Gerhard Petzl hat sein Leben der Schokolade verschrieben. Nun möchte er die Schnitzkunst an Schweizer Fachschulen lehren.
Gerhard Petzl, wobei erwische ich Sie gerade?
Gerhard Petzl: Aktuell arbeite ich an meinem dritten Buch «Wissenschaft trifft auf Schokoladenkunst», das bei Experten des Arbeitskreises Schokolade der ETH Zürich gut ankommt. Die wissenschaftliche Komponente ist nur ein Teil des Konzeptes. In erster Linie soll es ein Kunst- und Entdeckungslehrbuch werden.
Haben Sie noch Zeit für die handwerklichen Tätigkeiten?
Glücklicherweise braucht das Buch «frische» Kunst, also neue Skulpturen. Acht der zehn geplanten Werke sind schon fertig.
Können Sie von der Schokoladenkunst leben?
Mittlerweile ja. Der Weg dorthin war zwar hart, aber jeden Schritt wert. Dank Festanstellungen als Head Pâtissier oder als Produkt- entwickler konnte ich meinen Lebensunterhalt bestreiten. Den Traum der selbständigen Tätigkeit als Künstler wollte ich aber unbedingt verwirklichen, weshalb ich oft spät abends bis in die Nacht arbeitete.
Wer sind Ihre Kunden?
Das sind Museen, Kunstgalerien und Firmen, aber auch Privatpersonen. Dank Lebensmittellack können weder Feuchtigkeit noch warme Temperaturen der Kunst schaden. Somit bleibt das Objekt mindestens zehn Jahre lang in einwandfreiem Zustand.
Sie setzen sich auch stark für den Berufsnachwuchs ein.
Die Jugend ist mir ein grosses Anliegen. Mir schwebt vor, gemeinsam mit Schweizer Gastronomiefachschulen in deren Räumlichkeiten Workshops zu leiten, in denen die Schüler das Handwerk des Schokoladenschnitzens lernen. An einem Unterrichtstag in Deutschland lehrte ich die rund 80 Schüler, wie sie aus einem Kiloblock Schokolade, nur mit einem Küchenmesser ausgerüstet, Elemente nach Vorlage schnitzen. Aus den zusammengefügten Einzelteilen entstand so ein Gesamtkunstwerk. Das mediale Interesse war gross, was sowohl für die Fachschule als auch für die Schüler ein schöner Nebeneffekt war.
Woher rührt diese Ambition?
Während meiner Ausbildung war das Schnitzen kein Thema. Man giesst, modelliert und präpariert die Schokolade. Das Schnitzen ist jedoch gerade bei Wettbewerben ein wichtiges Handwerk zum Schaffen eines imposanten Schaustücks. Dafür setze ich mich ein.
(Interview Andrea Decker)
skv-Mitglied und Schokoladenkünstler Gerhard Petzl (45) ist Konditormeister und arbeitete als Pastry Chef für namhafte Hotels auf der ganzen Welt. Im Jahr 2000 gewann er mit seinem Schokoladenschaustück die Goldmedaille an der kulinarischen Olympiade. 2005 schloss er das Studium Kunst & Design ab und arbeitete in der Produktentwicklung des Nestlé-«Chocolate Center of Excellence». Es folgten etliche Auszeichnungen und zwei Bücher, ein drittes ist in der Umsetzung. Gerhard Petzls Wunsch ist es, den Berufsnachwuchs das Schokolade-Kunstschnitzen zu lehren und den Jungen aufzuzeigen, dass ihre Entwicklungsmöglichkeiten so vielseitig sind, wie es ihr kreativer Mut zulässt.