Die Kochlehre wird bald zum Exportschlager

Die Global Swiss Learning AG aus Zug trägt die Ausbildung für Berufsleute in die Welt hinaus. Neu mit Unterstützung von Wigl und dem Schweizer Kochverband skv.

Backöfen sind in chinesischen Haushalten selten. Global Swiss Learning sucht mit Wigl nach Alternativen. Eine könnten Schulküchen vor Ort sein. (Adobe-Stock)

Mit grosser Regelmässigkeit belegen Schweizer Lehrabsolventinnen und -absolventen an den Berufsweltmeisterschaften die vordersten Ränge. Die Global Swiss Learning AG verfolgt das Ziel, diese hochstehende Ausbildung in digitaler Form international zu verbreiten. Dabei kommen in Zusammenarbeit mit lokalen Schulen speziell entwickelte Online- Lehrmittel zum Einsatz. Durch diese führt ein Avatar.

«Wenn wir in verschiedene Märkte hineinwollen und die Kurse finanzierbar sein sollen, müssen wir verschiedene Möglichkeiten prüfen. Der Avatar ist ein Beispiel», sagt Samuel Notz, CEO von Global Swiss Learning. Der Avatar ist eine künstliche Person, die mal als Mann und mal als Frau in Erscheinung tritt und in verschiedenen Sprachen program-miert werde kann. Damit sind etwa nachträgliche Anpassungen des Inhalts leichter möglich.

Nur digital geht es nicht

Erste Online-Lehrgänge für Bäcker, Konditoren und Confiseure werden gegenwärtig in China und Brasilien getestet. Für die Einhaltung der Schweizer Standards und Lerninhalte und die Zertifizierung ist das Kompetenzzentrum Richemont aus Luzern zuständig. In beiden Ländern ist die Global Swiss Learning AG mit diversen Universitäten und Schulen in Kontakt, die daran interessiert sind, digitalisierte Kurse anzubieten. Diese funktionieren nach dem Blended-Learning-System, einer Lernform, bei der auf einfache und kostengünstige Art sowohl theoretische Lerninhalte als auch handwerkliche Fertigkeiten mit verschiedenen Formen des E-Learnings und im Präsenzunterricht vermittelt werden. «Das Verhältnis von E-Learning zu Präsenzunterricht ist etwa 80 zu 20», sagt Samuel Notz.

Langfristige Partnerschaft

Nun ist die Global Swiss Learning AG daran, die nächsten digitalen Kurse zu entwickeln. Dieses Mal für Gastronomieberufe. Hierfür kooperiert die Firma mit dem Schweizer Kochverband skv und dem Wigl-Verlag. Mit beiden wurde ein Exklusivabkommen über zehn Jahre abgeschlossen.

Reto Walther, Geschäftsführer des Schweizer Kochverbands skv freut sich über die Zusammenarbeit. «Sie bietet uns die Möglichkeit, den Stellenwert unseres Handwerks und die Qualität der Schweizer Berufsbildung zu untermauern. Dies mit unserem Verbandslogo zu branden und unsere Nationalteams als Aushängeschilder international positionieren zu können, passt perfekt.»

«Mit den Inhalten des Wigl-Verlags werden wir weitere Bereiche in Gastronomie und Hotelfach abdecken.»


Um die berufliche Grundbildung exportfähig zu machen, müssen die Eigenheiten der Zielländer in die Entwicklung der Lehrmittel miteinbezogen werden. «Hier haben wir mit dem Spitzenkoch Marco Mehr, der erst gerade aus Shanghai zurückgekehrt ist und mehrere Jahre in Asien gearbeitet hat, einen kompetenten Partner gefunden», sagt Afra Hörtig, stellvertretende Geschäftsführerin im Wigl-Verlags. Für Marco Mehr, zuletzt Executive Chef des Park Hyatt Shanghai, ist vor allem der Praxisteil herausfordernd. «Wenn wir jetzt zum Beispiel sagen, in China müssen sie die im Kurs gezeigten Speisen daheim im Ofen zubereiten, wird es schwierig. Die meisten haben nur Wok und Mikrowelle zu Hause. Doch das soll kein Stolperstein sein. Wir verfolgen bereits verschiedene Lösungsansätze.»

(Désirée Klarer)


Swiss Global Learning

Die im Juni 2020 in Zug gegründete Global Swiss Learning AG verfolgt das Ziel, die schweizerischen Berufslehren in digitalisierter Form in die ganze Welt hinauszutragen. Pilotprojekte gibt es bereits in China und in Brasilien mit Online-Lehrgängen für Bäcker, Konditoren und Confiseure. Nun folgen die Gastronomieberufe.

www.globalswisslearning.com