Künstliche Intelligenz: den Anschluss nicht verpassen!

KI ist weiter, als gedacht, aber nicht so weit, wie befürchtet. Trotzdem ist es höchste Zeit, sich mit ihr zu befassen.

«Wir können die Datenflut ohne KI gar nicht mehr bewältigen», sagt Wilhelm K. Weber im Rahmen des Global Revenue Forums in Luzern. Der Revenue-Spezialist und Partner bei Swiss Hospitality Solutions ist überzeugt: «Alles, was regel- und musterbasiert ist, macht KI besser als wir.»

Mehr Umsatz durch KI

Fabian Barnick, Mitgründer von Perfect Check, einer Restaurant-und Bar-Revenue-Plattform, bestätigt Webers Aussage. «Wir sehen, dass Restaurants mit Revenue-Management ein fünfmal höheres Umsatzwachstum ausweisen als Restaurants ohne.» Die KI prognostiziert, wie viele Gäste wann kommen, was sie konsumieren und ob sie zu zweit, zu viert oder in einer grösseren Gruppe eintreffen. Mittlerweile werden neue Restaurants schon so gebaut und möbliert, dass sie, den Prognosen der KI entsprechend, rasch umgestaltet werden können. 

Datenqualität ist entscheidend

Wie exakt die KI arbeitet, hängt von den Daten ab, die dem System zur Verfügung stehen. Und hier liegt wohl – neben der Angst, die Kontrolle aus der Hand zu geben – der Hauptgrund, warum sich viele Betriebe mit dem Einsatz von KI schwer tun. Das Analysieren, Aufbereiten und Pflegen von aussagekräftigen Daten ist zeit- und arbeitsintensiv. So nebenbei lässt sich diese wichtige Aufgabe nicht erledigen. Das wiederum eröffnet die Chance auf neue Berufe im Gastgewerbe wie KI-Technologe, KI-Stratege und KI-Trainer.

Hotellerie wacht langsam auf

Im Vergleich zu anderen Branchen träumen Gastgewerbe und Hotellerie in Bezug auf KI noch vor sich hin. «Weltweit gibt es zwischen 600 000 und einer Million Hotels. 2019 nutzten erst 29 000 Hotels ein Revenue-Management- System. 2024 tun dies 55 000 Hotels. Das ist zwar fast eine Verdoppelung, aber es gibt noch sehr viel Luft nach oben», sagt Marvin Speh, Mitgründer von Room Price Genie, am Global Revenue Forum in Luzern. Für ihn ist klar: «Die Nutzung solcher KI-Systeme wird in ­­ein paar Jahren Standard sein. Je ­früher ein Hotel damit anfängt, desto grösser wird der Vorsprung auf die Konkurrenz.»

Ob Abba oder Elvis: Im Showbusiness begeistern schon heute lebensecht wirkende, KI-generierte Hologramme das Publikum. Künftig könnten Hologramme auch im Gastgewerbe und in der Berufsbildung zum Einsatz kommen. (Adobe-Stock)

Die Zukunft ist längst da

Die Fluggesellschaft KLM setzt seit Ende 2023 das speziell für ihre Catering-Aktivitäten entwickelte KI-Model Trays ein. Dank diesem sei es gelungen, pro Flug bis zu 63 Prozent weniger Lebensmittel zu verschwenden. Eine Hochrechnung zeigt: Pro Jahr kann KLM dank der KI Trays über 111 Tonnen Mahlzeiten einsparen.

In den USA trainiert Domino’s Pizza eine KI, die anhand des laufenden TV-Programms ermitteln soll, welche Pizzen die Konsumenten gleich bestellen. Die Pizza kommt in den Ofen, noch bevor der Kunde die Bestellung auslöst. So sollen Lieferzeiten verkürzt und Öfen gut ausgelastet werden. Ebenfalls in den USA haben die Wyndham Hotels eine Trinkgeld-KI-Lösung eingeführt. Gäste können den Hotelangestellten via QR-Code auf deren Namensschildern bargeldlos Trinkgeld geben.

Individuelle Illusionen

Personalisierte Landingpages auf Hotel-Websites oder individualisierte Angebote, Gästeinfos und Freizeitprogramme sind noch selten, aber technisch möglich. Im Alltag noch nicht möglich, aber angedacht ist der Einsatz von täuschend lebensechten Hologrammen. Eine Réceptionistin müsste den Empfang in Zukunft nicht mehr verlassen, um die Gäste trotzdem persönlich aufs Zimmer zu begleiten. Und ein Berufsschullehrer könnte gleichzeitig in ­mehren Klassenzimmern stehen und unterrichten.

(Riccarda Frei)


Kleine KI-Kunde

Künstliche Intelligenz kann antworten, programmieren, generieren, analysieren, zusammenfassen, kategorisieren und Prognosen treffen. Da KI auf bestehenden Daten aufbaut, kann sie nicht so kreativ sein wie der Mensch mit seinem angeborenen Spiel- und Forschertrieb. Es gibt viele Arten von KI. Hier eine kleine Auswahl: Reaktive KIreagiert basierend auf vorprogrammierte Regeln und Algorithmen ohne die Fähigkeit, aus eigenem Antrieb aus Erfahrungen zu lernen.Generative KInutzt bestehende Daten, um daraus etwas Neues, aber doch Ähnliches zu schaffen. Predictive KInutzt bestehende Daten und Infos zu bevorstehenden oder zu erwartenden Ereignissen, um Prognosen zu erstellen.Embodied KIintegriert Roboter, um interagieren und Aufgaben ausführen zu können.

Buchtipp

«Utopia Gastronomica» ist ein KI-Guide für Gastronomie und Hotellerie von Thomas Primus. Der CEO von Foodnotify zeigt auf, wie schon heute mit KI besser gewirtschaftet werden kann und was noch alles möglich wird. Das 29-seitige PDF-Dokument ist kostenlos herunterladbar unter foodnotify.com.