Viele steigen ein, doch nicht alle bleiben. Drei junge und erfolgreiche Berufsleute beweisen, warum sich Dranbleiben in der Hospitality-Branche lohnt.
Daniela Jaun hat sich weitergebildet, um fürs Unternehmertum bereit zu sein. (ZVG)
Noch immer ist es so, dass die Hotellerie und Gastronomie um Nachwuchs ringt. Laut des Lernendenbarometers 2024 der Hotel & Gastro Union sind die meisten Auszubildenden zwar mit ihren Lehrbetrieben und Ausbildnern zufrieden. Dennoch weiss einer von vier Lernenden noch nicht, ob er dem Beruf treu bleibt.
Gleichzeitig zeigt sich: Wer dranbleibt, kann weit kommen. Und wer die Branche mitgestalten will, findet heute bessere Bedingungen als je zuvor: dank engagierter Betriebe, neuer Gesamtarbeitsverträge und Vorbildern, die vorleben, wie erfolgreich eine Berufskarriere in der Schweizer Hospitality sein kann.
Daniela Jaun wusste schon früh, wohin ihr Weg führt: «Ich wollte mit Menschen arbeiten und am liebsten im Team, mit dem Ziel, eines Tages selbständig zu sein.» Nach ihrer Ausbildung zur Restaurationsfachfrau EFZ sammelte sie Erfahrungen in einer Wintersaison sowie später im Barbereich und übernahm früh Verantwortung. Noch vor ihrem dreissigsten Geburtstag realisierte die heute 32-Jährige dann ihren Traum vom eigenen Restaurant. Gemeinsam mit ihrem Partner Pascal Melliger, der die Küche leitet, führt sie heute das Berner Restaurant Wein & Sein als Gastgeberin und Sommelière.
Dave Wälti, Chefkoch und Unternehmer
Jaun gewann die Schweizer Servicemeisterschaft, für die sie sich heute als Weko-Präsidentin einsetzt, und erhielt den Marmite Youngster Award. «Wer Freude an Kulinarik, Gastfreundschaft und Menschen hat und mit Herzblut und Fleiss am Start ist, findet in unserer Branche die richtige Bühne», ist sie überzeugt. Und zu den Entwicklungschancen ergänzt die Gastronomin: «Es gibt viele Wege, die man als Talent gehen kann – mit Berufslehren, Hotelfachschulen oder selbständig, in grossen oder kleinen Betrieben. Ich habe mich mit 25 Jahren selbständig gemacht und würde es genauso wieder tun.» Auch die Chefin Konditorin-Confiseurin Tanja Senn verfolgt zielstrebig ihre Karriere. «Schon als Kind war mir klar, dass ich einen handwerklichen Beruf lernen wollte», erzählt sie. Ihr erster Lehrmeister war ihr Vorbild, da er ihr nebst Fachwissen auch viel Leidenschaft mit auf den Weg gab. Nach einigen Berufsjahren und Weiterbildungen entschied sie sich jetzt für die höhere Fachprüfung zur Betriebsleiterin Bäckerei-Konditorei-Confiserie. Die 29-Jährige engagierte sich zudem mehrere Jahre im Vorstand des Berufsverbands Bäckerei & Confiserie. «Wer motiviert ist, kann die Branche mitgestalten, bis in die Betriebsleitung aufsteigen oder ein eigenes Business starten.»
Dave Wälti ist mittlerweile Inhaber von zwei Betrieben: dem Take-away-Restaurant Al Toque, Bern, und dem Restaurant Verena in Olten/SO. Sein Weg begann mit einem Schnuppereinsatz mit 13 Jahren. Mit 14 hatte er einen Wochenjob in einem Dorfgasthof. «Das war eine tolle und prägende Zeit und ausschlaggebend dafür, dass ich die Kochlehre absolvieren wollte. Nach der Lehre war vieles unsicher, doch ich sagte mir, wenn du was erreichen willst, muss du auch selbst das Ruder in die Hand nehmen.» In Brasserien, Hotels, Caterings und Sternerestaurants im In- und Ausland sammelte er wertvolle Erfahrungen. Heute führt der 37-Jährige bis zu 25 Mitarbeitende und steht auch immer wieder selbst am Herd.
«Wer Handwerk schätzt, Verantwortung übernimmt und bereit ist, die Komfortzone zu verlassen, ist im Gastgewerbe richtig», sagt er. Die Branche forme einen: mental und physisch. Zu den Karrierechancen sagt Wälti: «Die Gastro bietet viele Chancen für Leute, die anpacken und Ideen einbringen. Der Weg ist selten gradlinig, aber gerade das macht ihn spannend.» Entscheidend sei, neugierig zu bleiben und von anderen zu lernen, «indem man ein paar Tage in anderen Betrieben mitarbeitet und sich so echtes Wissen holt.»
(Andrea Decker)