Vom Hirten- zum Spitzensport

Schwingen, die schweizerische Form des Ringens, erfreut sich hierzulande grosser Beliebtheit. Einer der Höhepunkte ist das Eidgenössische Jubiläumsschwingfest in Appenzell.

Am Sonntag, 8. September, trifft sich die Schwinger-Elite in Appenzell, um das 125-Jahr-Jubiläum des Eidgenössischen Schwingerverbands ESV im Sägemehl zu feiern. Neben den 120 besten Schwingern werden 20 ’000 Gäste in Appenzell erwartet. «Schon jetzt sind alle Hotel- und Bed- & Breakfast-Betten im näheren Umkreis ausgebucht», sagt dazu Hans Sollberger, Geschäftsführer des Eidgenössischen Jubiläums-Schwingfestes EJSF Appenzell 2024. Am Anlass selber, für ­den rund vier Millionen Franken budgetiert sind, gibt es gemäss Sollberger kulinarisch traditionelle Angebote wie an allen anderen Schwingfesten auch: «Würste wie Cervelats, Schüblinge und Bratwürste sind wichtig. Aber auch das Menü Kartoffelstock ­mit Hackbraten und Gemüse ist an einem solchen Fest genauso ­ein fester Bestandteil wie etwa Älplermagronen oder Schinken mit Kartoffelsalat.»

Das Brauchtum Die Schweiz ist voller Bräuche. Während eines Jahres picken wir einige davon heraus wie jenen, der schweizweit verbreitet ist.

Doch bis es zu diesem Jubiläumsschwingfest kommt, stehen landesweit zahlreiche andere Schwingfeste an. Die Schwing- und Älplerfeste beginnen im Frühjahr und ziehen sich bis in den Herbst hinein. Sie sind ein Stück Schweizer Tradition und fest in der DNA der ländlichen Gegenden verankert.

Wann genau das Schwingen aufkam, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Eine der ältesten Darstellungen von zwei sich am Hosenbund fest im Griff fassenden Älplern datiert aus dem 13. Jahrhundert und ist in der Kathedrale von Lausanne zu sehen.

Lange Tradition

Bekannt hingegen ist der Ursprung des Schwingens. Seit jeher wurde an Alp- und Wirtshausfesten um ein Stück Hosentuch, ein Schaf oder um andere Naturalien geschwungen. Der Ruhm des Sieges zählte dabei weit mehr als der eigentliche Preis. Einen Aufschwung brachte das erste Alphirtenfest zu Unspunnen 1805, zu einer Zeit, als die Schweiz unter französischer Fremdherrschaft litt. Ziel dieses Festes war die Stärkung des schweizerischen Nationalbewusstseins. Noch heute findet dieses Fest alle sechs Jahre statt. Das nächste Mal 2029.

Im 19. Jahrhundert brachten Schwingfeste und Sportlehrer das Schwingen in die Städte. So entstand aus dem Spiel der Hirten und Bauern der Schweizer Nationalsport. Lange war das Schwingen den Männern vorbehalten. Doch seit 1980 gibt es auch ein Damenschwingen. Vereinigt sind alle Schwinger beim jubilierenden Eidgenössischen Schwingerverband ESV. Der Verband zählt gut 5000 Aktivschwinger. Die Mitglieder gehören fünf Teilverbänden, dreiundzwanzig Kantonalverbänden und sechs Gauverbänden an.

Eng mit dem Schwingen ­verbunden ist das Steinstossen. Der Unspunnenstein, ein 83,5 Kilogramm schwerer Gletscherfindling, wird dabei mit Anlauf über eine möglichst lange Distanz geworfen.

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter:

esv.ch

appenzell2024.ch