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Von der Junioren-Kochnati an die Bocuse-d’Or-Ausscheidung

Mitte Juni kochen Karina Fruman und Simon Grimbichler in Vitznau/LU um einen Platz am Bocuse d’Or Europe. Im Vorfeld trafen sich beide in Crissier/VD.

Karina Fruman und Simon Grimbichler (Mitte) mit ihren Commis Emanuel Sarbach (links) und Yannick Wider (rechts). (ZVG)

Am Montag, dem 16. Juni 2025, ist es so weit: Karina Fruman (25) und Simon Grimbichler (24) treten an der Schweizer Ausscheidung für den Bocuse d’Or im Neuro Culinary Center «Das Morgen» in Vitznau/LU gegeneinander an. Beide sind ehemalige Mitglieder der Schweizer Junioren-Kochnationalmannschaft, die 2022 am Culinary World Cup in Luxemburg Gold gewann und Weltmeister wurde. Aus den Reihen der Kochnati-Junioren sind sie mittlerweile zurückgetreten, weil sie das Alterslimit von 25 Jahren demnächst überschreiten oder bereits überschritten haben. Beide haben weiterhin Erfahrungen gesammelt, ihren beruflichen Horizont erweitert und die Freude an Kochwettstreiten nicht verloren.

Man kennt und schätzt sich

Im Vorfeld der Schweizer Selektion treffen sich die beiden im Restaurant de l’Hôtel de Ville in Crissier/VD. Gastgeber ist kein Geringerer als Franck Giovannini, Präsident der Schweizer Bocuse-d’Or-Akademie und bis heute einziger Schweizer Koch, der es beim Weltfinale auf das Siegertreppchen schaffte und Bronze holte. Karina Fruman und Simon Grimbichler kennen das Restaurant von früheren Besuchen, aber es ist das erste Mal, dass sie als Bocuse-d’Or-An-wärter vorbeischauen. Begleitet werden sie von ihren Commis: Karina von Emanuel Sarbach (19) und Simon von Yannick Wider (20). Obwohl beide Seiten Konkurrenten im Kampf um den Sieg an der Schweizer Ausscheidung sind, ist die Atmosphäre beim Austausch in Crissier entspannt. Man kennt und schätzt sich.

Die aus dem Kanton Solothurn stammende Karina Fruman zögerte lange, bevor sie ihr Dossier für den Bocuse d’Or einreichte. Kurz vor Ablauf der Anmeldefrist kehrte sie von einer neunmonatigen Reise durch 21 europäische Länder zurück. «Ich bin mit dem Wohnmobil durch den Kontinent gereist und habe auf jeder Etappe mit lokalen Produkten gekocht. Ein Land über seine kulinarische Tradition zu entdecken, ist eine der grossen Freuden einer reisenden Köchin», sagt sie. Karina, die eine Glutenunverträglichkeit und Sojaallergie hat, war erstaunt über das glutenfreie Angebot in Finnland. Insbesondere bei der Brotauswahl sei das Land viel weiter als die Schweiz, erzählt sie. Das beste glutenfreie Croissant hätte sie aber in Mailand genossen.

Verantwortung schon in der Lehre

Schon während ihrer Kochausbildung in der Kaserne Jassbach im Emmental lernte sie schnell, Verantwortung zu übernehmen, da sie einen Lehrmeister hatte, der schnell Vertrauen zu ihr fasste. Danach arbeitete sie im Restaurant Marzer in Bern, bei «Roks» (zwei Michelin-Sterne) auf den Färöer-Inseln, im Schloss Schadau in Thun und dann im Kantons-spital Olten. Die letzte Stelle wählte sie, um das Berufsleben mit dem Engagement in der Junioren-Kochnati besser vereinbaren zu können. Ihre Wettbewerbserfahrung geht noch weiter: «Ich habe auch den Gastro-Elite-Wettbewerb in St. Gallen mit der Armee gewonnen. Die Wettbewerbswelt fasziniert mich einfach, denn sie ist eine gute Möglichkeit, sich zu beweisen.»

Auf die Frage, weshalb sehr wenige Frauen an prestigeträchtigen Kochwettbewerben dabei sind, antwortet Karina Fruman, dass Köchinnen, die eine Familie gründen wollen, in der Regel sehr jung an Wettbewerben teilnehmen. Dadurch würden sie auch über weniger Erfahrungen verfügen als ihre männlichen Kollegen, die im Vergleich weniger unter Zeitdruck stünden.

Konkurrent Simon Grimbichler hat schon lange eine persönliche Verbindung zum Bocuse d’Or. Seine Lehre absolvierte er in Egerkingen/ SO bei Louis Bischofberger, bei einem der ersten Schweizer Kandidaten des Wettbewerbs. «Seit meiner Kindheit bin ich von diesem Wettstreit fasziniert. Ich war zwar noch nie am Finale in Lyon dabei, aber ich habe den Weg von Teilnehmer Mario Garcia genau verfolgt und die Gerichte von Ale Mordasini probiert. Meine Teilnahme an der Schweizer Ausscheidung hat für mich daher einen ganz besonderen Wert.»

Sie schätzen Köche, die aus Einfachstem das Beste herausholen.

Simon Grimbichler arbeitet als Chefkoch bei «Restolike» in Bern, ein Catering-Unternehmen, das unter anderem die Menüs für die RBS-Züge zwischen Bern und Solothurn liefert. Das Regionalverkehrsunternehmen unterstützt ihn bei seinen Vorbereitungen, gewährt ihm Zugang zur Küche und stellt Lebensmittel und Materialien zur Verfügung. Wie Karina Fruman habe auch er keine bestim-mten Vorbilder. «Ich bewundere Köche, die aus den einfachsten Produkten das Beste herausholen», sagt er. Schon vor seinem Engagement bei der Junioren-Kochnati hat er an Wettbewerben teilgenommen. 2015 war er Gusto-Finalist und 2018 gewann er den Titel bei «La Cuisine des Jeunes».

Beide Finalisten und ihre Commis sehen der Schweizer Ausscheidung mit Spannung entgegen. Im «Das Morgen» in Vitznau/LU gilt es am Montag, 16. Juni, in fünf Stunden und 35 Minuten je ein Steinbuttgericht mit Beilagen und Saucen sowie ein Gericht mit Appenzeller Ente für 14 Personen zuzubereiten.

(Patrick Claudet/rup)


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bocusedorsuisse.ch