Dynamische Preisgestaltung

Während grössere Hotels und die Kettenhotellerie einen Vollzeit-Revenue-Manager beschäftigen, können sich das Mittelklassehotels nicht leisten. Doch es gibt auch für diese Betriebe Lösungen.

Auf HG+ sehen Sie den Videobeitrag von Room Price Genie, der anlässlich der Milestone-
Verleihung gezeigt wurde. (Unsplash)

Beim Buchen von Flügen ist dynamic Pricing, zu Deutsch dynamische Preisgestaltung, längst gang und gäbe. In der Hotellerie kennt man das System spätestens, seit Buchungsplattformen wie Booking.com oder Trivago den Markt aufmischen. «Für Hotels, auch für kleinere, ist es wichtig, mit ihrem Zimmerpreis immer wettbewerbsfähig zu bleiben», weiss Marvin Speh, einer der Gründer von Room Price Genie in Steinhausen/ZG. Er und seine zwei Mitgründer Ari Andricopoulos und Jörg Siegel haben vor zwei Jahren erkannt, dass zwischen grossen und kleinen Hotels eine Diskrepanz in puncto Preisgestaltung besteht. «Grosse Hotels nutzen komplexe Software und stellen Experten in Vollzeit an, die die Preise kontrollieren», so Speh. Kleine Hotels, oftmals familiengeführt, ziehen den Kürzeren. Der Hotelbesitzer verbringt oft viel Zeit damit, nach Bauchgefühl die Preise zu ändern. «Technologie als Unterstützung nutzt er kaum», so Speh. Room Price Genie hat in anderthalb Jahren Arbeit einen Algorithmus entwickelt, welcher das Problem für kleine Hotels löst. Dieser analysiert das Buchungsverhalten der Gäste und die Preisveränderungen am Markt. «Für ein bestimmtes Datum in der Zukunft stellt sich die Frage, wie viele Zimmer noch verfügbar sind und wie viele Tage verbleiben, um diese zu verkaufen. Dementsprechend werden Preise angepasst», so Speh. Zudem beobachten er und sein Team die Revenue-Management-Experten in der Region des Hotels, um herauszufinden, wie sie die Marktnachfrage einschätzen. «Indem wir mehrere Hotelexpertenmeinungen miteinander vergleichen, wissen wir immer, wie der Markt sich in bestimmten Zeiträumen verhält und passen unsere Preise dementsprechend an», erklärt Speh. In Zusammenarbeit mit Swiss Hospitality Solutions in Meggen/LU und der Bocco-Gruppe aus Bern zählt das Start-up bereits nach einem halben Jahr über 150 Hotels weltweit zu seinen Kunden. Für einen Betrieb mit 50 Zimmern kostet die Software 250 Franken pro Monat. 

Interessante Tagung in Zürich 

Room Price Genie war Sieger des World Tourism Forum 2019, nominiert für den letztjährigen Milestone und erhielt den Innovationspreis Venture Kick. «Das System schaut 365 Tage in die Zukunft, das schaffe ich in meinem Alltag nicht», so Cedric Nake, Direktor des Hotels Leoneck in Zürich, der Room Price Genie seit ein paar Monaten benutzt. 

Wer mehr darüber wissen möchte, dem sei der Hotel Sales & Pricing Day vom 17. März im Mövenpick Hotel Zürich Airport in Opfikon/ZH empfohlen. In dessen Rahmen findet eine Expertengesprächsrunde zum Thema «Dynamic Pricing – intelligentes Preismodell oder verdeckte Rabattschlacht?» statt. Einer der Teilnehmer ist Marvin Speh von Room Price Genie.

(Ruth Marending)