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Schlafen muss traumhaft sein

Immer mehr Hotels verkaufen die Nacht als besonderes Erlebnis. Für besseren Schlaf bezahlen Ferien- und Seminargäste einen Aufpreis. Doch dafür muss nicht nur die Matratze bequem sein.

  • Die Heugade-Suite im Landgasthof Kemmeriboden-Bad ist wegen des Schlafkomforts meist frühzeitig ausgebucht. (Marcel Osztrowszki)
  • Bettmümpfeli, Gute-Nacht-Tee, Augenbinde und Sticker zum Abkleben von leuchtenden Punkten: das Mövenpick-Schlafset. (ZVG)

Schlafen kannst du, wenn du alt bist. Wer in der Hotellerie- oder Gastronomie-Branche arbeitet, hat diesen Spruch gewiss schon gehört. Oder gesagt. Wer braucht schon Schlaf? Was zählt er denn? Die grossen Manager und Patrons prahlen gerne damit, wie wenig Stunden sie schlafen. Drei, vielleicht vier. Viel Schlaf gilt oft als Zeichen der Schwäche, der Faulheit. Schlafen ist Nebensache. Wirklich?

Rund ein Drittel unseres Lebens schlafen wir. Körper und Geist müssen zur Ruhe kommen. Doch tatsächlich stellen sie die Aktivität dann nicht ein. Im Gegenteil: Die Zeit des Schlafs dient der Entwicklung. Der Körper erholt sich, Muskeln entspannen sich, das Gedächtnis wird gespeichert.
Dabei wirkt sich die Qualität des Schlafs auf den gesamten nächsten Tag, ja sogar auf die langfristige gesundheitliche Verfassung aus. Schlechter Schlaf verringert die Leistungsfähigkeit des Gehirns: Wir können uns Dinge schlechter merken, können uns weniger konzentrieren, sprechen langsamer oder undeutlich. Reaktionsgeschwindigkeit, Entschlusskraft sowie das Gefühl für Raum und Zeit und die Planungsfähigkeit nehmen ab.

Gleiches Bedürfnis beim Ferien- und Businessgast

Dazu führt schlechter oder zu wenig Schlaf zu mieser Laune und einem unguten Körpergefühl. Die Energie fehlt, die Erscheinung ist blass. Nein, aufs Schlafen kann keiner verzichten, bis er alt wird. Wer nicht schläft, sieht alt aus und fühlt sich auch so. Schlafen gilt nicht umsonst als beste Medizin.

Schlaf ist keine Nebensache, sagte sich das Schweizer Hotelunternehmen Mövenpick und stellte im vergangenen Frühling ein neues Schlafkonzept vor. «Ob Ferien- oder Businessgast – der gute Schlaf ist jedem sehr wichtig», hält Frank Hörl, Direktor des Mövenpick-Hotels in Berlin, fest. So lancierte das internationale Unternehmen in all seinen Hotels in der Schweiz, in Deutschland und in den Niederlanden am 17. März, dem Weltschlaftag, eine neue Zimmerkategorie. Für einen Aufpreis von 15 Euro kann sich der Gast ein schallisoliertes, ruhig gelegenes Zimmer mit individuell einstellbarem Bett buchen. Die Queen-Size-Betten verfügen über eine Matratze vom schwedischen Hersteller Youbed. «Es ist das erste und einzige Bett, das einen verstellbaren Härtegrad besitzt, ohne dadurch mit seinen überlegenen Komforteigenschaften in Konflikt zu geraten», erklärt das 2014 gegründete Unternehmen auf seiner Website. «Die Festigkeit der Matratze kann einfach per Handsteuerung eingestellt werden, wodurch jedem Gast eine perfekte Individualisierung und ein Schlaferlebnis ganz nach seinem persönlichen Bedürfnis geboten wird.»

Um das Schlaferlebnis komplett zu machen, sind die Zimmer mit Verdunklungsvorhängen ausgestattet, Schlafmaske, Ohrstöpsel, Lavendelkissen, Gute-Nacht-Tee, Schokolade als Bettmümpfeli und als Stimulator des Schlafhormons Melatonin sowie Sticker zum Abkleben von Lichtern elektronischer Geräte liegen im Set bereit. Arianna Huffingtons Bestseller «Die Schlafrevolution – so ändern Sie Nacht für Nacht Ihr Leben» steht auf dem Nachttisch.

Skeptiker wurde mit Gutscheinen vom Schlafzimmer überzeugt

Die Rückmeldungen aus dem ersten Jahr seien durchweg positiv, sagt Hörl. Zahlreiche Gäste seien längst Wiederholungstäter. Skeptiker konnten vom Schlafzimmer überzeugt werden. Hörl: «Wer ein normales Zimmer bucht und am Ende seines Aufenthalts über schlechten Schlaf klagt, erhält für die nächste Buchung einen Gutschein für den Upgrade ins Schlafzimmer. Die Idee kommt sehr sympathisch an.»

