Der schwarze Punkt.

Die Gastkolumne – diese Woche von: Pascal Jenny, Tourismusdirektor in Arosa.

Pascal Jenny philosophiert in seiner Kolumne über unsere Einstellung zum Leben.

Wir alle sind privilegiert. Jeder, der uns in den Bergen besucht, tut dies mit Freude und grossen Erwartungen. Viele von uns haben die Gabe, primär das Positive zu sehen. Einige können das vielleicht weniger. In meinen Augen ist es unser aller Pflicht, auch selber dieses Glück zu leben zu packen und uns danach zu verhalten. Die folgende Geschichte wurde mir von einem Gast mit diesen Worten zugetragen: «Gerne sende ich dir diese kleine Geschichte. Für viele ist das vielleicht ein Weckruf, mal umzudenken. Dir schicke ich das als Bestätigung, so weiterzumachen.»

Die Geschichte geht so: Eines Tages kam ein Professor in die Klasse und schlug einen Überraschungstest vor. Er verteilte sogleich das Aufgabenblatt, das wie üblich mit dem Text nach unten zeigte. Dann forderte er seine Studenten auf, die Seite umzudrehen und zu beginnen. Zur Überraschung aller gab es keine Fragen – nur einen schwarzen Punkt in der Mitte der Seite. Nun erklärte der Professor Folgendes: «Ich möchte Sie bitten, das aufzuschreiben, was Sie dort sehen.» Die Schüler waren verwirrt, aber begannen mit ihrer Arbeit. Am Ende der Stunde sammelte der Professor alle Antworten ein und begann sie laut vorzulesen. Alle Schüler ohne Ausnahme hatten den schwarzen Punkt beschrieben – seine Position in der Mitte des Blattes, seine Lage im Raum, sein Grössenverhältnis zum Papier etc. Nun lächelte der Professor und sagte: «Ich wollte Ihnen eine Aufgabe zum Nachdenken geben. Niemand hat etwas über den weissen Teil des Papiers geschrieben. Jeder konzentrierte sich auf den schwarzen Punkt – und das Gleiche geschieht in unserem Leben. Wir haben ein weisses Papier erhalten, um es zu nutzen und zu geniessen, aber wir konzentrieren uns immer auf die dunklen Flecken. Unser Leben ist ein Geschenk, das wir mit Liebe und Sorgfalt hüten sollten, und es gibt eigentlich immer einen Grund zum Feiern – die Natur erneuert sich jeden Tag, unsere Freunde, unsere Familie, die Arbeit, die uns eine Existenz bietet, die Wunder, die wir jeden Tag sehen. Doch wir sind oft nur auf die dunklen Flecken konzentriert – die gesundheitlichen Probleme, den Mangel an Geld, die komplizierte Beziehung mit einem Familienmitglied, die Enttäuschung über einen Freund, Erwartungshaltung usw. Die dunklen Flecken sind sehr klein im Vergleich zu allem, was wir in unserem Leben haben, aber sie sind diejenigen, die unseren Geist beschäftigen und trüben. Nehmen Sie die schwarzen Punkte wahr, doch richten Sie Ihre Aufmerksamkeit mehr auf das gesamte weisse Papier und damit auf die Möglichkeiten und glücklichen Momente in Ihrem Leben und teilen sie es mit anderen Menschen.»

Mir gefällt diese Geschichte. Ihnen auch?