Digital Detox: das Abschalten mal wortwörtlich nehmen

Smartphone, Tablet, Computer – diese Geräte sind aus unserem Berufs- und Privatleben nicht mehr wegzudenken. Damit die Helfer nicht zu Sklaventreibern werden, ist Abschalten angesagt.

«Mail halten! Digitale Selbstverteidigung für Arbeitshelden und Alltagskrieger», Anitra Eggler, im Eigenverlag. (ZVG)

Der moderne Mensch, scherzweise auch Homo Digitalis genannt, ist gut vernetzt und dauernd online. Er surft pro Tag im Durchschnitt 158 Minuten, das sind über zweieinhalb Stunden. Im Monat sind das 80 Stunden, also fast so viel, wie seine Arbeitszeit in zwei Wochen beträgt. Aufs Jahr hochgerechnet surft der Homo Digitalis 40 Tage oder acht Arbeitswochen. Im Vergleich dazu: Die meisten Arbeitnehmer haben 20 Tage respektive 25 Tage Ferien im Jahr.

In diesen Zahlen sind die 15 Minuten, die der Homo Digitalis im Schnitt täglich auf Facebook verbringt sowie die 35 Minuten, die er chattet, noch gar nicht eingerechnet. Es wird gepostet und geliked, was das Zeug hält. Infos werden geteilt, Daten gesammelt, Partner gesucht, Einkäufe getätigt. Aus Angst, etwas vermeintlich Wichtiges zu verpassen, schaut der Homo Digitalis im Schnitt alle 18 Minuten auf sein Smartphone oder Tablet.

Seine Lebens- und Arbeitszeit besser nutzen

Was als Spass oder nützliche Arbeitserleichterung beginnt, kann rasch zum Zwang oder gar zur Sucht werden. Anitra Eggler, erfolgreiche Start-up-Unternehmerin und Buchautorin, war selber jahrelang begeistert von der digitalen Highspeed-Kommunikation. Doch dann merkte sie, dass sie vor lauter Online-Präsenz ihr Leben verpasst. Sie rechnete aus, dass sie vier Jahre ihrer Lebenszeit «mit digitaler Kommunikation verplemperte». Nach dieser Erkenntnis änderte Anitra Eggler ihr Leben, schaltete gezielt Offline Zeiten ein und arbeitet heute als Digitaltherapeutin.

Provokant, aber nicht antidigital

Als Autorin zeichnet sie verantwortlich für Bücher mit provokanten Titeln wie «E-Mail macht dumm, krank und arm», «Facebook macht blind, blöd und erfolglos» sowie «Mail halten!». Anitra Eggler sagt von sich selbst: «Ich bin nicht antidigital. Ich bin pro Menschenverstand und pro Lebenszeit. Mein Anspruch ist: Ich will nicht weniger digital sein, sondern besser!» Und so gibt sie in ihren Büchern Tipps, wie man sich digital entlastet und gleichzeitig einen effizienteren Umgang mit den digitalen Medien pflegt.

Hier ein paar ihrer Anregungen, wie man die E-Mail-Flut in den Griff bekommt:

  • Seien Sie nicht immer erreichbar. Nur Sklaven und Abhängige sind konstant verfügbar.
  • Starten Sie offline in den Morgen. Notieren Sie zuerst, was Sie an diesem Tag erreichen wollen, bevor Sie Ihre Mails konsultieren.
  • Schalten Sie alle akustischen und visuellen Hinweise auf Nachrichten und News ab. Sie entscheiden, wann Sie etwas lesen, nicht das Gerät.
  • Definieren Sie E-Mail Öffnungszeiten und kommunizieren Sie diese. Zum Beispiel: Ich lese meine Mails jeweils um 9 und 15 Uhr.
  • Wer E-Mails sät, wird E-Mails ernten. Reduzieren Sie daher Ihren Mailversand um 30 Prozent, das erspart viel Zeit.
  • Überlegen Sie, ob es nicht einfacher und sinnvoller ist zu telefonieren statt zu mailen. Ein Gespräch ersetzt oftmals viele Mails (Ping-Pong).
  • Schreiben Sie aussagekräftige Betreffzeilen.
  • Texten Sie kurz, klar, einfach – kommen Sie rasch auf den Punkt und beantworten Sie die W-Fragen.

(Riccarda Frei)


Mehr Informationen unter:

www.anitra-eggler.com