der Anschläge der vergangenen Wochen sieht das EDA keinen Anlass, generell von Reisen abzuraten. «Eine solche Massnahme wäre unverhältnismässig angesichts der Unmöglichkeit, Anschläge vorauszusehen. Sie würden das Ziel der Terroristen, Unsicherheit und Angst zu schüren, unterstützen», schreibt das Departement für ausländische Angelegenheiten auf seiner Webseite.

Dennoch rät das EDA:

  • öffentliche Kundgebungen und grössere Menschenansammlungen zu meiden.
  • bei touristischen Treffpunkten und Vergnügungszentren generell wachsam zu sein.
  • Warnungen und Sicherheitsvorkehrungen lokaler Behörden unbedingt zu beachten.

Informationen über die aktuelle Sicherheitssituation in einem bestimmten Land findet man auf der Webseite des EDA. Hier ist ­neben Reisechecklisten, Sicherheitstipps und Infos zu Spezial­themen wie Zika-Virus oder ­Piraterie auch die «ItinerisApp» aufgeschaltet. Diese App unterstützt die optimale Reisevorbereitung, bietet Reisehinweise, Adressen der Schweizer Botschaften ­sowie der Helpline des EDA. Zudem kann man sich sowohl über die App wie auch auf der Webseite beim EDA registrieren lassen. Im Fall, dass sich die ­Sicherheitslage im Reiseland plötzlich markant verschlechtern sollte, wird man vom EDA umgehend benachrichtigt.

(Riccarda Frei)


Mehr Informationen unter:

<link http: www.skppsc.ch>www.eda.admin.ch
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