Giardina: Wilde Romantik oder lieber heimelige Wärme?

Wir waren für Sie an der Gartenmesse und hielten Ausschau nach spannenden, neuen Konzepten.

  • Landschaftsarchitekt Enzo Enea lässt Wohnzimmer und Garten grenzenlos ineinander übergehen. Das gehört auch zur Philosophie des Hotels Giardino in Ascona, mit dem die Giardina früher zusammenarbeitete. (Bilder ZVG)
  • Out of Africa: In den vergangenen 80 Jahren hat Berger Gartenbau viele Projekte realisieren können. Mehr dazu unten im Text.
  • Erholung, Genuss und Spiel im Freien: Bowi Garten und Freizeit hat sich auf hochwertiges Gartenmobiliar spezialisiert. Mehr dazu unten im Text.
  • Gartenoase für den urbanen Raum: Die Pflanzwand aus dem Werkstoff Holz ist eine Kombination aus Hochbeet und Sichtschutz. Mehr dazu unten im Text.
  • Möbel für einen entspannten Sommer: Viplounge hat die erste Outdoor Lounge entwickelt, die man bei jedem Wetter im Garten stehen lassen kann. Mehr dazu unten im Text.
  • Faszination Feuer für heimelige Wärme: Jeder Ofen, den Benjamin Zweifel baut, ist ein Unikat und auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten. Mehr dazu unten im Text.
  • Sehnsucht nach wilder Romantik: In einem Naturgarten entstehen keine gestylten, perfekten Bilder, wie sie Hochglanz-Magazine abbilden. Mehr dazu unten im Text.
  • Alchemist – Pflanzenhaus und Hochbeet: Urbanisten sagen voraus, dass bis ins Jahr 2050 rund 80 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Mehr dazu unten im Text.
  • Dem Plätschern muss man einfach zuhören: Brunnen und Skulpturen verleihen einem Garten Charakter. Ein gutes Stück wird nicht langweilig, auch nach Jahren nicht. Mehr dazu unten im Text.

Küchenkräuter gelten als trendige Zierpflanzen. Angebaut in rostigen, zerbeulten und unterschiedlich hohen Eisenfässern, sind sie ein Hingucker beim Eingang zum Restaurant und schaffen Ambiance auf der Terrasse. Es braucht nicht viel, um öde Flächen in Paradiesgärten zu verwandeln. Wie das geht, zeigte das Leitthema «Grosse Wirkung auf kleinem Raum» der diesjährigen 20. Giardina in Zürich.

Die weltweit einzigartige Messe bietet reichlich Inspiration zum Leben im Garten und auf der Terrasse. Die von Gartenbauern auf 20 bis 200 Quadratmetern angelegten wilden Naturgärten und akkurat gestutzten japanischen Pavillons laden zum Nachahmen ein. Doch das soll wohl überlegt sein. «Viele Besucher verfallen nach der Giardina in einen regelrechten Kaufrausch», sagt Brian Wiss von Berger Gartenbau in Kilchberg/ZH. «Zu Hause merken sie dann, dass die einzelnen Stücke nicht zusammenpassen. Ich empfehle, mit einem Gartenbauer ein Konzept zu erstellen und die ausgearbeitete Linie einzuhalten.» Wer Pläne seines Umschwungs an die Giardina mitnahm, konnte sich von Studenten der Hochschule für Technik Rapperswil HSR vor Ort gratis beraten lassen.

«Den Mehrwert Garten haben viele Gastronomen noch nicht entdeckt», sagt Messeleiter Christoph Kamber. Diesen mit wenigen Worten zu beschreiben, ist hier kaum möglich. Die Wirkung schön gestalteter Gärten muss man erleben. Eine Möglichkeit dazu bieten beispielsweise die  Schweizer Gartenhotels oder das Baummuseum von Landschaftsarchitekt Enzo Enea in Rapperswil-Jona. Hier stellen wir einige spannende Konzepte und Neuheiten vor.

Out of Africa

In den vergangenen 80 Jahren hat Berger Gartenbau viele Projekte realisieren können. Darunter auch die Umgebungsgestaltung von zahlreichen Hotels. Ein aktueller Höhepunkt ist der Auftrag, in Zusammenarbeit mit Lüscher Gartenbau die ganze Aussenanlage der LEWA-Savanne im Zoo Zürich zu gestalten. An der Giardina bot Berger Gartenbau den Besuchern erstmals einen Einblick in diese einmalige Savannenlandschaft, die dem natürlichen Lebensraum von Breitmaulnashorn, Giraffe und Grevyzebra nachempfunden ist.

