Bojana Kascel hatte nicht das Privileg, eine Berufslehre machen zu können. In der Schweiz hat sie nun die Chance auf eine Weiterbildung genutzt.
Für Jugendliche in der Schweiz ist es normal, eine berufliche Grundbildung oder ein Studium zu absolvieren. Nicht so für BojanaKascel. Ohne Berufslehre, dafür mit Liebe im Herzen, zog die damals 19-jährige Kroatin in die Schweiz. «Ich bin wegen meines jetzigen Ehemanns hierher gekommen», sagt Bojana Kascel. Im Dezember 2018 fing sie im Hotel Deltapark in Thun/BE als Zimmermädchen an. Seit letztem Jahr ist sie Etagengouvernante.
Um in ihrem Beruf kompetenter zu werden, hat Bojana Kascel im März 2022 in Böningen bei Interlaken/BE den Progressokurs für den Arbeitsbereich Hauswirtschaft besucht.
Die 24-Jährige schwärmt: «Es tat richtig gut, etwas lernen zu dürfen.» Zwar könne sie vieles in ihrem Berufsalltag nicht anwenden, weil sie nicht mehr selber reinige, aber in ihrem privaten Haushalt komme das Gelernte zur Anwendung. «Ausserdem kann ich mein neues Fachwissen an mein Team weitergeben, so dass alle – auch der Betrieb – profitieren», freut sich Bojana Kascel.
Auf die Idee, den Progressokurs zu absolvieren, brachte sie ihre Vorgesetzte Melanie Mani. Die Leiterin Hauswirtschaft des «Deltapark» half Bojana Kascel nicht nur bei der Suche nach einem geeigneten Weiterbildungskurs. Sie unterstützte diese auch tatkräftig. So auch bei den Aufgaben, welche die Progressoteilnehmerinnen zwischen den drei Kursblöcken in ihren Betrieben zu erledigen hatten. «Frau Mani war immer für mich da. Sie ist ein gutes Vorbild», lobt die junge Etagengouvernante ihre Chefin.
Ebenfalls lobende Worte hat sie für Kursleiterin Gisela Rubin. «Sie hat sehr gut erklärt und immer Beispiele gebracht.» Das sei wichtig gewesen, denn nicht alle Mitschülerinnen hätten genug Deutsch verstanden, um dem Unterricht mühelos zu folgen. Zukünftigen Progresso-Teilnehmenden rät Bojana Kascel:
Aus dem Kurs hat Bojana Kascel mehr als nur Fachwissen mitgenommen. Sie ist nun selbstsicherer und hat neue Freundschaften zu Berufskolleginnen geschlossen. «Progresso» dient somit nicht nur der beruflichen, sondern auch der sozialen Integration.
(Riccarda Frei)
Mitarbeitende ohne Berufsabschluss können eine durch den L-GAV finanzierte Basisbildung machen. Der fünfwöchige Kurs ist in drei Blöcke aufgeteilt. Er wird in den Fachbereichen Service,Küche, Hauswirtschaft und Systemgastronomie angeboten. Nach dem Abschluss des Progressokurses können eine verkürzte Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest sowie die Berufslehre mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis absolviert werden. Arbeitgeber profitieren, wenn sie ihre Mitarbeitenden an Progressokurse schicken. Sie reduzieren internen Ausbildungsaufwand, erhalten Lohnersatz und verfügen am Ende des Kurses über produktiver arbeitende Angestellte.
Die Serie «Erfolgsgeschichten» portraitiert Menschen, die sich Dank eines Progressokurses im Gastgewerbe etabliert haben.