Abseits von Käserösti

Bewegung an der kalten Winterluft macht Appetit. Winterdestinationen setzen vermehrt auf spezielle Angebote, die Wintersport und Kulinarisches kombinieren.

Rund 250 Gerichte zusätzlich verkauften die teilnehmenden Hütten der Skiregion Alta Badia am Tag der Skisafari. Sterneköche aus Südtirol und Süditalien verwöhnten zu Beginn der Saison genussfreudige Wintersportler in insgesamt 14 Skihütten. Nicht zu vergessen die zusätzlichen Tagespässe, die verkauft wurden. Denn die Skifahrer fuhren von einer Hütte zur nächsten, um dort die Spitzenköche zu besuchen und ihre eigens für diesen Tag kreierten Gerichte zu geniessen. Für 40 Euro konnten vier Speisen ausgewählt werden. Inbegriffen war jeweils ein Glas passenden Weins. «Mit der Skisafari locken wir jedes Jahr bereits zu Saisonbeginn mehr Skifahrer in unser Gebiet. Viele planen ihren Urlaub sogar hinsichtlich dieses Events», sagt Nicole Dorigo vom Pressebüro Alta Badia.

Der einheimische Sternekoch Norbert Niederkofler hat die erste Skisafari ins Leben gerufen. Seine Kreationen im Restaurant St. Hubertus im Relais & Châteaux Hotel Rosa Alpina in Badia sind mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Er kooperierte mit der Hütte Col Alt und bereitete dort zwischen 11.30 und 15.30 Uhr vor den Skifahrern eine Weinsuppe mit Kräutercroûtons und mariniertem Saibling auf Kartoffel-Bruschetta zu.

Die Gerichte der Spitzenköche werden mindestens bis Ende Saison in den Hütten angeboten. Damit die Qualität der Speisen gewährleistet ist, reisen die Gastköche einige Tage vor der Skisafari an, um die Köche genau zu instruieren. Die Gerichte sollen einfach, schmackhaft und schnell zubereitet sein.

«Mit dem Event wollen wir kulinarische Vielfalt in die Hütten bringen», sagt Norbert Niederkofler. «Früher wurde dort immer dasselbe gekocht.» Heute böten einzelne Betriebe alle Gerichte der vergangenen Skisafaris von Sterneköchen aus der ganzen Welt an. «So kann ich meine Gäste beruhigt zu einem guten Mittagessen in die Berge schicken.» Da die Skisafari jedes Jahr mehr Gäste in die Region lockt, möchte der Sternekoch dieses Jahr erstmals im Sommer eine Wandersafari durchführen.

Moritz Craffonara, Inhaber der In-Hütte Moritzino, macht seit Beginn mit. «Der Anlass ist Werbung für die Hütte, die Köche und für das ganze Gebiet», sagt der Italiener, der das «Moritzino» seit 49 Jahren mit Erfolg betreibt. Pro Saison verbucht er neben dem Tagesgeschäft jeweils rund 45 Anlässe am Abend. Er beherbergte dieses Jahr Nino di Constanzo, einen Küchenchef aus Ischia, der ein Gericht mit Eiern, Steinpilzen, Frisella-Brot und Büf-fel- Taleggio-Käse kreierte. Es wurde sehr oft bestellt. Doch auch während der Saison kommen immer wieder extra Gäste in die Hütte auf 2100 Metern über Meer, um Gerichte zu essen, die für vergangene Skisafaris rezeptiert wurden.

Mit dem Sommelier auf der Piste

Doch die Skisafari ist nicht alles, was die kulinarische Destination Alta Badia zu bieten hat. Eine spannende Neuigkeit für Wein- und Skiliebhaber ist die Veranstaltung «Sommelier auf der Piste». An drei Donnerstagen im Februar und März begleiten jeweils ein Skiexperte sowie ein Sommelier die Skifahrer auf ihrer Degustationstour.

