Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen bei den Koncept Hotels im Zentrum. Dass bei diesem Konzept Stellen verloren gehen, sieht man als Vorteil.
Martin Stockburger, CEO und Co-Gründer der Koncept Hotels, verfolgt mit seinen Hotels ein Konzept, das sich stark an jenem von Airbnb orientiert: Die Betriebe kommen ohne Réception und F&B-Manager aus. In einigen Koncept Hotels sind somit bis auf die Mitarbeitenden der Hotellerie- Hauswirtschaft keine Mitarbeitenden vor Ort. An die Stelle der vertrauten Face-to-Face-Kommunikation mit dem Réceptionisten oder dem Hotelier tritt die digitale Guest Journey. Also die nahtlose, digitale Begleitung des Gastes auf seiner Reise.
Um diese zu bewerkstelligen, hat Stockburger alle möglichen Prozesse im Hotel digitalisiert. Das bedeutet für die Gäste, dass sie ausschliesslich über das Telefon und per Chat mit den Mitarbeitenden kommunizieren können. Den Mitarbeitenden im Head Office wiederum ermöglicht dies, sich stärker um die Gäste zu kümmern, statt «repetitive, stupide Aufgaben» auszuführen, wie Martin Stockburger erklärt. Zu diesen Aufgaben gehören beispielsweise die Vorbereitung des Check-in, das Erfassen der Buchungen im System oder Tagesabschlüsse.
«Bei Betrieben, die wir mit Réception oder F & B übernehmen, werden die Stellenprozente der Angestellten umgenutzt», sagt Stockburger. Beim Koncept Hotel H20 im deutschen Siegburg beispielsweise sind die drei Mitarbeitenden, die zuvor die Réception betreuten, nun für das Channel-Management, das Revenue-Management und die Gästebetreuung zuständig.
Bei neu eröffneten Betrieben werden diese beiden Bereiche von Beginn an digitalisiert. Mit dem Geld, das die junge Hotelkette durch den reduzierten Einsatz von Fachkräften spart, kann sie den verbleibenden Mitarbeitern faire Löhne zahlen. Zudem ermöglicht es Koncept Hotels, zeitnah Investitionen zu tätigen. So auch im ehemaligen Traditionsbetrieb Hotel Löie im bernischen Münsingen, das Anfang 2019 durch die Hotelkette übernommen und sanft renoviert wurde.
Darüber hinaus könne nachhaltig eine Philosophie verfolgt werden, die ökologische und soziale Aspekte mit Wirtschaftlichkeit verknüpft. So arbeitet die Firma aktuell mit diversen Non-Profit-Organisationen zusammen. Unter anderem mit einer Behindertenwerkstätte, die Wäschesäcke für die Hotels herstellt. Auch in den eigenen Reihen beschäftigt Koncept Hotels Menschen mit Behinderung oder solche, die mit über 60 Jahren anderswo kaum mehr eine Anstellung finden würden. Martin Stockburger ist überzeugt: «Hotels, die weder auf die ökologische noch auf die soziale Nachhaltigkeit achten, werden irgendwann keine Existenzberechtigung mehr haben.»
(Désirée Klarer)
Betriebe
Sechs Betriebe, davon vier in Deutschland und je einer in Österreich und der Schweiz.
Hotelgrössen
Das kleinste Hotel hat 20 Zimmer, das grösste 80.
Mitarbeitende
17 Mitarbeitende, wobei jeweils zwischen null und sechs vor Ort sind.
