Politik sucht nach Lösungen 

Im Mai machte ein SP-Positionspapier zur Bekämpfung des Overtourism die Runde. Die Vorschläge sind brisant und widersprechen in weiten Teilen der bisherigen Tourismuspolitik.  

An schönen Sommertagen kann es punktuell zu Überlastungen kommen, wie dieses Bild der Rigi-Bahnen zeigt. Doch für Tourismusprofis ist das noch kein Overtourism. (Keystone)

Auslöser war eine Massenreise chinesischer Touristen. Zur Belohnung für die guten Geschäftsergebnisse liess der Kosmetikkonzern Jeunesse Global 12 000 chinesische Mitarbeitende im Frühsommer in die Schweiz einfliegen. Gereist wurde in Gruppen von bis zu 4000 Menschen. 

Das waren viele asiatische Gäste auf einmal. Und für die Medien, vorab die NZZ am Sonntag, ein guter Grund, das kürzlich ausgearbeitete Positionspapier der SP zu thematisieren. Darin hält die Partei fest, dass Schweiz Tourismus bei der Weiterentwicklung des Ferienlandes Schweiz vermehrt auf ökologische und soziale Aspekte achten solle. Die SP schlägt Massnahmen vor wie die generelle Klima-Abgabe auf alle Flugtickets. Zudem solle im Leistungsauftrag des Bundes an Schweiz Tourismus festgehalten werden, dass «der Anteil der Gäste aus den Fernmärkten nicht weiter gesteigert werden darf». Die SP macht damit klar, dass sie wenig von Massentourismus aus Fernmärkten hält. 

Doch blicken wir zurück, warum es überhaupt so weit kam. Als die Finanzkrise und der damit einhergehende starke Franken dem Tourismus zusetzte, litt das Gastgewerbe unter dem einbrechenden europäischen Markt. Vorab die deutschen Gäste blieben aus. Schweiz Tourismus reagierte und bearbeitete jahrelang Eurounabhängige Destinationen, vorab Asien. 

Overtourism in der Schweiz

Mittlerweile hat sich die Lage im Schweizer Tourismus entspannt, und die europäischen – auch die deutschen – Gäste kehren zaghaft zurück. Doch es kommen auch die asiatischen Gäste, die man jahrelang umworben hat. Diese reisen gemäss Schweiz Tourismus nicht mehr nur in Gruppen, sondern immer öfter auch individuell. 

Der Zufall wollte es, dass sich fast zeitgleich mit dem SP-Positionspapier erstmals der Schweizer Tourismus-Verband (STV) in die Debatte rund um Overtourism einmischte: «Man kann in der Schweiz nicht von Overtourism sprechen», sagt Direktorin Barbara Gisi. In einigen Destinationen jedoch habe sich die wachsende Masse von Touristen so stark konzentriert, dass die einheimische Bevölkerung Probleme bekunde. Das Phänomen sei laut dem Verband nicht neu, trete aber nur sehr punktuell auf. Mit dem Aufkommen des Begriffs «Overtourism» werde vermehrt emotional argumentiert. Als wichtigen Lösungsansatz schlägt der STV vor, dass sich die Tourismusverantwortlichen aktiv um das Wohl der lokalen Bevölkerung kümmern. Im Zentrum stehen dabei «partizipative Prozesse» wie die Arbeitsgruppe in Luzern, die sich mit der Frage auseinandersetzt, wie das Verständnis zwischen Bevölkerung und Gästen gefördert werden könne, oder die Kampagne in Interlaken, die zur Stärkung des Tourismusbewusstseins lanciert wurde.

(Ruth Marending)


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