Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Esther Lüscher: «Ich möchte die Nicht-Mitglieder aufrütteln»

Ihr erstes Jahr als Präsidentin der Hotel & Gastro Union geht zu Ende. Esther Lüscher über ihre Erfahrungen und weiteren Pläne zum Wohl der Union.

Esther Lüscher möchte 2017 unter anderem die Regionen stärken. (ZVG)

HGZ: Esther Lüscher, Sie sind seit 1. Januar 2016 im Amt. Wie war das erste Präsidialjahr für Sie?

Esther Lüscher: Ich habe das Jahr als sehr intensiv und positiv erlebt. Man hat mich in den Verbänden offen aufgenommen, und ich konnte mich in die unterschiedlichsten Bereiche einarbeiten. Es war mir wichtig, Grenzen abzutasten, um zu erkennen, was möglich ist und was nicht.

Was hat Sie in Ihrem ersten Jahr an der Spitze der Hotel & Gastro Union besonders gefreut, erstaunt, geärgert und berührt?

Gefreut hat mich das Engagement der Miliz, also der Mitglieder, die sich aktiv in ihrem jeweiligen Berufsverband einbringen und mitarbeiten. Erstaunt hat mich, wie wenig Frauen in den verschiedenen Gremien der Gastronomie­branche vertreten sind. Geärgert hat mich, dass nicht alles so schnell umsetzbar ist, wie ich es gerne hätte. Berührt hat mich der Verlust von wertvollen Menschen aus der Gastrobranche.

Was haben Sie sich für Ihre Präsidiumsarbeit fürs neue Jahr vorgenommen?

Ich möchte die Nicht-Mitglieder aufrütteln. Sie sollen Folgendes verstehen: Ohne eine Mitgliedschaft bei der Hotel & Gastro Union schwächen sie die gastgewerblichen Berufe. Denn ohne einen starken Verband haben wir keine Mitsprache – weder in der Berufsbildung noch in der Berufspolitik. Und ohne Mitsprache können wir den Stellenwert unserer Berufe nicht fördern.

Wie wollen Sie Berufsleute motivieren, Mitglied eines Berufsverbands zu werden?

Indem ich meinen Berufsstolz zeige, darüber spreche, ein aktives Mitglied meines Berufsverbandes  und der Union zu sein und erkläre, warum es wichtig ist, einem Berufsverband anzugehören.

Was haben Sie sich für 2017 sonst noch vorgenommen?

Ich möchte die Regionen stärken. Die Hotel & Gastro Union funktioniert als Milizsystem. Für unsere engagierten Mitglieder in den Regionen ist es nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Fertige Lösungen habe ich zwar noch nicht, aber es ist mir wichtig, dieses Thema 2017 mit den Regionen zusammen anzupacken. Zudem möchte ich für unsere Mitglieder, für die Geschäftsstelle der Hotel & Gastro Union sowie für die Verbände der Branche eine verlässliche, offene Partnerin bleiben.

Welche Themen werden unsere Branche nächstes Jahr besonders beschäftigen?

Weit oben auf der Traktandenliste stehen ganz sicher der Fachkräftemangel und der Erhalt von stabilen Lernendenzahlen.

Stellen Sie sich vor, das Christkind hätte Ihnen drei Wünsche fürs neue Jahr unter den Weihnachtsbaum gelegt. Was würden Sie sich für die Branche Hotellerie, Gastronomie, Tourismus wünschen?

Als Erstes würde ich mir einen markanten Anstieg der Logiernächte wünschen; vor allem im ländlichen, alpinen Raum. Davon würden alle in der Branche Tätigen profitieren. Mein zweiter Wunsch wäre mehr Offenheit in der Gesprächsführung, so dass man brennende Probleme und Differenzen ehrlich ansprechen und ausdiskutieren kann, um gemeinsam Lösungen zu finden, die von allen getragen werden. Als Drittes würde ich mir für alle Menschen etwas mehr Ruhe in dieser doch oft so gehetzten Welt wünschen.

(Interview Riccarda Frei)


Zur Person

An der alle drei Jahre statt­findenden Delegiertenversammlung ist Esther Lüscher im Oktober 2015 mit überragender Mehrheit zur Präsidentin der Hotel & Gastro Union gewähltworden. Sie ist die erste Frau in der 130-jährigen Geschichte der ­Union, die dieses Amt ­bekleidet. Esther Lüscher ist eidg. dipl. Hauswirtschafts­leiterin. Sie ist seit 2002 Mitglied des ­Berufs­verbands ­Hotellerie Hauswirtschaft und stand dem bvhh als ­Präsidentin vor.