Beim Besuch des belgischen Königs Philippe in Luzern machten ihm die Lernenden des «Radisson Blu» das Schweizer Bildungssystem schmackhaft.
Vicente Martinez kann sich nicht entscheiden, welches nun der Höhepunkt des Tages war: Dass er seine Lehrabschlussprüfung bestanden hat oder dass ihm der belgische König Philippe persönlich dazu gratulierte. Fest steht, dass der royale Besuch für den Koch und drei weitere Lernende der Schweizer Radisson Blu Hotels ein ganz spezielles Erlebnis war. «Der König war sehr sympathisch und authentisch, ich war beeindruckt von seiner ruhigen und seriösen Erscheinung», schwärmt Evelin Spengler, derzeit in der Ausbildung zur Hotelfachfrau. «Das war ein einmaliges Erlebnis», stimmt KV-Lehrling Yannick Wedeking zu.
Mit einer ganzen Delegation aus Ministern und offiziellen Vertretern der EU war König Philippe nach Luzern gereist, um sich mit Vertretern und Lernenden von Schweizer Unternehmen über das duale Bildungssystem zu unterhalten. Bekocht wurden die Gäste von den Lernenden der Schweizer Radisson Blu Hotels. Während sie zeigten, was sie in ihrer Ausbildung gelernt haben, standen vier von ihnen der belgischen Delegation Rede und Antwort. «Wir sprachen über die Inhalte unserer Ausbildung, wie das Zusammenspiel von Schule und Arbeit funktioniert und welche Aufgaben wir im Betrieb wahrnehmen», erzählt Yannick Wedeking.
Dabei machten die Lehrlinge bei König Philippe ordentlich Werbung für das duale Schweizer Berufsbildungssystem. Denn sie selbst schätzen die Vorteile sehr: «Man lernt unglaublich viel, unter anderem auch selbständiges Arbeiten. Zudem kann man nach der Ausbildung direkt weiterarbeiten und muss nicht erst über ein Praktikum in den Beruf einsteigen.» Auch Vicente Martinez sprach mit den belgischen Ministern über die Vorteile einer Lehre: «Theorie und Praxis werden direkt miteinander verknüpft, und nach der Lehre kann man sich je nach Bedarf weiterbilden.»
Besonders interessiert war König Philippe am Riesco-Programm der Hotel & Gastro formation. Während der einjährigen Ausbildung besuchen Flüchtlinge Kurse in Küche, Service und Hauswirtschaft. Seit der Lancierung des Programms haben 450 Flüchtlinge die Ausbildung absolviert, wovon über 80 Prozent eine Stelle gefunden haben. Hassan Mahamud Kediye ist einer von ihnen. Er zeigte König Philippe die Vorteile auf: «Man erhält nicht nur eine Ausbildung, sondern auch einen Einblick in die Schweizer Gesellschaft. Und die Integration in den Arbeitsmarkt lohnt sich auch für den Staat.»
Zustande gekommen ist der Besuch des belgischen Königs im «Radisson Blu», Luzern, auf Ini- tiative von General Manager Markus Conzelmann. An einer Veranstaltung zur Integration von Flüchtlingen in Brüssel sprach er über das Riesco-Programm. Dort erfuhr er vom bevorstehenden Schweizbesuch des belgischen Königs und schlug vor, die belgische Delegation im «Radisson Blu», Luzern, von Lernenden verköstigen zu lassen. Sein Fazit fällt positiv aus: «Es war eine eindrückliche Erfahrung für die Lernenden, aber auch für die Gäste. Und es hat allen sehr gut geschmeckt.»
Für die Hotellerie spielt das duale Bildungssystem eine besonders wichtige Rolle. «75 Prozent der Hotelangestellten haben eine Lehre hinter sich und sind durch verschiedene Weiterbildungsmög- lichkeiten beruflich vorangekommen», so Conzelmann. «Die Lehre ist die Basis unserer Hotellerie, und wir täten gut daran, ihr mehr Aufmerksamkeit zu widmen.»
Für die Lernenden des «Radisson Blu» war der königliche Besuch Belohnung für ihre harte Arbeit. «Die Hotellerie lebt von Glamour und Gloria, das war schon immer so», sagt Conzelmann. Die Lernenden beschrieben den Besuch dann auch als «märchenhaft». Neben dem ernsthaften Aus- tausch über das Schweizer Bildungssystem stand beim royalen Besuch daher auch diese Botschaft im Vordergrund: «Die Hotellerie darf gerne wieder etwas märchenhafter sein.»
(Angela Hüppi)