Glücksspielsucht: Besonders junge Männer sind gefährdet

Die Zahl der Menschen, die in Online-Casinos ihr Glück versuchen, hat erneut zugenommen. Damit ist leider auch die Zahl der Spielsüchtigen gestiegen. Daran ist aber nicht nur Corona schuld.

(Bild UNSPLASH)

Wer träumt ihn nicht, den Traum vom schnellen Geld durch einen Jackpot-Gewinn? Während die einen ihr Glück beim Sportwetten versuchen, zocken andere im Casino. Dies vermehrt online. Der Aufschwung, den Online-Casinos in den letzten drei Jahren erlebten, ist auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Während des Lockdowns hatten die Menschen viel Zeit, aber kaum Ablenkung. Eine gute Ausgangslage für Online-Unterhaltung aller Art.

Neues Gesetz erhöht Suchtgefahr

Gemäss der Organisation Sucht Schweiz hat sich die Zahl der Menschen mit einem problematischen Spielverhalten seit 2019 verdoppelt. Das hat nicht nur mit der Pandemie zu tun, sondern mit dem neuen Geldspielgesetz, das in jenem Jahr in Kraft trat. Es erlaubt Online-Glücksspiele mit Geldeinsatz. Gegen ein gelegentliches Spiel zur Unterhaltung ist nichts einzuwenden. Problematisch hingegen wird es, wenn eine Person spielt, um ihre Probleme zu verdrängen oder ihrem Alltag zu entfliehen.

Wie die Zahlen von Sucht Schweiz dokumentieren, lassen sich vor allem Männer im Alter von 18 bis 39 Jahren zum Online-Glücksspiel verführen. Besonders die jungen Männer bevorzugen Spiele mit hohem Risikofaktor. Bereits zeigt jeder Fünfte der 18- bis 29-jährigen Glücksspieler ein Suchtverhalten. Zu den Spielen mit Suchtpotenzial zählen Sport- und Pferdewetten, virtuelle Casinos mit Roulette, Blackjack und Poker sowie Finanzmarktwetten.

Nicht leicht zu erkennen

Im Gegensatz zu anderen Süchten macht sich die Spielsucht nicht durch eine Alkoholfahne oder verklärten Blick bemerkbar. Deshalb bleibt diese Krankheit oft unentdeckt, bis die betroffene Person in ihren Schulden versinkt.

Wie andere Süchtige verharmlosen aber auch Spielsüchtige ihre Probleme. Sie reagieren ebenfalls gereizt, wenn ihre Sucht ans Licht zu kommen droht. Zum Beispiel, wenn sie auf ihre Spielgewohnheiten angesprochen werden, das Spielen eingeschränkt wird oder kein Geld mehr vorhanden ist. Folgende Anhaltspunkte können helfen, ein problematisches Spielverhalten frühzeitig zu erkennen:

Die betroffene Person …

  • spielt häufiger und länger als in der Vergangenheit und setzt mehr Geld ein.
  • versäumt wegen des Spielens Verabredungen und hält Verpflichtungen nicht ein. Sie gefährdet dadurch Beziehungen und Arbeitsstelle.
  • leiht sich Geld, hält Einsatz­limiten nicht ein und spielt, um vorangehende Verluste auszugleichen.
  • ist unruhig , aggressiv und uneinsichtig, wenn sie auf das Spielen angesprochen wird.

Wer solche Zeichen bei einer Person in seiner Umgebung feststellt, sollte davor nicht die Augen verschliessen, sondern mit ihr das Gespräch suchen. Vor diesem Gespräch ist es hilfreich, sich selbst über das Thema Glücksspielsucht zu informieren. Eine gute Adresse dafür ist die Website sos-spielsucht.ch. Neben allgemeinen Auskünften gibt es hier Gesprächs- und Verhaltenstipps für den Lebensgefährten, Familienmitglieder und Vorgesetzte. Sie erfahren, wo sie professionelle Hilfe für den Spielsüchtigen, aber auch für sich selbst erhalten. Es wird auch erklärt, wie man eine Spielsperre einrichtet, um den Süchtigen am Spielen zu hindern.

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