Der beste Barista des Landes heisst André Eiermann. Dafür trainierte er während Monaten bis zu zwölf Stunden pro Tag. Sein Arbeitgeber liess sogar Weltmeister einfliegen.
Die Freude des Siegers war riesig, als sein Name ausgerufen wurde: André Eiermann ist neuer Schweizer Barista-Meister. Im Final liess er den letztjährigen Champion Mathieu Theis hauchdünn hinter sich. Dieser gab sich als fairer Verlierer: «Ich bin natürlich enttäuscht, aber ich gratuliere dem grossartigen André. Er hat Talent.»
André Eiermann und sein äthiopischer Kaffee überzeugten die Jury. Jeweils vier identische Espressi, vier Cappuccini und vier Signature Drinks – alkoholfreie Eigenkreationen auf Espresso-Basis – galt es, innert 15 Minuten in die Tässchen zu giessen. Optik, Geschmack und Präsentation sind dabei von entscheidender Bedeutung. Der frischgebackene Meister liess sich dabei nicht mal von einem kleinen Missgeschick aus der Ruhe bringen. «Weil ich so viel trainiert hatte, wusste ich auf den Fehler zu reagieren», erklärt Eiermann, der bei UCC Coffee Switzerland als Marketingdirektor arbeitet.
Auf dem Weg zum Titel, den er sich gleich bei seiner ersten Teilnahme sicherte, trainierte der Kaffee-Freak mit nicht weniger als vier Weltmeistern. Zwei von ihnen, der Däne Fritz Storm und der Japaner Hidenori Izaki, leiteten im vergangenen September gemeinsam mit der Kaffee-Legende Kentaro Maruyama das hochstehende «The Barista Camp». Hierfür pilgerten Barista, Kaffeeröster sowie -händler aus aller Welt nach Zollikofen/BE, wo UCC Coffee Switzerland das Camp in der eigenen Akademie veranstaltete.
Aus Zypern, Holland, Japan, Chile, Griechenland, Grossbritannien, Italien und aus der ganzen Schweiz stammten die Teilnehmer, die unter anderem Fritz Storm lauschten, als er mahnte: «Professionalität ist das eine, Passion das andere. Es geht nicht darum, reich zu werden. Es geht um Geschichten, Emotionen, Gefühle. Es reicht nicht, technisch perfekten Kaffee zu machen.»
André Eiermann nahm sich die Tipps der Weltmeister zu Herzen und stürzte sich voller Passion in die Vorbereitung. Vier bis acht Stunden schliff er während fünf Monaten täglich am Konzept und an den Skills, in den Weihnachtsferien waren es bis zu zwölf Stunden. «Ich habe in der Nacht und an den Wochenenden meine Marketingarbeit erledigt, als meinen Frau und meine Tochter schliefen. So konnte ich tagsüber in der Akademie trainieren. Ansonsten bin ich einfach sehr früh aufgestanden.»
Mit dem Sieg an der Schweizer Meisterschaft, die im Rahmen des Coffee Friday vor 5000 Interessierten im Zürcher «Kaufleuten» über die Bühne ging, sicherte sich Eiermann das Ticket für die WM, die im November in Südkorea ausgetragen wird. «Mein Niveau ist noch weit vom internationalen Top-Level entfernt. Ich werde mit meinem Team alles geben und härter trainieren als alle anderen, um die Schweiz gewissenhaft zu vertreten.»
In der zweiten Disziplin Latte Art gelang es Gijtipong Tsangubutr aus Baden den Doppel-Schweizermeister Milo Kamil vom Thron zu stossen. Gap – so stellt sich der wirblige Barista aus Baden jeweils vor – verbrachte das letzte Jahr in Deutschland, um seine Coffee-Skills zu verbessern. Auch er trainierte mit einem vergangenen Weltmeister, Christian Ulrich aus Nürnberg. Wer seine Tassen sieht, staunt erst mal und weiss: In dieser Kunst stecken viele Stunden Training und hektoliterweise Milch. Die Präzision und Kreativität grenzt ans Unwahrscheinliche.
Gap ist stolz auf seine Trophäe: «Ich habe mehr trainiert als je zuvor. Meine geschäftlichen Projekte habe ich bewusst zurückgeschoben und die letzten Wochen nur für diesen Wettkampf trainiert.» Der verdiente Lohn ist – neben dem Titel – das Ticket zur WM, an der er im Juni in Budapest die Schweiz vertreten wird.
(Benny Epstein)
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