In Anlehnung an die Savanne präsentierte Berger Gartenbau an der Giardina zusammen mit Livingdreams mediterrane Gartenlandschaft mit afrikanischen Elementen, die das Innen und Aussen weitgehend aufhebt und die Schönheit der Natur in den Wohnbereich einbezieht. Dafür gewann der Gartenbauer einen der begehrten Giardina-Awards. Der Preis ist die verdiente Anerkennung für einen Trendsetter, der heute zu den führenden Garten- und Terrassen-Gestaltern des Landes gehört.
www.berger-gartenbau.ch
www.livingdreams.ch

Gartenoase für den urbanen Raum

Die Pflanzwand aus dem Werkstoff Holz ist eine Kombination aus Hochbeet und Sichtschutz. Die Idee dazu hatten René und Ueli Fahrni. Früher als Brüder gemeinsam mit Lego spielend, entwickelten sie das modulare System für eine Bepflanzung auf engstem Raum. Die vertikale Anordnung der Pflanzkästen vervielfacht die Anbaufläche. Sei es als Kräuterecke, Gemüsegarten oder dekorative Duftoase.
www.pflanzwand.ch

Möbel für einen entspannten Sommer

Viplounge hat die erste Outdoor Lounge entwickelt, die man bei jedem Wetter im Garten stehen lassen kann. Dank dem robusten Sonnenschirm-Stoff Sunbrella sind die Möbel absolut wetterfest, schmutzabweisend und UV-beständig. Die Polster sind durch das Quick-Dry-Foam-Konzept nach einem Regenguss innert kürzester Zeit trocken und zudem super bequem.
www.viplounge.ch

Faszination Feuer für heimelige Wärme

Jeder Ofen, den Benjamin Zweifel baut, ist ein Unikat und auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten. Dabei sind zahlreiche neuartige Ofenskulpturen entstanden. Der verrückteste Ofen, den Zweifel gebaut hat, rollt durch das Café 3692 in Grindelwald/BE. Der Feuerbehälter ist ein rostiger Kohlewagen aus dem Bergbau. Nach Belieben kann dieser auf Schienen auf die Terrasse gezogen und als Grill benutzt werden.
www.zweifelofenbau.ch

Erholung, Genuss und Spiel im Freien

Bowi Garten und Freizeit hat sich auf hochwertiges Gartenmobiliar spezialisiert. Für den professionellen Einsatz in der Gastronomie bietet Bowi zahlreiche Neuheiten an. Ein Beispiel ist die Tischgruppe Amsterdam aus dem Hause Karasek. Diese besticht durch eine klare Linienführung und ein frisches Erscheinungsbild in den Farben Gelb, Rot und Grün. Zudem ist Bowi ein führender Anbieter von Spielplatzgeräten.
www.bowi.ch

Sehnsucht nach wilder Romantik

In einem Naturgarten entstehen keine gestylten, perfekten Bilder, wie sie Hochglanz-Magazine abbilden. Vielmehr ergeben sich wilde, natürliche, anarchische, unerwartete, verspielte und sinnliche Ansichten. Im Gegensatz zu den eher statischen, klassischen Staudenrabatten zeichnen sich Bilder mit einheimischen Pflanzen durch Dynamik aus. Das kommt allein schon dadurch, dass einheimische Arten sich stärker versamen. In der freien Natur setzen sich mit der Zeit die dominanten Arten durch. Im Naturgarten lenkt die erfahrene, feinfühlige Hand des Gärtners die Entwicklung der Pflanzen. «Je kleiner ein Garten ist, umso grosszügiger muss er geplant werden», sagt Peter Richard. Der Gestalter kennt den Kunstgriff, der einen Garten breiter und tiefer erscheinen lässt.
www.gartenland.ch

