Wie schaffen es Bioprodukte aus der Nische in den Mainstream?

Der Absatz von Bioprodukten steigt – aber äusserst langsam. Wie sich das ändern lässt, wurde am diesjährigen Bio-Symposium in Luzern diskutiert.

Die Gastronomie hinkt beim Bioanteil noch hinterher. (Bio Suisse)

Argumente für mehr Bioprodukte gibt es genug. Die ökologischen Grenzen der Erde sind in vielen Bereichen bereits überschritten, die Biodiversität geht stetig zurück, die Belastung der Böden durch Pestizide nimmt zu. Biolandbau alleine kann zwar nicht alle Probleme lösen, aber einen Beitrag zu deren Minderung leisten. Bioprodukte sind allerdings immer noch eine Nische – um wirkliche Veränderungen zu bewirken, müsste das Segment zum Mainstream werden. Aber wie? Diesem Thema nahm sich das diesjährige Bio-Symposium in der Messe Luzern an.

André Liner vom Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung Luzern BBZN stellte den Aktionsplan Biolandbau des Kantons Luzern vor. Dieser hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, dass bis 2027 40 Gastronomiebetriebe des Kantons das Label Bio Cuisine tragen sollen. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, geht man mit den kantonseigenen Betrieben mit gutem Beispiel voran. So ist beispielsweise eines der Ausschreibungskriterien für die neue Gastronomie der Ver-waltung des Kantons, dass mindestens 20 Prozent Bioprodukte verwendet werden müssen. Weiter soll eine kantonale Richtlinie für die nachhaltige Beschaffung im Bereich Gastronomie sicherstellen, dass der Bioanteil steigt. Weitere Massnahmen im Rahmen des Aktionsplan sind Auftritte an Messen sowie Anlässe für Gastronomen.


«Trendiges Design erreicht mehr Kunden als ein Bio-Label.»

Johanna Gollnhofer, Universität St. Gallen


Wie man den Absatz von Bioprodukten mit geschicktem Marketing fördern kann, zeigte Johanna Gollnhofer, Direktorin des Instituts für Marketing und Customer Insight an der Universität St. Gallen, auf. Sie erläuterte das grosse Potenzial, in diesem Bereich neue Kunden zu gewinnen. Grob aufgeteilt, seien etwa 20 Prozent der Bevölkerung sogenannte Öko-Fans, welche bereits auf Bioprodukte setzen und nicht mehr überzeugt werden müssen. Weitere 20 Prozent sind «Öko-Muffel», die mit dem Thema gar nichts am Hut haben und auch nicht überzeugt werden können. Dazwischen befinden sich die übrigen 60 Prozent: Menschen mit einer Affinität zum Thema Bio und Nachhaltigkeit, die aber nur sporadisch auch tatsächlich zu solchen Produkten greifen. Diese könne man mit Bio- und Nachhaltigkeitslabels schlecht erreichen, weil sie damit eher negative Assoziationen wie «teuer», «schlechtere Wirkung» oder «Verzicht» haben. Um sie zu überzeugen, kann es sogar helfen, Begriffe wie «Bio», «nachhaltig» oder «vegan» weniger prominent zu platzieren. Stattdessen lassen sie sich durch modernes Design sowie den Fokus auf Eigenschaften wie Wirksamkeit, Geschmack oder Qualität überzeugen.

Es braucht individuelle Lösungen

Ein besonderes Sorgenkind der Biobranche ist die Gastronomie: Der Anteil an Bioprodukten ist dort besonders tief. Dies nicht zuletzt, weil diese Branche oft mit anderen Themen wie hohen Kosten und fehlenden Mitarbeitenden beschäftigt ist. Gemäss Renato Isella, Rektor des BBZN, ist das aber kein Grund zu verzagen: «Es heisst eigentlich nur, dass das Potenzial in dieser Branche besonders gross ist.» Jeder Gastrobetrieb habe seine eigenen Herausforderungen – darum sei der Austausch zwischen Produzenten, Lieferanten, Grosshandel und Gastronomen besonders wichtig, um massgeschneiderte Lösungen zu finden.

(Angela Hüppi)


Mehr Informationen unter:

bio-symposium.ch


Bio-Symposium

Das Bio-Symposium ist eine alle zwei Jahre stattfindende Tagung für und von der Biobranche, um sich über aktuelle Themen zu informieren, zu diskutieren und sich zu vernetzen. Mit dabei sind Landwirte, Vertreter aus der Verarbeitung, dem Handel, der Forschung, Konsu-mentinnen sowie Verbände.