Bei der Gala des Schweizer Weins wurden 39 Kellereien ausgezeichnet. Diego Mathier von der Kellerei Nouveau Salquenen gewinnt den prestigeträchtigen Titel zum dritten Mal.
Normalerweise steigt die Spannung zum Ende der Gala des Schweizer Weins ins Unermessliche. Dann nämlich warten alle Gäste auf die Bekanntgabe des «Weingut des Jahres». Anfänglich war dies auch bei der zwölften Ausgabe, die Mitte Oktober im Berner Kursaal stattfand, nicht anders. Wie jedes Jahr werden an der Gala die Sieger des Grand Prix du Vin Suisse bekannt- gegeben und der Anlass gilt als krönender Abschluss des Weinjahres. In 13 Kategorien mit je sechs Nominierten werden Pokale für die Ränge eins, zwei und drei vergeben. Die Viert- bis Sechstplatzierten erhalten Applaus und Diplome. In der Kategorie «Andere sortenreine Weissweine» wird Diego Mathier aus Salgesch/VS ein erstes Mal auf die Bühne gebeten. Mit seinem Heida Les Pyramides 2016 AOC Valais gewinnt er vor drei Petite Arvine, einem Viognier und einer Scheurebe. In der Kategorie «Weisse Assemblagen» holt er sich den ersten und den dritten Platz. Bei den Rosé-Weinen steht Diego Mathier erneut auf der Bühne. Bereits ist im Saal ein leises Murmeln zu vernehmen: Nouveau Salquenen, die Kellerei von Diego Mathier, wird wohl «Weingut des Jahres». Doch andere Winzer werden auch mehrmals auf die Bühne gebeten und die Formel ist kompliziert. Da geht es um die Anzahl zum Wettbewerb eingereichter Weine, um erhaltene Gold- und Silbermedaillen sowie um Nominationen und erste bis dritte Plätze. In der Kategorie «Rote Assemblagen» stehen Diego und seine Frau Nadja Mathier sowie Önologe und Kellermeister Cédric Leyat erneut an der Spitze. Die Cuvée route Rosmarie Mathier 2915 auf dem ersten Rang, darauf folgt Folissimo 2015 auf dem zweiten Platz. Damit hat sich die Spannung in nichts aufgelöst. Sämtliche Versuche von Moderator Sven Epiney, diese wieder anzuheizen, scheiterten. Trotzdem war der Jubel gross und der Applaus kräftig. Denn noch keinem anderen Schweizer Weingut ist das gelungen, was das Team um Nadja und Diego Mathier geleistet hat: Nach 2007 und 2011 werden sie 2018 zum dritten Mal «Weingut des Jahres». Als Zugabe sichern sie sich auch noch den Prix Vinissimo für den LieblingsWeisswein der Jury.
In seiner Dankesrede wies Diego Mathier darauf hin, dass sich dieser Erfolg wie bei einem gigantischen Puzzle nur auf das geduldige und nahtlose Ineinanderfügen vieler kleiner Teile zurückführen liesse. Dabei ginge es im Wesentlichen einzig und allein darum, konsequent und kontinuierlich über die Jahre hinweg daran zu arbeiten, die bestmögliche Symbiose aus Natur und Mensch herzustellen. «Ohne dass wir in diesem besonderen Moment das Engagement eines jeden einzelnen unserer Mitarbeiter ausser Acht lassen wollen, dürfen wir nicht vergessen, dass wir diese neuerliche Auszeichnung vor allem auch den einzigartigen Gegebenheiten der Walliser Natur zu verdanken haben», so Diego Mathier. Das Wetter kann noch so optimal sein, schlussendlich ist es aber doch der Mensch, «der über den Erfolg in der Flasche entscheidet».
«Wer in einer Blindverkostung von 3000 Weinen dreimal das beste Gesamtresultat erzielt und folglich dreimal zum ‹Weingut des Jahres› gekürt wird, hat schlicht Grosses geleistet», schreibt Thomas Vaterlaus, Chefredaktor von «Vinum» im Editorial zur Sonderausgabe des Weinmagazins. Die häufig gehörte Meinung, dass bei Wettbewerben ein gewisser Typ an Wein besonders erfolgreich sei, negiert er. «Wenn eine 150-köpfige Jury absolut blind verkostet und sich dabei über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren die Weine eines Winzers überdurchschnittlich gut in Szene setzen, heisst das nichts anderes, als dass diese Jury mit einer grossen Kontinuität und sehr klaren Bewertungskriterien agiert.» Runde, fruchtbetonte Weine hätten dabei die gleichen Chancen wie solche mit Ecken und Kanten. «Wer die fünf Weine vom Weingut Nouveau Salquenen, die es beim Grand Prix du Vin Suisse aufs Podest schafften, verkostet, realisiert schnell, dass es sich keineswegs um vordergründige, gefällige Crus handelt», so Vaterlaus.
Mit seiner offenen, temperamentvollen Art ist Diego Mathier nicht nur der beste Botschafter für seine Weine, sondern stets auch für Walliser und Schweizer Gewächse schlechthin. So lässt Thomas Vaterlaus allfälligen Neid verblassen, wenn er fordert: «Der Schweizer Wein braucht mehr Diegos!»
Hinter dem breiten Rücken von Diego Mathier war der Grand Prix du Vin Suisse 2017 fest in der Hand der Romands. Fünf Podestplätze gab es für die Deutschschweiz und vier für das Tessin.
