Menschen mit einem Handicap sollen am allgemeinen Arbeitsmarkt teilnehmen. Eine Studie zeigt: Das Potenzial für integrative Arbeitsplätze ist da.
Die Hochschule Luzern hat im Rahmen des Projekts «Arbeitsfeld Tourismus integrativ» das Potenzial der Branche für Menschen mit einer Beeinträchtigung untersucht. Aus den Resultaten schliesst Barbara Rosenberg-Taufer vom Departement Wirtschaft: «Es gibt in fast allen Tourismussparten Integrationsmöglichkeiten.» Sie leitet mit René Stalder vom Departement Soziale Arbeit das Forschungsprojekt.
Es gibt unterschiedliche Formen von Beeinträchtigungen:
- körperliche (wie Seh-/Hör-/Bewegungsbeeinträchtigung),
- kognitive (wie Lernschwierigkeiten),
- psychische (wie Depressionen, Angststörungen).
Integrative Arbeitsplätze bringen Betrieben viele Vorteile. Gerade die vom Arbeitskräftemangel betroffene Branche, die oft nur saisonal Angestellte findet, profitiert von integrativen Arbeitsplätzen. «Hier lassen sich motivierte, loyale und vor allem langjährige Mitarbeitende rekrutieren», so Rosenberg-Taufer. Sie werden von ihren Arbeitskollegen oft als Bereicherung geschätzt. Aufgrund der Diversität verbessern sich zudem die sozialen Kompetenzen, und der Kontakt mit Gästen, Vorgesetzten und Arbeitskollegen fördert die Integration. «In vielen Betrieben sind die Mitarbeiter bereits so gut eingebunden, dass ihre Beeinträchtigung in den Hintergrund tritt», ergänzt René Stalder.
Für die Studie, die vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen EBGB und von der UBS Stiftung für Soziales und Ausbildung unterstützt wurde, führte das Team über 70 Interviews.
Befragt wurden Mitarbeitende mit und ohne Beeinträchtigung, Vorgesetzte, Jobcoaches, Arbeitsvermittler und weitere Experten. Die Erkenntnisse sind unter tourismus-mitenand.ch nachzulesen, wo unter anderem Text- und Videobeiträge über Berufe und Berufsalltag zu finden sind.
Das Projekt «Arbeitsfeld Tourismus integrativ» zeigt auch, dass es meist notwendig ist, die Infrastruktur im Betrieb anzupassen. Diese Investitionen können wiederum auch den Gästen zugutekommen, die selbst körperlich beeinträchtigt sind. Zudem werden die anfallenden Kosten teilweise durch die öffentliche Hand subventioniert.
Im Zuge des Projekts wurden 21 Betriebe über ihre Erfahrungen im Alltag mit Mitarbeitenden mit einer Beeinträchtigung befragt. Das Projekt und insbesondere die Website finden Anklang. «Damit können wir uns als Unternehmen über Einsatzmöglichkeiten informieren, uns bei Bedarf mit Fachpersonen vernetzen und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen», sagt Noël Wirth, Leiter Detailhandel im Quai 4 in Luzern.
Barbara Rosenberg-Taufer ist zuversichtlich: «Wir hoffen, damit künftig möglichst viele Unternehmen und interessierte Mitarbeitende zusammenzubringen. Dies würde die Integration von Menschen mit einer Beeinträchtigung in unsere Arbeitswelt und damit in unsere Gesellschaft endlich voranbringen.»
(ADE)
Die Webseite tourismus-mitenand.ch sensibilisiert alle Interessierten, was es bedeutet, wenn Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenarbeiten. Sie möchte Mut machen, damit Unternehmen den Schritt wagen und Mitarbeitende mit Beeinträchtigung einstellen.
Mitarbeitende mit einem Handicap sind für Unternehmen der Branche ein grosses Potenzial. Ein Projektteam der Hochschule Luzern hat Interviews mit Unternehmen und Mitarbeitenden geführt und viele Beispiele für eine gelungene Arbeitsintegration gefunden. Die Beiträge finden sich auf der Webseite.