«Wir verzichten auf den Gang ans Bundesgericht»

Christa Augsburger, SHL-Direktorin, muss nach dem Entscheid des Kantons über die Bücher. Wieso lehnte der Kanton den Neubau ab? Wie geht es nach der Niederlage weiter?

Christa Augsburger will den SHL-Stiftungsrat aufstocken. (Bild Filipa Peixeiro)

Der geplante Ausbau der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern SHL verzögert sich auf unbestimmte Dauer. Vielleicht ist er sogar ganz vom Tisch. Denn das Verwaltungsgericht des Kantons kippte die Bewilligung der Stadt und verbot den Abriss des Studentenwohnheims an der Haldenstrasse. Hier hätten neue Schulräume und Studios entstehen sollen. Doch das Gebäude befindet sich in der Ortsbildschutzzone B und ist vor dem Abriss geschützt.

Hotellerie Gastronomie Zeitung: Christa Augsburger, wie ist Ihre Gemütslage?
Christa Augsburger: (lächelt leicht gequält) Ich bin genervt. Damit haben wir nicht gerechnet.

Was ärgert Sie am meisten?
Es scheint, als wären wir der Stadt nicht so wichtig. Seit der Entscheid draussen ist, melden sich Investoren aus Kriens, Root und Gisikon oder auch der Stadtpräsident von Sursee. Sie alle drücken ihr Bedauern aus und fragen, ob sie helfen können. Nur die eigene Stadt hat sich nicht gemeldet.

Waren Sie zu optimistisch?
Ich glaube nicht. Ich glaube, wir waren zu Recht optimistisch, nachdem die Stadt uns die Bewilligung gab. Unser Anwalt war total überzeugt.

Was sagt denn das Gesetz?
Es sagt, dass man abreissen und neu bauen kann, wenn man nachweist, dass eine Sanierung nicht reicht, um das Gebäude danach wirtschaftlich weiterzuführen. Dies belegten wir in einem Gutachten.

Und wie argumentierte das Verwaltungsgericht?
Es warf uns vor, wir hätten es in den letzten zwanzig Jahren versäumt zu investieren.

Stimmt das?
Wir haben das Haus als Abbruchobjekt gekauft. Logisch, dass wir nicht investierten.

Es bleibt der Gang ans Bundesgericht.
Darauf verzichten wir. Unser Anwalt meint, dieser Schritt wäre aussichtslos und reine Geldverschwendung.

Wie weiter?
Wir sind von der Bauzonenordnung abhängig. Die muss geändert werden. Wir haben bei der Stadt angefragt, wie es da aussieht.

Und?
Die Idee gibt es ja bereits von anderer Seite her. Die Frage ist, wie schnell was passiert. Je nachdem, wie die Antwort der Stadt lauten wird, müssen wir den politischen Weg gehen. Eine Motion gibt es dazu bereits von FDP-Stadtrat Rieska Dommann.

Klingt nach einer ziemlichen Hürde, bei der vieles passen muss. Wie viel Zeit verlieren Sie im besten Fall?
Fünf Jahre.

Und im schlechtesten Fall?
Zehn.

Hätte das Verwaltungsgericht der SHL Recht gegeben, wäre die Gegenpartei wohl noch vor Bundesgericht. Sie hätten bei positivem Bundesentscheid 2022 oder 2023 in den Neubau einziehen können. Nun wird es frühestens 2028. Was löst das bei Ihnen aus?
Seit einer Woche mache ich nichts anderes mehr, als Optionen abzuchecken. Es geht dabei in erster Linie nicht um den Bildungsgang auf Deutsch. Die Schüler fühlen sich hier wohl. Es geht um jenen auf Englisch, den wir ab kommendem Herbst anbieten.

Zwei verschiedene Standorte bedeuten doppelte Logistik. Wäre ein Standortwechsel für die ganze Schule denkbar?
Ja. Wir überlegen uns auch, einen eigenen Campus zu bauen.

Was werfen Sie sich rückblickend vor?
Dass wir lokalpolitisch zu wenig vernetzt sind. Andernfalls hätte uns diese Niederlage vielleicht gar nicht passieren können.

Wie ändern Sie das?
Wir werden die Nähe zu den politischen Entscheidungsträgern suchen. Beim nächsten Meeting mit der Stadt wollen wir nicht nur die Baudirektion, sondern auch den Stadtpräsidenten am Tisch.

Das kann aber nur ein Teil der Lösung sein oder?
Ja, ich sage schon lange, dass der Stiftungsrat aufgestockt werden müsste. Jemand von der Stadt oder zumindest vom Kanton muss da rein. Das wäre taktisch die logische Lösung, um mehr Gewicht zu kriegen.

(Interview Benny Epstein)