An Feiertagen erhält er den doppelten Lohn

Luca Catani macht, wovon viele träumen: Er sammelt im Ausland Berufserfahrung. Zurzeit ist er in Australien und arbeitet im «The Rezz» in Adelaide.

Einer der Vorteile, den Absolventen einer gastgewerblichen Berufsbildung haben: Sie können ihrem Beruf nachgehen und gleichzeitig die Welt entdecken. So wie es Luca Catani gerade macht. Der 28-jährige Koch ist Mitglied des Schweizer Kochverbands. Zur Zeit arbeitet er in einem Restaurant mit Sportbar in der Küstenstadt Adelaide in Südaustralien.

Der Betrieb heisst zwar The Rezz Hotel, hat aber keine Gästezimmer. Dafür 300 Sitzplätze und eine international ausgerichtete Speisekarte. «Zu den Spezialitäten des Hauses zählt Dry Aged Beef. Die Qualität ist super!», schwärmt Luca Catani.

Türfallenpolieren gehen

Um eine Arbeitsstelle in Australien zu finden, hat der Schweizer Koch einiges auf sich genommen. Er ging vor Ort mit seinem Lebenslauf von Restaurant zu Restaurant. Dort verlangte er den Manager und fragte ihn, ob er einen Koch braucht. Sein einziges Kriterium bei der Auswahl des Arbeitgebers: Es soll kein Betrieb sein, der ausschliesslich italienische Küche oder nur Seafood anbietet.

Teilweise habe er im Internet nach offenen Stellen geschaut. «Aber persönlich vorbeizugehen, war viel effektiver», sagt der 28-Jährige. Bei der Jobsuche geholfen haben ihm auch persönliche Kontakte. Jordan Kestle, Geschäftsführer des Berufsverbands Hotel, Administration & Management, wuchs in Australien auf. Er gab dem reisefreudigen Koch wichtige Tipps zum Leben in Down Under. Auch seine WG-Mitbewohnerin in Adelaide war für Luca Catani eine Unterstützung, da sie das Restaurant kannte, in dem der Schweizer heute arbeitet. Dies darf er dank eines «Working Holiday»-Visums ganz legal.

Luca Catani fühlt sich in Australien wohl. Damit sein Visum verlängert wird, muss er aber eine Zeit lang auf einer Farm arbeiten. Dazu ist er gerne bereit. (zvg)

Wohnen im Pfarrhaus

Dass Arbeitgeber Personalzimmer zur Verfügung stellen, sei in Australien eher unüblich. Luca Catani wohnt deshalb in einem Pfarrhaus in einer WG mit einer Norwegerin und einer Polin zusammen. Üblich sei hingegen, dass in Australien die Miete sowie der Lohn wöchentlich bezahlt und die Steuern direkt vom Gehalt abgezogen werden. Bei Luca Catani mit seinem «Working Holiday»-Visum beträgt der Steuerabzug 15 Prozent.


«Ich will den australischen Alltag erleben, nicht bloss Ferien machen.»

Luca Catani, Koch EFZ


Wöchentlich Lohn, aber kein schriftlicher Arbeitsvertrag

Ein gewöhnlicher Koch verdiene im «The Rezz» zwischen 32 und 35 Australische Dollar pro Stunde. Das sind umgerechnet etwa zwischen 18.50 und 20.20 Franken. Um einiges höher ist der Lohn an den Wochenenden (samstags 1,5-mal und sonntags 1,75-mal). An Feiertagen wird er sogar verdoppelt. Zudem zahlt der Arbeitgeber alleine für die Altersvorsorge seiner Angestellten ein. Dies ohne dass Luca Catani einen schriftlichen Arbeitsvertrag hat.

Australische Arbeitsteilung

Das es Down Under auch ohne Arbeitsvertrag funktioniert, ist nicht das Einzige, was Luca Catani erstaunt. Bemerkenswert findet er auch, dass es in der Brigade des «The Rezz» Köche gibt, die ausschliesslich Mise-en-place vorbereiten und andere, die den ganzen Tag nur Speisen schicken.

Ausserdem sei die Verteilung der Speisen pro Posten komplett anders organisiert als in der Schweiz. Luca Catani erklärt: «Jemand macht alleine das ganze Gericht fertig. Die Arbeiten sind nicht nach Produkten aufgeteilt, sondern nach Infrastruktur.» Zur Verdeutlichung macht der Koch ein Beispiel: «Würden an einem Tag die Gäste nur Pizza bestellen, dann hätte nur die Pizza-Station zu tun und die anderen Sektionen könnten nicht einmal mithelfen.»

Eine weitere Tatsache, die den Koch aus der Schweiz  überrascht hat, betrifft den unaufgeregten Umgang mit den Kühlzellen. «Sie sind nicht an ein Notstromaggregat angeschlossen. Bei einem Stromausfall laufen die Kühler einfach nicht.» Ansonsten sei aber vieles, darunter auch das Farbsystem für Schneidbretter, genau gleich wie in der Schweiz.

Berufskollegen, die ebenfalls davon träumen, eine Zeit lang im Ausland zu arbeiten, rät Luca Catani: «Seid weniger schweizerisch! Sorgt euch weniger und macht einfach.» Er selbst habe zu viel Zeit in Vorabklärungen und Planen investiert. «Das hätte gar nicht sein müssen. Vor Ort lässt sich alles einfacher und unkomplizierter regeln.»


«Gegen Krankheit und Unfall habe ich mich privat versichert.»

Luca Catani, Koch EFZ


Ein weiterer seiner Auswanderertipps lautet: «Organisiere dir bereits von der Schweiz aus eine geeignete Unterkunft für die erste Zeit deines Auslandsaufenthalts.» Es sei entspannend, schon vor der Ankunft zu wissen, wo man  schläft. Ausserdem rät Luca Catani allen, sich vor der Abreise ins Ausland unbedingt etwas Geld anzusparen. Er findet: «Das geht in der Schweiz wesentlich einfacher und besser als irgendwo sonst auf der Welt.»

(Riccarda Frei)


Arbeiten im Ausland

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA gibt auf seiner Website eda.admin.ch Infos rund ums Thema «Arbeiten im Ausland». Stellensuche, Lohn und Versicherungen werden ebenso behandelt wie Einreise- und Arbeits­bewilligungen.


Mehr Informationen unter:

rezz.com

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