Wie passen Reben und Wein mit Apfelbäumen und Cidre zusammen?

Der Winzer Markus Ruch aus dem schaffhausischen Neunkirch sorgt sich um seine Existenz und entdeckt dabei die Biodiversität.

Äpfelbäume zwischen den Reben helfen die Einflüsse des Klimawandels zu mildern. (Pxhere)

Das Weinjahr 2018 war von Extremen geprägt. «Im April war der Austrieb bereits so weit, wie er es normalerweise erst im Mai ist. Mitte September hatten wir unsere gesamte Ernte eingefahren», schrieb Markus Ruch seinen Kunden. «Die Zuckerwerte stiegen durch die Decke und die Säure drohte komplett zu verdunsten – dies fünf Wochen früher als im Durchschnitt.» Mit zwei eisigen Nächten Anfang Mai schlitterten die Rebbauern dieses Jahr nur knapp an einer Katastrophe vorbei. Einflüsse des Klimawandels wie der Hagel im Jahr 2013, der Einfall der Kirschessigfliege ein Jahr später oder die Spätfröste in den Jahren 2016 und 2017 können die Existenz eines Weinbaubetriebes gefährden. «Wenn ich von der Halde über den Klettgau blicke, sehe ich ein eintöniges, intensiv bewirtschaftetes Rebenmeer», sagt Markus Ruch. «Obwohl alle Winzer verkünden, wie hoch die Pflanzenvielfalt in ihren Rebbergen sei, betreiben sie Monokultur.»  

Biodiversität ist überlebenswichtig

Damit Markus Ruch das Risiko beim Weinbau abfedern kann, hat er zusammen mit Beni Oswald ein neues Projekt lanciert. Während Winzerkollege Oswald im Rahmen eines Weinbaupraktikums in Australien auch auf den Geschmack von Cidre kam, begann sich Ruch für die Apfelbäume im Klettgau zu interessieren. Viele dieser Hochstammbäume bringen heute fast vergessene Sorten wie den Hallauer Maien-, oder den Löhninger Rosenapfel hervor. 

Letzten Herbst haben sie die Mosterei Oswald und Ruch gegründet und im «Alten Wachposten» in Neunkirch die ersten 5000 Flaschen Cidre produziert – darunter auch einige sortenreine. Die feinperligen Cidres finden Anklang, und die Hälfte der Produktion ist bereits verkauft. Nun müssen sie eine Obstpresse kaufen, um unabhängig und präzise pressen zu können. Finanzieren wollen sie diese mittels Crowdfunding. Und sie wollen eine Baumschule mit besonders seltenen Apfelsorten anlegen.

Gabriel Tinguely)