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Megatrends, KI und rund 140 Teilnehmende

Der HGU Fokus, der Bildungs- und Netzwerkanlass der Hotel & Gastro Union, stand unter dem Motto Zukunft. Er fand am 1. September im «Trafo» in Baden/AG statt.

  • Impressionen vom HGU Fokus Zukunft. (Bilder Roy Matter)

Esther Lüscher, Präsidentin der Hotel & Gastro Union, begrüsste die Teilnehmenden zum ersten HGU Fokus Zukunft. In Ihrer Begrüssungsansprache ermunterte sie die rund 140 Teilnehmenden dazu, die Zukunft mitzugestalten. «Wir haben die Wahl, ob wir uns Neuem verschliessen oder ob wir offen dafür sind.» Die Teilnehmenden am HGU Fokus Zukunft belegen mit ihrer Anwesenheit, dass sie bereit sind, sich der Zukunft zu stellen und sich mit Fragen auseinanderzusetzen wie: Welche globalen Entwicklungen sind für Hotellerie und Gastronomie besonders interessant? Wie schafft man ein Betriebsklima, in dem Gäste sich wohlfühlen und Mitarbeitenden aufblühen? Das sind nur zwei der vielen Fragen, die am HGU Fokus Zukunft von renommierten Fachreferenten und anschliessend in Workshops beantwortet wurden.

Roger Spindler ist Direktor an der Schule für Gestaltung Bern und Referent für das Zukunftsinstitut Frankfurt am Main (DE). Er zeigte in seinem inspirierenden Referat auf, wie sich das Leben und Arbeiten in den nächsten Jahren verändern wird und welches weltweit die grössten Herausforderungen für die einzelnen Menschen, die Gesellschaft und die Arbeit- respektive Gastgeber sind. Eine grosse Herausforderung ist, dass Fakten und Fakes nicht mehr zu unterscheiden sind. Eine weitere, dass die künstliche Intelligenz in vielen Bereichen schnellere und vor allem bessere Lösungen hervorbringt als der Mensch. Daher müssen wir lernen, mit dieser Entwicklung umzugehen und sie clever für uns zu nutzen, um nicht unterzugehen. Da jeder Trend einen Gegentrend auslöst, gilt es im Gegenzug digitalfreie Räume und Angebote zu schaffen. Orte, an die sich Menschen zurückziehen und wo sie regenerieren können; wo sie Zeit für zwischenmenschliche Begegnungen und Naturerlebnisse haben. Hier sieht Roger Spindler grosse Chancen für das Gastgewerbe, denn: «Zukunft ist viel mehr als nur Technologie.»

Kein Ponyhof, aber faire Arbeitsbedingungen

Patrick Mollet von «Great Place to Work» in Zürich erklärte, was Mitarbeitende brauchen und wollen, um langfristig im Betrieb und der Branche zu bleiben. Wertschätzung, Sinnhaftigkeit der Arbeit, angenehme Arbeitsbedingungen seien wichtig. Ein Schlüsselfaktor sei aber der Führungsstil. «Heute muss die Führung hyperindividualisiert sein. Nicht weil wir ein Ponyhof-Feeling im Betrieb wollen, sondern weil wir wollen, dass alle Mitarbeitenden ihre jeweils bestmögliche Leistung zugunsten unserer Unternehmung erbringen können», sagt Patrick Mollet. Dazu müssen Führungskräfte sich mit der Frage auseinandersetzen: «Welche Bedingungen brauchen die Mitarbeitenden, um ihr volles Potenzial entfalten zu können?»

Seine Kollegin Andrea Obrist erarbeitete mit den Teilnehmenden in einem Workshop, wie man Jugendliche für das Gastgewerbe begeistert und erfolgreich durch die Ausbildung begleitet.

Mit Emotionen umgehen

«Emotionen steuern unseren Alltag. Da können wir gar nichts dagegen tun», sagt Stefan Mühlemann. Er ist Mitgründer von Ciel, dem Centre de l’Intelligence Emotionelle et du Leadership, in Baar/ZG. Er fügt an: «80 Prozent der Entscheidungen laufen unbewusst.» In seinem Referat erklärte er, warum es wichtig ist, bewusst und intelligent mit Emotionen umgehen zu lernen – mit den eigenen, aber auch mit denen von Mitarbeitenden und Gästen. Sei es, um resilienter zu werden, Teams besser zu führen, aber vor allem auch, um gute Gastgeber zu sein. Wie man mit eigenen und fremden Emotionen am besten umgeht, durften die Teilnehmenden am Nachmittag an einem Workshop am eigenen Leib erleben. Bei praktischen Übungen erfuhren sie, wie sie trotz vollem Haus und hohem Druck gelassen bleiben, ruhig kommunizieren und den Teamzusammenhalt stärken können.

