Welches Cüpli darf es sein?

Ob zum Apéro oder als Essbegleiter – Schaumweine heben die Stimmung an. Der Champagner hat dabei ernsthafte Konkurrenz erhalten. Aus aller Welt, auch aus der Schweiz.

Einblick in den Keller von Bollinger, wo die Flaschen im Rüttelpult stecken. Durch leichtes Rütteln und Schwenken der Flasche sinkt abgestorbene Hefe als Bodensatz in den Flaschenhals. (ZVG)

Was tut einer, der ein  nordkoreanisches Gefängnis verlässt, als Erstes? Eine Flasche Champagner bestellen. Zumindest wenn er James Bond heisst. Szenen wie jene aus «Stirb an einem anderen Tag» (2002) sind legendär. Ob zum Apéro, als Essbegleiter oder eben als Muntermacher nach dem Gefängnisaufenthalt: Bitte ein Cüpli!

Bei Bond muss es dabei stets ein Champagner aus dem Hause Bollinger sein, oft sogar eine Flasche «Grande Année». Dieser Schaumwein wird nur in den Spitzenjahren produziert und nach einer zehnjährigen Reifezeit herausgegeben. Der aktuelle 2008er dürfte auch Agent 007 gefallen. Das fruchtige, würzige Bouquet, das harmonische, komplexe Aroma, die feine Perlage und der ewig lange Abgang – «La Grande Année 2008» sorgt schon jetzt für unvergessliche Genussmomente und dürfte sich in den kommenden Jahren noch weiter entfalten.

Bündner Schaumwein nimmt es mit Champagner auf

Doch es muss ja nicht immer Champagner sein. Heutzutage werden in zahlreichen Regionen der Welt spannende Schaumweine produziert – auch in der Schweiz. So produziert Patrick Adank in Fläsch im Keller seines Vaters Hansruedi einen Brut, den man hinsichtlich Qualität vor keinem Champagner verstecken muss. Das Preis-Leistungs-Verhältnis in der Bündner Herrschaft ist sogar deutlich besser als jenes in der Champagne.

Patrick Adank ist einer von nur zwei Produzenten in der Bündner Herrschaft, die ihre Schaumweine selbst versekten. Mineralität, Eleganz und Frische machen ihn zugleich zum feierlichen Apéro-Getränk und zum schmackhaften Speisebegleiter. Patrick Adank empfiehlt zu seinem Brut kräftige Fleisch- und Wildgerichte oder eine kalte Bündnerplatte.

Den Sprung in die Liga der Top-Schaumweine schaffte in den letzten Jahren auch Cava. Dessen Produktion ist in 159 spanischen Gemeinden zugelassen. Während beim Champagner fast nur Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay verwendet werden, sind beim Cava die Rebsorten Xarello, Macabeo, Parellada, Garnatxa, Monastrell und Trepat sowie die rote Rebsorte Pinot Noir zugelassen. Wie beim Champagner wird auf die traditionelle Flaschengärung gesetzt.

Das gewonnene Ansehen hat Cava unter anderem dem Produzenten Gramona aus Katalonien zu verdanken. Champagner-Liebhaber Markus Lichtenstein, Inhaber der Weinhandlung Smith & Smith, importiert die Gramona-Schaumweine: «Sie sind lange auf der Hefe ausgebaut, köstlich und vielseitig. Gerade Xarel-lo hat viel Potenzial.» Beim Blick aufs Preisschild schlägt auch Cava den Champagner. Soll es denn nun ein Champagner oder ein Cava sein, Markus Lichtenstein? «Immer möglichst beides.»

(Benny Epstein)