Der Pinot Blanc Chardonnay 2016 der Familie Gysel in Hallau/SH schaffte es auf den zweiten Rang in der Kategorie «Weisse Assemblagen». Der Weinmacher Stefan Gysel, «Winzer des Jahres 2009», schafft es regelmässig in den Final. Genauso seine Frau Nadine Saxer aus Neftenbach/ZH. Ihr Nobler Weisser 2017, ein Müller-Thurgau, erreichte den dritten Platz hinter dem Riesling-Sylvaner 2017 der Siebe Dupf Kellerei aus Liestal/BL und dem Tegerfelder Riesling-Silvaner 2017 von DiVino in Winterthur/ZH. Die Kategorie «Müller-Thurgau» haben die Deutschschweizer fest in ihrer Hand. Genauso konnten sich in der Kategorie «Merlot» wieder Tessiner Winzer durchsetzen. Der Ronco 2016 von der Azienda Agraria Cantonale di Mezzana in Coldrerio/TI schaffte es auf den ersten Platz. Dicht auf den Fersen folgte Le Pergole 2015 der Fratelli Meroni aus Biasca/TI und der Lamone – Tenuta Colle di San Zeno Riserva 2015 von der Cantina Pelossi in Pazzallo/TI.
Beim Pinot Noir schaffte es der Levanti Maienfeld 2016 von Von Salis in Landquart/GR zu- oberst aufs Podest. Der Tegerfelden Pinot Noir Barrique Alter Berg 2015 vom Weingut Alter Berg erreichte den dritten Rang. Zwischen die beiden Deutschschweizer platzierte sich Martin Porret mit seinem Pinot Noir Cortaillod 2016 AOC Neuchâtel.
Für eine Überraschung sorgte Cédric Flaction aus Saint-Pierre-de-Clages/VS. Sein È Boè 2013, ein Chardonnay-Schaumwein Méthode traditionnelle Brut, verwies die Vorjahressieger Mauler und Bouvier, beide aus Neuenburg, mit seiner cremigen Frische auf die Ränge.
Neben Nadine Saxer und Stefan Gysel erzielte noch ein anderes Ehepaar einen grossen Erfolg: Sarah Meylan und Bertrand Favre. Sie führen die Domaine de la Vigne Blanche in Cologny/GE mit 20 Hektaren Feldfrüchten,10 Hektaren Prärie – Weideland mit einer grossen Artenvielfalt – und 7,5 Hektaren Reben. Er ist Chef der Domaine de Miolan, ein 60 Hektaren Gutsbetrieb mit 3,8 Hektaren Reben. Beide Betriebe arbeiten nach biodynamischen Regeln und sind Bio-Suisse-zertifiziert. Sarah Meylan gewann in der Kategorie Gamay punktgleich mit Nicolas Jaccoud von der Domaine de Chantemerle in Tartegnin/VD. Bertrand Favre wurde für seinen Chasselas Non Filtré mit dem «Prix Bio» ausgezeichnet.
(Gabriel Tinguely)
Für die zwölfte Ausgabe des Grossen Preises des Schweizer Weins haben 525 Produzenten 2867 Weine eingereicht. Das ist ein Plus von 32 Weinen. Nach dem Spätfrost im Vorjahr und der dadurch bedingten kleinen Ernte belegt dies den Stellenwert des Wettbewerbs. 150 Weinfachleute haben die eingereichten Muster blind verkostet und bewertet. Sie vergaben 326 Gold- und 588 Silbermedaillen. Das entspricht der international üblichen 30-Prozent-Regel. Gold gibt es ab 89 Punkten. Für Silber liegt die Schwelle bei 85 Punkten. Wegen der 30-Prozent-Regel steigt diese meist auf über 86,5 Punkte. Die sechs höchstbewerteten Weine in 13 Kategorien qualifizieren sich für die Finalrunde. Erneut blind verkostet, definiert eine Fachgruppe die finale Rangliste. Der Grand Prix du Vin Suisse wird vom Weinmagazin «Vinum» und der Vereinigung Vinea organisiert.
Schaumwein
È Boè 2013, AOC Valais, Flaction Vins, St-Pierre-de-Clages/VS
Chasselas
Château d’Etoy 20147, AOC La Côte,Cave de Jolimont, Mont-sur-Rolle/VD
Chasselas Riex 2017, AOC Lavaux, Bourgeoisie de Fribourg, Fribourg/FR
Müller-Thurgau
Tegerfelden Riesling-Silvaner 2017 AOC Aargau, DiVino, Winterthur/ZH
Sortenreine Weissweine
Heida Les Pyramides 2016, AOC Valais, Adrian & Diego Mathier, Salgesch/VS
Weisse Assemblagen
Ambassadeur des Domaines 2016 AOC Valais, Adrian & Diego Mathier, Salgesch/VS
Rosé und Blanc de Noir
Domaine de la Brazière 2017, AOC La Côte, Domaine de la Brazière Tartegnin/VD
Gamay
Domaine de Chantemerle 2017 AOC La Côte, Domaine de Chantemerle, Tartegnin/VD
Gamay La Vigne Blanche 2017 AOC Genève, Domaine de la Vigne Blanche, Cologny/GE
Pinot Noir
Levanti Maienfeld 2016, AOC Graubünden, Von Salis, Landquart/GR
Merlot
Ronco 2016, DOC Ticino, Azienda Agraria, Cantonale di Mezzana, Coldrerio/TI
Gamaret, Garanoir und Mara
Gamaret Réserve Collection Inspiration 2015, AOC La Côte, Uvavins – Cave de la Côte, Tolochenaz/VD
Sortenreine Rotweine
Cornalin du Champmarais 2014 AOC Valais, Domaine Jean-René Germanier, Vétroz/VS
Rote Assemblagen
Cuvée Rouge Madame Rosmarie Mathier 2015, AOC Valais, Adrian & Diego Mathier, Salgesch/VS
Weine mit Restzucker
Tonneliers Soleil de Minuit 2016 AOC Valais, Maison Gilliard, Sion/VS