Alchemist – Pflanzenhaus und Hochbeet

Urbanisten sagen voraus, dass bis ins Jahr 2050 rund 80 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Mit seinem Anspruch auf die flächige Ausdehnung wird der konventionelle Garten den Einzug in die Stadt jedoch nicht schaffen. Da kam Stephan Meier der Ge-danke, wie es wäre, das Paradies auf einen Quadratmeter zu komprimieren und den Pflanzen auf Augenhöhe zu begegnen. Entstanden ist Alchemist: ein Pflanzenhaus in verschiedenen Grössen und Farben. Mit seinen Massen passt es auf jeden Palettenrahmen, der zugleich als Hochbeet dient. Mit Alchemist beginnt die Gartensaison bereits vor dem letzten Frost, und die Erntezeit verlängert sich bis weit in den Spätherbst. Geeignet für Aussaaten, Tomaten, Beeren, Gemüse und Blumen.
www.paradiesgaerten.ch

Dem Plätschern muss man einfach zuhören

Brunnen und Skulpturen verleihen einem Garten Charakter. Ein gutes Stück wird nicht langweilig, auch nach Jahren nicht. «Die Herausforderung besteht darin, hochwertige Kunstwerke und Brunnen ausfindig zu machen», sagt Marco Sager, Inhaber der Sager Brunnen und Skulpturen AG. À propos Brunnen: Müssen die immer in einem Garten stehen? Nein, wie das Beispiel im Hotel Bären in Gonten/AI zeigt. Als Kontrast zum Holz steht im ersten Stock ein zwei Meter grosser Granitbrunnen, der in etwa aus derselben Zeit stammt wie das Grundgebäude. Er verblüfft. Denn einerseits ist er fremd, und andererseits passt er dennoch. «So bleibt er manchem Gast in Erinnerung, denn ohne aufzuhorchen, geht man daran nicht vorbei», sagt Marco Sager.
www.brunnen-skulpturen.ch


«Viele Hotels und Restaurants haben Nachholbedarf»

In der Hektik des Alltags steigt das Bedürfnis nach Wohlfühloasen. Wenn das Plätschern eines Brunnens das Animationsgelärme ersetzt oder Plakatwände von Sträuchern und Blumen verdeckt werden, kommt so etwas wie Ferienstimmung auf. Das ist gut fürs Geschäft. Entspannte Gäste konsumieren mehr, sagt uns Christoph Kamber, Ausstellungsdirektor der Giardina im Interview.

Hotellerie Gastronomie Zeitung: Christoph Kamber, die Giardina jubiliert. Wie hat sich die Messe in den vergangen 20 Jahren verändert?
Christoph Kamber: Für die zweite Giardina im Jahr 1999 baute der Landschaftsarchitekt Enzo Enea einen Garten in Originalgrösse auf. Das sorgte für Aufsehen. Ein Ruck ging durch die Branche. Dieses Schlüsselerlebnis machte die Giardina zur weltweit einzigartigen Gartenveranstaltung, bei der die Besucher mittendrin stehen und sie dadurch emotional abgeholt werden.

Heute ist Enea nicht mehr der Einzige, der an der Giardina Gartenanlagen aufbaut.
Nein. Heute beginnt der Aufbau zwei Wochen vor der Eröffnung. Über 1000 Lastwagen hatten Material angeliefert. Das Niveau ist enorm hoch. Das hat mit dem Wettbewerb zu tun und damit, dass die Aussteller ein Projekt einreichen müssen.

Wird ein Thema vorgegeben?
Nein. Für die Aussteller und den Wettbewerb geben wir kein Thema vor. Vor der Messe setzen wir jeweils Trend-Themen fest. Dieses Jahr standen «Grosse Wirkung auf kleinem Raum» und «Ausseneinrichtung – Wohnen im Freien» im Mittelpunkt. Zwei Themen, die auch für die Gastronomie sehr spannend sind.

Weshalb?
In Sachen Gartengestaltung haben viele Hotels und Restaurants Nachholbedarf. Meist ist der Platz beschränkt. Sobald die Sonne scheint, beginnt das Leben im Garten. Die Gäste wollen auf die Terrasse oder in den Garten. Wohlfühloasen sind dabei ein Bedürfnis der Gäste.

Gehen Sie mit gutem Beispiel voraus?
Auf jeden Fall. Dieses Jahr betrat man die Giardina durch Gartenrestaurants. Unter freiem Himmel wurde gekocht und grilliert. Im Hauptrestaurant boten wir gediegenen Service und Take-away im Garten an.

Nutzen Sie die Restaurants für Events?
Das ist eines von mehreren Projekten, die ich einführen will. Die Traumgärten bieten einen schwer zu übertreffenden Rahmen für Anlässe.

(Interview Gabriel Tinguely)