Konkurrenz zur Pizza

Die Pizza wurde erstmals 1889 in Neapel gebacken. 2001 entwickelte die Familie Di Marco aus Rom mit der Pinsa Romana ein Konkurrenzprodukt. Dieses gibt es nun auch in der Schweiz.

Die Pinsa unterscheidet sich in Form und Mehl­mischung von der herkömmlichen ­Pizza. Zudem ist sie meistens nicht rund, sondern oval oder rechteckig. (Monique Heylmann)

Es dauerte 20 Jahre, bis die Pinsa den Weg in die Schweiz fand. Doch nun taucht sie immer öfter auf den Speisekarten der Gastronomen auf. Einer von ihnen ist Yves Oehler vom Restaurant Alte Braue in Liestal/BL: «In unserer Kleinstadt gibt es zahlreiche Anbieter von Pizzas», hat er festgestellt. «Da macht es keinen Sinn, nochmals das Gleiche auf der Karte zu haben.» Seit diesem Sommer bietet er in seiner Gaststube neben klassischen Schweizer Gerichten auch verschiedene Pinse an. «Das neue Angebot ist von unseren Gästen sehr gut angenommen worden», freut er sich. Ebenfalls seit diesem Sommer bietet Manfred Weilguni, Direktor vom Hotel Landhaus in Saanen-Gstaad/BE, Pinsa an. Seine Fladen bezieht er bei der Hunkeler Distribution, dem Generalimporteur für die originalen, von der römischen Familie Di Marco fertig- gebackenen Teigfladen.

Manfred Weilguni führt drei Pinse auf der Karte. Preislich bewegen sie sich je nach Grösse und Belag zwischen 16 und 25 Franken. Alle drei sind gut nachgefragt, doch die vegetarische Tessiner Pinsa mit Rucolapesto, Tomaten, Auberginen, Zucchetti, Peperoni, Knoblauch, Oregano und lokalem Bergkäse ist die beliebteste.

Doch worin unterscheiden sich Pinsa und Pizza, die auf den ersten Blick gleich aussehen? Zum einen beim Teig. Die Pizza wird traditionell aus Weizenmehl hergestellt. In den Pinsateig ge­hören jedoch drei verschiedene Mehle. Neben Weizenmehl werden Reis- und Sojamehl dem Teig hinzu­gefügt. Während das Sojamehl den Teig schön fest werden lässt, sorgt das Reismehl für eine gewisse Luftigkeit. Der grösste Unterschied zwischen Pinsa und Pizza liegt aber darin, dass der Pinsateig sehr lang geht: Während der Pizzateig in der Regel maximal eine Stunde ruht, dauert das beim Pinsateig mindestens 24 Stunden und bei der originalen Pinsa Romana sogar 72 bis 100 Stunden. So geht der Teig vollständig auf, und die Pinsa wird ­bekömmlicher und leichter verdaulich. Im Magen kommt es zu keinem Gärprozess. Ein dritter Unterschied ist beim Belag auszumachen. Dieser kann zwar derselbe sein, doch wird er bei der Pinsa grösstenteils erst nach dem Backen auf den Teigboden gelegt.

Auf die Wortschöpfung Pinsa ist der Erfinder Corrado Di Marco durch das lateinische Wort pinsere gekommen, was soviel wie zerquetschen oder zerdrücken heisst und sich auf die zu Mehl verarbeiteten Körner bezieht. Zudem schuf er aus Marketing­gründen eine Legende rund um die Pinsa und behauptete, dass der  Teigfladen bereits im antiken Rom typisch gewesen sei.

Als Di Marco 2001 den Markennamen Pinsa Romana als Teigwarenprodukt eintragen liess, spielte bei der Bezeichnung Pinsa die Ähnlichkeit zur Pizza eine Rolle. Denn ihm war bewusst: Eine Verwechslung war vorprogrammiert, und davon wollte er profitieren.

(Ruth Marending)


Informationen

www.landhaus-saanen.ch
www.hunkeler-distribution.ch