Frühe Anmeldung lohnte sich

Besonders gross war das Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Workshop «Künstliche Intelligenz». Da man sich bereits bei der Anmeldung zum HGU Fokus für zwei der fünf angebotenen Workshops entscheiden musste, war dieser schon früh ausgebucht.

Jonas Schäfer, der erste Preisträger des Next-Gen-Awards, den die Hotel & Gastro Union 2023 ins Leben gerufen hatte, ist Spezialist für die Implementierung von künstlicher Intelligenz in der Hotellerie und Gastronomie. In seinem Workshop konnten die Teilnehmenden mit ihren eigenen mobilen Geräten den Umgang mit verschiedenen KI-Tools üben und dabei von Jonas Schäfers IT- und Gastgewerbe-Know-how profitieren. Für ihn ist klar: «Hotellerie und Gastronomie müssen sich intensiver mit KI auseinandersetzen. Die Technologie ist schon sehr weit, aber die Branche ist es noch nicht.» Um sich für die Zukunft fit zu machen, müssen die Betriebe ihre Prozesse analysieren sowie zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen schaffen. Erst wenn diese Vorarbeitet geleistet ist und man weiss, was man will und braucht, kann die Suche nach dem geeigneten KI-Tool beginnen.

Von anderen Branchen lernen

Im Workshop «Cross Innovations» wiederum ging es darum, von anderen Branchen und Märkten zu lernen und sich von ihnen inspirieren zu lassen. Die Teilnehmenden lernten, wie sie in nur fünf Schritten einen Cross-Innovations-Prozess durchlaufen und dabei Innovationen entwickeln. Zum Beispiel, indem sie Medien und Hotel einander gegenüberstellen, Gemeinsamkeiten oder ergänzende Elemente suchen, die sich verbinden und nutzen lassen. Dies mit Blick auf die Bedürfnisse bestimmter Gästegruppen und den wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes. Entstanden ist unter anderem die Idee für ein Pop-up-Hotel für Influencer.

Da die Gesundheit auch in der Zukunft eine wichtige Basis für Leistungsfähigkeit und Erfolg ist, durfte das Thema Arbeitssicherheit nicht fehlen. Die Gesunderhaltung des grössten Organs des menschlichen Körpers, die Haut, ist ein sehr wichtiges, aber leider oft unterschätztes Thema. Dr. Doreen Droste, Fachärztin für Arbeitsmedizin, sensibilisierte die Teilnehmenden für die unterschiedlichen Gefahren von berufsbedingten Hautschädigungen und zeigte Schutzmöglichkeiten und deren korrekten Einsatz auf. Eine davon ist das richtige Eincremen der Hände. «Das Ziel ist, sechs Mal eincremen am Tag», sagt die Ärztin. Wobei tagsüber eine Schutzcreme und abends eine Pflegecreme benutzt werden sollte. Sie erklärte auch, welche Handschuhe für welche Zwecke idealen Schutz bieten und wo die Grenzen ihrer jeweiligen Schutzfunktion liegen, respektive wann deren Schutz selber zum Gesundheitsrisiko werden kann.

Kontakte ausserhalb des eigenen Verbandes pflegen

Zwischen all den Fachreferaten und Workshops hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am HGU Fokus Zukunft auch reichlich Zeit, für den Austausch untereinander. Dies bunt gemischt durch alle fünf Berufsverbände hinweg.

«Die erste Durchführung dieses Bildungsforums für alle fünf Berufsverbände der Hotel & Gastro Union in der Deutschschweiz ist gleichzeitig mein erster Event, den ich bei der Hotel & Gastro Union als Projektleiterin durchführen durfte», sagte Sabrina Ott. Es freue sie, dass das Format HGU Fokus Zukunft so grossen Anklang fand. Die Event- und Marketingmanagerin ergänzte: «Es waren rund 140 Teilnehmende aus allen Berufsverbänden anwesend. Wir werten das als Zeichen für die Relevanz des Anlasses, der ohne die grosszügige Unterstützung von Pistor als Presenting Partner nicht in dieser Form hätte stattfinden können.»

Für 2026 ist ein weiterer HGU-Fokus-Event in Planung. Er soll in der französischen Schweiz stattfinden. Weitere Informationen werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.   

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