Gegen Ende der Saison, am 13. März, beginnt zum zweiten Mal die kulinarische Woche, in der auf Skiern und zu Fuss die traditionelle ladinische Küche entdeckt werden kann. Während der «Roda dles Saus» (latinischer Ausdruck für Tour der Genüsse) fahren oder laufen die Teilnehmer von Berg-restaurant zu Bergrestaurant, wo während einer Woche Gerichte nach Grossmutterart aufgetischt werden. Dazu gibt’s Südtiroler Weine. Am ersten Tag der kulinarischen Woche führen zudem Frauen in authentischen, alten Kostümen traditionelle Tänze aus der Gegend vor. Der 20. März steht dann ganz im Zeichen der einheimischen Tropfen. Auf der Weinsafari finden auf 2000 Metern Verkostungen in vier Hütten statt. So lockt die Destination mit der Initiative «Skifahren mit Genuss» zusätzliche Gäste von der Vor- bis in die Nachsaison an.

Wintersport wird auch in der Schweiz immer mehr in Verbindung mit Kulinarik gebracht. Auf der Corviglia, dem St. Moritzer Hausberg, können Wintersportler bei Mathis Food Affairs im Rahmen des St. Moritzer Gourmetfestival ganztägig Sushi bestellen. Diese werden zwischen dem 26. und 29. Januar vom Koch des japanischen Sternerestaurants Ryokan Hasenberg in Widen zubereitet. Reto Mathis nennt sich «Schweizer Pionier des Fine Mountain Dining». In seinem Restaurant La Marmite werden Speisen, weit entfernt von der üblichen Skifahrerverpflegung aufgetischt. Und in Arosa fand Anfang Januar bereits zum elften Mal die Tschuggen Gourmettour statt. Dort zeigten sechs bekannte Sterneköche ihr Können im Grand Hotel gleich unterhalb der Pisten. Begleitet von Musik aus den bekanntesten Filmklassikern präsentierte jeder der Spitzenköche einen Gang im Grand Restaurant.

Essen und Schneewandern

Auch Laax macht dieses Jahr mit Kombiangeboten auf die Vielfalt seiner Gastronomie aufmerksam. Der Kulinarik-Trail «Berg und Winter» richtet sich mit einem Bergbahnticket inklusive eines Viergang-Menüs an Geniesser, die hoch hinaus wollen. Abwechslungsweise zu Fuss oder per Bahn erleben diese die Bergwelt entlang einem Panoramawanderweg. Das Frühstück wird im «Capalari» auf dem Crap Sogn Gion eingenommen. Auf dem Crap Masegn gibt es im Restaurant Elephant ein Bündnerfleisch-Tatar. Nach einer Bahnfahrt auf den Vorab wird im Restaurant Stalla auf der Alp Nagens ein Käsefondue serviert. Weiter geht’s mit der Bahn zum Dessert in die Plaun-Station und wieder runter ins Tal nach Flims oder Laax. Die Wanderzeit beträgt drei Stunden. Insgesamt sollen für die gastronomische Tour sieben bis acht Stunden eingeplant werden. 75 Franken kostet das Kombiticket für Bahnen und Essen.

Der Kulinarik-Trail «Wald & Winter» richtet sich an Geniesser abseits der Pisten. Er führt sie von Flims Waldhaus durch den Flimser Märchenwald nach Conn und via Caumasee zurück. Im Preis von 49 Franken inbegriffen ist ein Dreigangmenü mit traditionellen Bündner Spezialitäten wie Trinser Birnenravioli oder Pizokel mit Käse und Apfelmus.

Zum ersten Mal gastiert das Travelling Restaurant vom 18. Januar bis 25. Februar in der Gondelhalle Laax. Täglich werden dort zwei Fünfgangmenüs angeboten, eines davon ist vegetarisch. Interessierte können sich dafür jeweils ab 18 Uhr am selben Tag anmelden.