Probieren geht über studieren. So lautet ein geflügeltes Wort. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Restaurationsfachleute EFZ erhalten in der Berufslehre eine solide Basis. Die reicht heute jedoch nicht mehr, um sich mit weinaffinen Gästen auf Augenhöhe zu unterhalten, eine attraktive Weinkarte zu gestalten oder gar eigene Mitarbeiter zu schulen. Denn die Welt des Weins ist extrem un-
übersichtlich. So gedeihen in der Schweiz Reben auf knapp 15 000 Hektaren. Dies entspricht einem Prozent der globalen Rebfläche. Weltweit wird aus 1368 Rebsorten Wein gekeltert. Allein aus Blauburgunder produzieren über 1600 Schweizer Winzer die unterschiedlichsten Weine: von weiss, rosé oder rot über still und prickelnd bis hin zu trocken oder süss. Ordnung in das vermeintliche Durcheinander bringen zahlreiche Lehrgänge. Weinseminare sind gefragt. Denn immer mehr Menschen wollen Wein lernen – und das fundiert.
Einsteiger in das Thema Wein beginnen am besten mit einem Basiskurs, wie ihn die Académie du Vin (AdV) anbietet. Im Mittelpunkt dieser Kurse steht die korrekte Verkostung und objektive Bewertung eines Weins sowie dessen Kombination mit Speisen.
Etwas anspruchsvoller ist das WSET Level zwei. Darin erhalten Interessierte einen detaillierten Überblick über die Welt der Weine. Sie wissen, wo überall Wein angebaut wird und kennen die 30 wichtigsten Traubensorten und deren Eigenschaften. Teilnehmende lernen, wie Wein entsteht, und mit Verkostungen schärfen sie die Sin- ne dafür, welche Faktoren seine Qualität prägen.
Die Abkürzung WSET steht für Wine & Spirit Education Trust. Der «Trust», wie er von Insidern genannt wird, wurde 1969 von der britischen Winzervereinigung, der Wine and Spirit Trade Association, sowie dem Institut of Masters of Wine gegründet. Er hat die Weinausbildung strukturiert, die Verkostung systematisiert und die Ausbildungsstufen hierarchisiert.
Das WSET Level drei ist der international anerkannte Nachweis für herausragendes Expertenwissen rund um Wein und Spirituosen. Dieses entspricht der Ausbildung zum Sommelier mit eidgenössischer Berufsprüfung, angeboten von der «Weinausbildung» sowie dem «Schweizer Wein-Sommelier» von Gastrosuisse.
Basiskurse sowie die Level zwei und drei können in deutscher Sprache in der Schweiz absolviert werden. Das globalisierte WSET Level vier wir seit September 2018 nur noch in Englisch angeboten. Die Weinakademie Österreich, die das Level vier bisher in Deutsch durchführte, startete deshalb im November 2018 ihren neuen Lehrgang in deutscher Sprache, der mit dem bisher bekannten Titel Weinakademiker abschliesst. Sowohl Level vier wie das Weinakademiker-Diplom sind die gefragtesten Qualifikationen im Weinhandel und die empfohlene Vorstufe auf dem Weg zum elitären Master of Wine (MW).
Neben 116 Stunden in Seminaren erfordert das WSET Level vier mindestens 370 Stunden Selbststudium. Dabei gilt es, zum technischen Wissen auch Geschichten über Anbaugebiete, Winzer und Weine in Erfahrung zu bringen. Kenntnisse, die mithelfen, den Gästen spannende Weine zu verkaufen.
(Gabriel Tinguely)