Mit einem Anruf bei der Réception kann sich der Gast zudem Spezialkissen (Nackenrolle, Nackenstützkissen, Dinkelspreukissen, Hirsespreukissen), eine Wolldecke, eine Allergikerbettdecke, eine Wärmflasche und eine Fuss-Massagerolle aufs Zimmer bestellen.

Auf den besonders guten Schlaf als Verkaufsargument setzt das Hotel Landgasthof Kemmeriboden-Bad schon seit Jahren. Der Familienbetrieb in der Emmentaler Gemeinde Schangnau arbeitet hierfür mit auserlesenen Experten zusammen. So etwa mit Gregor Thaler und dessen Firma Betten Thaler. «Mittlerweile dürfen wir uns seit fünf Jahren an der professionellen Partnerschaft mit Gregor Thaler erfreuen», erzählt Kemmeriboden-Bad-Hotelier Reto Invernizzi.

So kam das Hotel zu den Betten der Firma Schramm aus Rheinland-Pfalz. Gregor Thaler: «Zu einer Zeit, in der die Küche wieder verstärkt auf Regionalität, Nachhaltigkeit und die Geschichte des Produkts setzt, passiert im Schlafzimmer allmählich dasselbe.» Der Gast wolle je länger je mehr wissen, auf welche Unterlage er sich zur Ruhe legt.

Wie wirkt sich das Bettenkonzept auf das wirtschaftliche Ergebnis aus? Invernizzi: «Unser Haus hat sich dank der Zusammenarbeit mit Thaler enorm entwickeln können. Aufenthaltszeit und Logementertrag konnten gesteigert werden.»

Oder mit anderen Worten: Die Investition in die Betten hat sich gelohnt. Invernizzi unterstreicht: «Die Resonanz sowohl unserer Business- wie auch unserer Feriengäste ist schlichtweg traumhaft.» Das grosse Highlight sei indes die Heugade-Suite, welche vor zwei Jahren mit einem Schramm-Boxspring-Bett bestückt wurde. Die teuerste Decke der Welt (Eiderdaunen) sowie feinste Bettwäsche aus dem Hause Fischbacher führen dazu, dass diese Suite jeweils weit im Voraus ausgebucht sei. Thaler: «Die Hotelgäste lieben diese Oase, sie sind begeistert.»

Es braucht den Betten-Profi, der nach der Lieferung da ist

Noch seien die meisten hiesigen Hotels nicht bereit, in Betten zu investieren, weiss der Betten-Experte. «Wir stellen leider fest, dass viele Hotels im Gesamtbudget das Bett immer noch marginal bewerten und ein No Name einkaufen. Für die Innenarchitekten sind ein Bett und der Schlafkomfort ein Thema unter vielen. Deshalb braucht es den Profi, der auch nach der Lieferung da ist.»

Grosses Augenmerk auf die Wahl des Betts wird auch im eben wiedereröffneten und rundum renovierten Hotel Valsana in Arosa gelegt. Unter dem Motto «Luxus, wo es Sinn macht» liess das Haus eigens Naturbetten anfertigen. Hier erholt sich der Gast auf Naturmaterialien wie reinem Naturlatex, latexiertem Kokos, Bioschurwolle in Wollsiegelqualität und Kapok-Pflanzenfaser. Na dann: Gute Nacht!

(Benny Epstein)


Schlaf gut! Vier Tipps für den guten Gastgeber – oder für den, der es werden möchte

1. Probeschlafen

Lässt sich das Zimmer genügend abdunkeln? Stört das Summen des Kühlschranks? Ist es zu ringhörig? Fliesst nachts Wasser in aller Lautstärke durch die Leitungen in der Wand? Am besten finden Sie das heraus, indem Sie in Ihrem eigenen Hotel probeschlafen. In jedem Zimmer. Oder lassen Sie es Ihre
Mitarbeiter tun. Eine spannende Erfahrung, den Betrieb mal als Gast zu erleben.

2. Es geht heiss zu und her

Vielen Gästen passt die Zimmertemperatur nicht. Den einen ist es zu heiss, anderen zu kühl. Bieten Sie Ihren Gästen doch an, die gewünschte Zimmertemperatur bereits bei der Buchung anzugeben. Eine kleine Aufmerksamkeit, die dazu führt, dass sich der Gast sofort geborgen und wohlfühlt.

3. Eine saubere Sache

Hygiene ist das A und O: Verwenden Sie Materialen, die waschbar sind. Waschen Sie sämtliche Textilien
regelmässig. Lüften Sie die Zimmer bei der Reinigung gut durch. Und: Alle Materialien haben eine
begrenzte Lebensdauer. Halten Sie die ein und tauschen Sie verbrauchte Ware rechtzeitig aus.

4. Maximaler Erfolg

Wer sich nur am Mindeststandard orientiert, wird nie maximalen Erfolg haben. Machen Sie es besser als die anderen, seien Sie mutig, denken Sie an morgen und übermorgen. Denn: Ein Gast, der sein Bett unsauber oder alt findet, verliert den Glauben an das ganze Haus. Er glaubt rasch auch, dass es zum Beispiel in der Küche ähnlich zu- und hergeht.