Er ist diplomierter Hotelier, doch diesen Beruf übt er schon lange nicht mehr aus. Heute richtet er Gastrobetriebe ein. Felix Amgwerds Laufbahn zeigt, dass man die Hotellerie verlassen, ihr aber dennoch immer treu bleiben kann.
HGZ: Felix Amgwerd, seit 30 Jahren sind Sie direkt oder indirekt in der Hotellerie tätig. Was fasziniert Sie so an dieser Branche?
Felix Amgwerd: Ihr Facettenreichtum. Besonders faszinierend finde ich die Kombination aus Hard- und Software. Ein gelungenes Zusammenspiel zwischen Infrastruktur, Angebot, Fachwissen und Dienstleistung ist der wichtigste Erfolgsfaktor in der modernen Hospitality Branche.
Sie haben sich die «Software» an der Ecole hôtelière de Lausanne EHL angeeignet. Hotelfachschule ist Lebensschule, sagt man. Was haben Sie dort für Ihr Leben gelernt?
Neben dem Fachwissen habe ich Werte wie Berufsethik und Respekt vor anderen Kulturen mitgenommen. Aber auch ein gewisses Selbstverständnis als Weltbürger. Die Schule hat mir ausserdem die vielseitigen Berufs- und Karrieremöglichkeiten in der Hospitality- Branche vermittelt. 50 Prozent meiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Diplomjahr 1989 sind heute in anverwandten Berufen und Branchen tätig.
Warum haben Sie die klassische Hotellerie verlassen?
Nach dem EHL-Abschluss ging ich nach Mexiko zu Sheraton. Danach war ich für die Orotels tätig und hätte in Guadalajara als General Manager ein Hotel führen sollen. Familiäre Gründe riefen mich in die Schweiz zurück. Da meine Frau nicht aus der Hotellerie stammt und ich Zeit für die Familie haben wollte, gab ich das Hotelmanagement auf.
Dennoch hat Sie die Hotellerie nie ganz losgelassen.
Richtig. Ich nahm die Herausforderung als Projektleiter für Hotel- und Tourismusprojekte bei der Bank Vontobel an. Später war ich sieben Jahre für Berndorf Luzern als Verkaufsleiter für Gastronomie, Hotellerie und Kliniken sowie für den Handel zuständig.
Wie sieht das Table Top bei Ihnen zu Hause aus?
Seit meiner Heirat 1995 benutzen wir ein Everyday Set von Villeroy & Boch. Für besondere Anlässe haben wir Berndorf-Besteck und Champagnergläser von Spiegelau. Was gibt es Schöneres, als einen geschmackvoll gedeckten Tisch?
Sie sind vom Hotel über die Bank und das Geschirr in der Baubranche gelandet. Wie kam es zu dem Richtungswechsel?
Ein Headhunter vermittelte mich 2007 als Director of Sales zur Compass Group (Schweiz). Eine meiner Aufgaben war die Vermarktung verschiedener Verpflegungs- und Gastronomiekonzepte für Industrie, Schulen und Kliniken. Oft waren zur Umsetzung der Konzepte bauliche Massnahmen notwendig.
Was machen Sie heute?
Ich bin bei der Modularis AG Projektleiter für Objekteinrichtungen und unterstütze Hoteliers und Gastronomen bei Einrichtungsfragen. Da ich die Bedürfnisse meiner Kunden kenne, berate und verkaufe ich auf Augenhöhe. Gastronomie-Einrichtungskonzepte umzusetzen ist eine sehr kreative, aber auch schwierige Aufgabe. Trends und Stilrichtungen wechseln immer schneller und Zeit oder Geld ist meistens knapp.
Was sind diesbezüglich die grössten Fehler?
In der klassischen Hotellerie wird oft nicht konsequent modernisiert. Es entstehen Investitionsstaus. Der grösste Fehler besteht aber darin, dass man die Dinge nicht konzeptionell angeht. Man muss dem Betrieb die eigene Signature geben. Das ist es, was einen von der Masse abhebt.
Welche beruflichen Ziele und Visionen möchten Sie noch verwirklichen?
Ich setze mich für eine Berufswelt ein, in der auch Akteure nach 55 wertvoll eingesetzt werden. Dies wird unserem System in jeder Hinsicht nützen.
(Riccarda Frei)
Felix Amgwerd hat Jahrgang 1962. Er ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern, Mitglied der Anciens EHL Zentralschweiz und spielte früher im Kader der Fussball-Nationalmannschaft der Spitzenköche. Seine langjährige Erfahrung in und um die Hospitality- Branche herum möchte er weitergeben. Er hat deshalb die Ausbildung zum Erwachsenenbildner absolviert und unterrichtet berufsbegleitend an einer Fachschule.