Kafi Schnaps für Fortgeschrittene

Milo Kamil vertritt die Schweiz an der Kaffee-WM in der Kategorie Coffee in Good Spirits. Am 6. Juni gilt es ernst.

In seinem «Coffee Lab» trainiert Milo Kamil für die WM. (Barbara Tkacova)

Kaffee und Spirituosen? Klar, kennen wir in der Schweiz schon lange: Kafi Lutz, Kafi Schnaps oder Schümli Pflümli heissen die Klassiker, die man sich bei uns in den Pistenbeizen gönnt. An den Weltmeisterschaften käme man mit diesen Kombinationen allerdings nicht weit. «Coffee in Good Spirits» heisst die Disziplin, in der seit 2011 nach den spannendsten Kombinationen zwischen Kaffee und Spirituosen gesucht wird.

Als frisch gekürter nationaler Meister vertritt Milo Kamil die Schweiz vom 6. bis 8. Juni an der WM in Berlin. Der gebürtige Indonesier ist in der internationalen Kaffeeszene kein Neuling: 2015 und 2016 vertrat er die Schweiz an der WM in der Kategorie Latte Art, wo der beste Cappuccino mit dem schönsten Muster gefragt ist. Nun suchte er nach einer neuen Herausforderung.

Drinks auf Kaffeebasis? Selten zu finden in Schweizer Bars

«Schon als Barista im Zürcher Café Grande interessierte mich das Mischen von Kaffee mit Spirituosen. Allerdings war ich damals noch sehr fokussiert auf Latte Art.» Milo Kamil bedauert, dass alkoholische Getränke auf Kaffeebasis in den Schweizer Bars noch kaum Fuss gefasst haben. «Selten findet man mal einen Cold Brew Negroni, aber das war es dann auch schon.» Dabei sei das Kombinieren von Kaffee mit Spirituosen keine Hexerei.

«Auch ich habe meine ersten Versuche auf gut Glück gemacht und mich der perfekten Balance Schritt für Schritt angenähert», verrät Milo Kamil. «Mittlerweile gehe ich aber präziser vor und suche beim Kaffee nach den Geschmacksnoten, die ich dann mit der passenden Spirituose in der richtigen Menge kombiniere.»

In Berlin gilt es, den beiden Juroren je ein kaltes und ein warmes Getränk zu servieren. Dafür hat der Kandidat zehn Minuten Zeit. Von den einundzwanzig Teilnehmern schaffen es sechs in den Final. Milo Kamil: «Die Finalteilnahme ist mein Ziel.»

Um dieses zu erreichen, bedarf es nicht nur zwei spannender, perfekt balancierter Getränke, bei denen der Kaffee deutlich erkennbar ist. Auch Faktoren wie Präsentation, Sauberkeit und die Geschichte hinter den Produkten zählen. «Zudem sollen die Kreationen in der Realität, also in der Gastronomie gut umsetzbar sein», so Milo Kamil.

Kaffee-Drink als Pre-Dessert innerhalb eines Mehrgängers

Wann geniesst man denn im Alltag einen Drink auf Kaffeebasis? «Frühzeitig zum Apéro, spätabends an der Bar oder auch als erfrischendes und doch tiefgründiges Pre-Dessert innerhalb eines mehrgängigen Menüs. Da könnte ich mir einen Drink mit einem fruchtigen Espresso, einem Vanillelikör, Milch, Rum und Kardamom vorstellen.»

Die Rezepturen der Drinks hält der Schweizer Meister geheim. Schliesslich wolle er die Konkurrenz überraschen. Nur so viel sei gesagt: Fermentation und der Kampf gegen Food Waste spielen bei Milo Kamils WM-Drinks eine zentrale Rolle.

In den vergangenen Wochen trainierte Milo Kamil täglich stundenlang. Feilte an der Rezeptur, an der Geschichte, an der Präsentation. Holte sich Ratschläge von Leuten aus der Kaffeeszene, bewusst aber auch von branchenfremden Personen. Jetzt absolviert er noch diverse Testläufe in seinem «Coffee Lab» beim Zürcher Stauffacher. «Routine, Routine, Routine», sagt Milo Kamil. «Ich will in Berlin eine gute Show abliefern.»

(Benny Epstein)