«Zusammen erreichen wir die Ziele besser»

Esther Lüscher ist Präsidentin der Hotel & Gastro Union HGU. Im Interview blickt sie auf das Jahr zurück.

Mit grossem Engagement vertritt Esther Lüscher die HGU. (Filipa Peixeiro)

HGZ: Esther Lüscher, dieses Jahr feiern Sie das zehnjährige Jubiläum als Präsidentin der HGU. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Auf allen Ebenen fand und findet ein steter Wandel statt, der sinnbildlich für unsere Branche ist. Die Gastronomie ist ein lebendiger Berufszweig. In den vergangenen zehn Jahren hat vor allem die Geschwindigkeit der Kommunikation enorm zugenommen. Die Voraussetzung der ständigen Erreichbarkeit haben wir vor zehn Jahren so noch nicht gekannt. Insgesamt aber habe ich sehr viele positive Erlebnisse und Ergebnisse sammeln dürfen.

Und Ihre Aufgaben?

Im Verlauf der Jahre sind meine Aufgaben immer spannender, vielseitiger und herausfordernder geworden. Zudem sind viele Projekte am Laufen und ziehen sich über einen langen Zeitraum hin.

Haben Sie für uns ein Beispiel?

Nehmen wir die Wiederaufnahme der Verhandlungen im Rahmen des Landes-Gesamtarbeitsvertrags. Sie waren sehr lange nicht möglich. Erst durch den Wechsel der Ansprechpartner bei Gastrosuisse in der Person von Beat Imhof ist diese Blockade gelöst worden.

Wo stehen die Verhandlungen?

Wir haben unsere Forderungen im Rahmen einer von uns organisierten Medienkonferenz in Bern der Öffentlichkeit präsentiert. Die Verhandlungen laufen derzeit.

Auch die Bäcker, Konditoren und Confiseure haben seit Mitte Jahr einen neuen L-GAV.

Das ist ein grosser Erfolg. Er zeigt, dass sich ein Engagement der Mitglieder lohnt. Dieser neue L-GAV ist vor allem durch das Einbringen und Zusammenstehen der Mitglieder der Berufsverbände – hier im Speziellen die des Berufsverbandes Bäckerei & Confiserie – ermöglicht worden. Das Resultat spricht für sich und zeigt auf, dass man gemeinsam Grosses erreichen kann. Ich freue mich, dass am Ende der intensiven Verhandlungen ein gelungener L-GAV abgeschlossen werden konnte.

Apropos Engagement in den Verbänden. Wie hat sich dieses aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren verändert?

In unseren Berufsverbänden gibt es viele engagierte Mitglieder. Das trägt dazu bei, dass unsere Berufe bekannter werden. Allgemein stelle ich fest, dass die Verbände beziehungsweise deren Mitglieder noch näher zusammengerückt sind. Nicht nur bei unseren fünf Berufsverbänden, sondern auch bei den Arbeitgeberverbänden.

Aber?

Es braucht noch mehr Mitglieder aus allen Berufsfeldern – also aus den Bereichen Küche, Restauration, Hotelempfang, Hauswirtschaft, Bäckerei, Confiserie und Detailhandel –, die Mitglied in unseren Berufsverbänden werden. Je mehr Berufsleute bei uns aktiv sind, desto grösser ist unsere Schlagkraft bei Verhandlungen auf politischer Ebene oder bei der Ausarbeitung der Ausbildungen.


«Die Reduktion auf fünf Regionen hat sich ausgezahlt. Das Vereinsleben wird wieder viel mehr gelebt.»


Während Ihrer Amtszeit waren Sie immer bemüht, die Zahl der Mitglieder zu erhöhen. Hat das geklappt?

Leider nein. Es besorgt mich, dass es uns noch nicht gelungen ist, dass sich Nichtmitglieder für einen Beitritt in ihren Berufsverband entscheiden und sich aktiv für ihren Beruf engagieren.

In den letzten Jahren sind viele Berufslehren einer Revision unterzogen worden. Wie kommen die revidierten Berufe an?

Wir sind gut mit den revidierten Berufen gestartet. Der Zusammenschluss der beiden Berufsfelder in der Hauswirtschaft konnte erfolgreich umgesetzt werden. Die steigende Nachfrage aller Lernenden in unserer Branche stimmt mich positiv. Zudem bin ich überzeugt, dass wir mit dem Projekt Berufsbildung 2030 einen weiteren Schritt zu modernen Berufsbildern und Ausbildungen in unserer Branche machen.

Die Regionen sind seit diesem Jahr neu aufgestellt.

Ich stelle fest, dass nun das Vereinsleben wieder stärker zelebriert wird. Der Entscheid zur Reduktion auf fünf Regionen war richtig. Nun sind alle fünf Präsidenten der Regionen auch im Zentralvorstand vertreten. Nächstes Jahr planen wir, das Miliz-Konzept in Zusammenarbeit mit den Regionen zu überarbeiten.

Was hat Sie im zu Ende gehenden Jahr besonders gefreut?

Die fünf Tage Igeho in Basel. Der persönliche Austausch ist einfach unbezahlbar. Ich habe wertschätzende Gespräche mit Sozialpartnern und mit unserer engagierten Miliz geführt.

Und was nicht?

Gute Frage. Nach wie vor überwiegt die Freude bei meiner Arbeit. Kleine Ärgernisse gehören dazu, stehen jedoch nicht im Vordergrund.

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter:

hotelgastrounion.ch


Zur Person

Esther Lüscher ist seit 2015 Präsidentin der Hotel & Gastro Union. Davor präsidierte sie den Berufsverband Hotellerie & Hauswirtschaft, einen der fünf zur Hotel & Gastro Union gehörenden Verbände.