Tourismus entdeckt das Potenzial der «New Work»-Gäste

Die Fachhochschule Graubünden FHGR hat eine Grundlagenstudie zum Thema «New Work» erstellt. Sie dient als Basis für neue touristische Angebote.

Gäste, die Ferien mit Arbeit verbinden, bleiben länger in der Destination. (ZVG)

Welche Erscheinungsformen hat New Work? Wie gross ist das touristische Potenzial von Gästen, die Ferien und Arbeit verbinden, für Graubünden? Und welcher Handlungsbedarf besteht, um dieses Potenzial ausschöpfen zu können? Diese Fragen wollte das Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden (AWT) beantwortet haben und gab deshalb bei der Fachhochschule Graubünden eine entsprechende Studie in Auftrag.

Drei Modelle mit unterschiedlichem Potenzial

Die Bestandsaufnahme der FHGR zeigt, dass es aktuell drei New- Work-Ausprägungen gibt:

  • «Workation light»: Der Aufenthaltsfokus des Gastes liegt auf den Ferien. Der Arbeit geht er während seines Aufenthalts nur nebenbei nach.
  • «Workation real»: Der Gast hält sich für einen gewissen Zeitraum in einer Destination auf und ist hauptsächlich zum Arbeiten ausserhalb seines gewohnten Umfelds hier.
  • «Retreats»: Gäste kommen als Team in eine Destination, um abseits ihres gewohnten Umfelds zusammenzuarbeiten.

Fast alle Workation-Gäste in den für die Studie untersuchten Bündner Destinationen lassen sich dem Typ Workation light zuordnen. Auch die Zweitwohnungsbesitzerinnen und -besitzer, die so genannten Zweitheimischen, werden dieser Gruppe zugerechnet.

Die Verfasser der Studie sehen in diesem New-Work-Typ das grösste Potenzial. Wegen ihres hohen Freizeitanteils lösen diese Gäste die höchste touristische Wertschöpfung aus.

Nicht mehr Gäste, dafür aber längere Aufenthalte

Verfasst haben die Studie Lena Pescia, Dozentin für Tourismusmanagement, und ihr Team. Sie sehen das hauptsächliche Potenzial von New Work nicht im Er­höhen der Gästezahl. Mit ent­sprechenden Angeboten kann ihrer Ansicht nach aber die Aufenthaltsdauer der bestehenden Klientel massgeblich verlängert werden. Zum Beispiel, wenn ihr ruhige Arbeitsräume (Working Spaces) zur Verfügung stehen. ­An gemeinschaftlich genutzten «Co­working Spaces» hingegen sind die Workation-light-Gäste weniger interessiert.

Coworking Spaces sind ein Angebot, das Gäste des Typs Workation real anspricht. Auch für Zweitheimische, die den sozialen Austausch wünschen, wären Coworking Spaces ideal. Die Studienverfasser schätzen das touristische Potenzial von Workation real jedoch als gering ein.

Grösseres Potenzial sehen die Tourismusforschenden dafür im New-Work-Modell Retreats. Bei Unternehmen, die ihre Teamanlässe fernab des Firmensitzes durchführen, handle es sich meist um sehr zahlungsbereite Kunden. Von diesem New-Work-Typ profitieren allerdings nur Destinationen mit entsprechender Seminarinfrastruktur.

(rif)


New Work in Kürze

Der Begriff «New Work»beschreibt eine Arbeitsweise, die mehr Freiheit, mehr Selbstbestimmung und mehr Flexibilität bezüglich des Arbeitsortes beinhaltet. Mit dem Eintritt der Generation Z in den Arbeitsmarkt und der zunehmenden Digitalisierung wachsen das Bedürfnis, aber auch die Möglichkeiten in Bezug auf New Work.


Mehr Informationen unter:

fhgr.ch