Das Huus Quell in Gonten/AI baut auf Bewährtes und ist dennoch futuristisch: Alter Holzstrickbau, Longevity-Spa und Labor-Bar zeigen, wie Innovation und Tradition harmonieren.

Alles, was Jan Schoch bauen lässt, folgt Feng-Shui-Prinzipien. So auch der seitliche Hoteleingang. (Julien Balmer)
Wer das Appenzellerland kennt, weiss: Hier wird Veränderung nicht mit grosser Geste eingeführt, sondern leise und konsequent. Das im Oktober eröffnete «The Leading Hotel of the World» komplettiert die Nachbarhäuser Bären und Löwen zum stimmigen Resort Appenzeller Huus – und das in altbewährter Manier. Eigentümer und Unternehmer Jan Schoch hat die jahrhundertealte regionale Strickbauweise übernommen und in eine moderne Hotellerie überführt. Entstanden ist ein 21 Meter hoher Holzbau aus regionalem Mondholz, komplett lokal verarbeitet. Die traditionelle Holzart aus der Region ist besonders witterungsbeständig. Das Huus Bären aus dem Jahr 1602 gilt als ältester Holzstrickbau des Kantons – eine Bauweise aus übereinanderliegenden, verzahnten Holzstämmen. Naheliegend also, dass auch das Huus Quell so gebaut wurde. Doch lange Zeit beherrschte kaum jemand diese Technik. Erst der setzungsfreie Strickbau, also eine Konstruktion, die sich nicht mehr absenkt, machte ein Gebäude dieser Grössenordnung möglich. Ein Zeichen dafür, dass nachhaltiges Bauen ohne Verlust der regionalen Identität funktionieren kann.
Im 2200 Quadratmeter grossen Spa-Bereich befinden sich neun Pools, acht Saunen und Dampfgrotten sowie ein Rooftop-Ruhebereich. Doch der Ansatz greift tiefer: Mit dem Konzept «L3 Long Lasting Lifestyle Circle» etabliert das Haus einen Longevity-Bereich, wie er in Europa nur selten anzutreffen ist. Im Zentrum stehen zelluläre Regeneration, mentale Klarheit und nachhaltige Vitalität – alles Bausteine der präventiven Gesundheitsförderung. Cryokammern, hochionisierte Luft, Flow-Systeme und Biohacking sind zu einem Gesamtkonzept verbunden. Noch vor der Eröffnung wurde das Huus Quell vom Magazin Spa Inside mit dem Spa Award 2025 ausgezeichnet.

Erholung ist im Quell Spa Standart. Der Longevity-Ansatz sucht seinesgleichen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Botanicum Bar. Barchef Elmir Medunjanin arbeitet nicht mit exotischen Zutaten, sondern mit regionalen Alternativen. Eine Piña Colada beispielsweise entsteht ohne Ananas oder Kokosnuss. Die Mixologen extrahieren die Ananasnoten aus einer speziellen Salbeisorte und Quitte und bauen die Kokosmilch mit einem selbst gemachten Drink aus Haferflocken nach. Das Team, das vor und mit den Gästen arbeitet, nutzt dafür Methoden, die man aus der Molekularküche und Forschung kennt: Rotationsverdampfer, Ultraschall-Homogenisierer, Industriezentifugen und Fermentationsgläser. Da das Resort einen achtsamen Lebensstil verfolgt, entwickelt Medunjanin seine Sober-Signature-Drinks weiter. Abgerundet wird das Lobby- und Barkonzept durch ein KI-basiertes Sound Design mit Naturklängen. Das Kunstwerk einer Lichtinstallation, die den Barbereich je nach Tageszeit verändert, schafft Atmosphären, die nie gleich sind.
Im Restaurant Quell prägen kunstvolle Textilien von Jakob Schlaepfer und modernes Holzdesign den Raum. Doch im Mittelpunkt stehen die Zutaten. Nach dem Motto «Sharing is caring» sind die zahlreichen Gerichte zum Teilen gedacht. Auf der Karte stehen Exotisches aus Übersee, vertraute Klassiker und Schweizer Spezialitäten. Die kulinarische Handschrift stammt von Carsten Kypke, dem weitgereisten Küchenchef, der die Geschmackswelt des Resorts verantwortet.
Auch Wein- und Champagnerliebhaber kommen auf ihre Kosten: flächenmässig den grössten Weinkeller der Schweiz bilden zwei Etagen mit über 350 Quadratmetern. 20 000 Flaschen werden gelagert.
Im Zuge der Eröffnung des Huus Quell kam es zu einer personellen Neuausrichtung: Alexa Viola Stoschek, bisher Vizedirektorin und Deputy General Manager, übernahm am 1. Dezember die Position der Hotelmanagerin des gesamten Luxushotel-Ensembles. Stoschek gehört seit einem Jahr zum Team und bringt umfassende internationale Erfahrung aus führenden Häusern mit.
General Manager Tim-Martin Weber sieht seine Aufgabe mit der Eröffnung des ersten Fünf-Sterne-Superior-Hotels der Region als erfüllt an und verlässt das Appenzeller Huus. Eigentümer Jan Schoch dankt ihm ausdrücklich für seine prägende Rolle in der Entwicklung des Projekts und betont die hohe Auslastung des Huus Quell kurz nach der Eröffnung als Zeichen seines erfolgreichen Wirkens.
Mit dem Übergang in den Regelbetrieb übernimmt Jan Schoch vorerst selbst die Rolle des General Manager, unterstützt von einem Team von 85 Mitarbeitenden und der neuen Hotelmanagerin Alexa Viola Stoschek.
Resort-Investitionen: 120 Millionen Franken
CO2-Bindung: Der Bau speichert 9000 Tonnen CO2 – einer der grössten Holzbau-CO2-Speicher in der Schweizer Hotellerie.
Vier zusätzliche Häuser: Weitere 43 Suiten mit bis zu 200 m2 Wohnfläche folgen ab Ende 2026. Die Häuser, deren Residenzen verkauft werden, sind im Bau.