Eine Umfrage des Schweizer Kochverbands fühlt den Puls bei den Mitgliedern zur neuen Kochausbildung. Geschäftsführer Reto Walther zieht ein erstes Fazit.
Reto Walther, derzeit läuft die Vernehmlassung zur revidierten Kochausbildung. Wieso haben Sie als skv-Geschäftsführer entschieden, eine verbandsinterne Umfrage durchzuführen?
Wir wollen wissen, was unsere Mitglieder vom vorgeschlagenen Bildungsplan halten und welche Bedenken sie haben. Diese werden wir an die Hotel & Gastro Formation weiterleiten.
Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Beteiligung?
Sehr zufrieden. Bereits eine Woche nach dem Start hatten sich rund 300 Personen beteiligt. Davon sind zwei Drittel Berufsbildner oder Praxisausbildner – also Fachkräfte direkt von der Front. Das ist genau die Zielgruppe, die wir erreichen wollten. Es haben auch Nichtmitglieder mitgemacht, deren Ergebnisse wir allerdings nicht berücksichtigen werden. Nur durch die Mitgliedschaft im Verband haben Berufsleute eine Stimme.
Welches sind die wichtigsten Neuerungen bei der Kochausbildung 2022?
Die revidierte Ausbildung orientiert sich an fünf Handlungskompetenzen: die Zubereitung und Präsentation von Speisen und Gerichten, spezielle Gerichte der betrieblichen Praxis, Sicherheit und Nachhaltigkeit, betriebliche und wirtschaftliche Abläufe sowie Auftreten und Kommunikation. Neu ist zum Beispiel, dass den Spezialisierungen der Ausbildungsbetriebe besser Rechnung getragen werden soll. Auch Food Waste, digitale Kommunikation und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge sind Themen, die in der Lehre mehr Gewicht erhalten sollen.
Zeichnet sich bereits ab, welche Punkte zu reden geben?
Es sind vor allem zwei Bereiche, die polarisieren. So finden es nicht alle gut, dass die Revision keine schriftliche Abschlussprüfung mehr vorsieht. Zweitens gibt es Zweifel bei der Handlungskompetenz «Gestalten betrieblicher Gerichte». Neu soll das QV die Spezialisierung des Betriebs auf Fleisch, Fisch, Vegi/Vegan oder Süssspeisen berücksichtigen. Es wurde mehrfach angemerkt, dass die Kochlehre eine Grundbildung ohne grosse Spezialisierung bleiben soll. Es gibt auch Bedenken, ob überhaupt jeder Betrieb diese spezifische Handlungskompetenz anbieten kann.
Was wird noch kritisiert?
Es gibt Einwände, ob die Lehrbücher und die neu erforderlichen Online-Lizenzen finanziell nicht etwas teuer sind für einen Lehreintritt, bei dem auch noch Arbeitsmaterial wie Messer etc. eingekauft werden muss.
Wie geht es nun weiter?
Die Umfrage läuft noch bis 30. Oktober. Danach werden wir die Resultate sammeln und bis zum Ende der Vernehmlassung am 6. November an die Hotel & Gastro Formation weiterleiten. Der Start der neuen Ausbildung ist für 2022 geplant.
(Interview Angela Hüppi)
https://findmind.ch/c/nucMsxy78w
skv-Mitglieder können sich bis zum 30. Oktober an der Umfrage beteiligen. Sie ist in Deutsch, Französisch und Italienisch verfügbar.