Der Fachkräftemangel macht auch der Gemeinschaftsgastronomie zu schaffen. Um für ihre Mitarbeitenden interessant zu bleiben, gehen die ZFV-Unternehmungen neue Wege.
Immer wieder leisten die ZFV-Unternehmungen Pionierarbeit. Das haben sie im Laufe ihrer 125-jährigen Geschichte schon oft bewiesen. Meistens profitieren die Gäste und weiblichen Mitarbeitenden von den Innovationen. Der aktuellste Pionier-Coup hingegen ist ein Benefit für die Männer und ihre jungen Familien.
Seit dem 1. Januar 2019 geben die ZFV-Unternehmungen frischgebackenen Vätern zehn Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub. Das ist doppelt so viel wie der L-GAV, der Gesamtarbeitsvertrag im Schweizer Gastgewerbe, vorsieht. Finanziert werden die zehn arbeitsfreien Tage für die Väter vollumfänglich aus der Kasse der ZFV-Unternehmungen. Bereits in den ersten zwei Monaten haben schon drei Männer vom Vaterschaftsurlaub Gebrauch gemacht.
Papas, die noch etwas mehr Zeit mit dem neuen Familienmitglied verbringen möchten, können bis zu drei Wochen unbezahlte Ferien an den Vaterschaftsurlaub anhängen. Seit dem 1. Januar 2019 haben neu auch die in einem ZFV-Betrieb arbeitenden Mütter die Gelegenheit, länger bei ihrem Baby zu sein. Sie können nach den 16 Wochen Mutterschaftsurlaub noch zusätzlich bis zu acht Wochen unbezahlte Ferien beziehen. «Bevor wir diese Neuerungen eingeführt haben, machten wir eine Stichprobenbefragung bei verschiedenen Betriebsleitern», sagt Angela Tauro, Chief Human Resources Officer (CHRO) und Mitglied der ZFV-Geschäftsleitung. «Wir wollten von den Betriebsleitern wissen, ob solche Absenzen für sie auffangbar sind. Das Echo der Betriebsleiter war durchs Band positiv, alle befürworteten den Vaterschaftsurlaub und die Verlängerungsoptionen.» Im Jahr 2018 wurden 32 weibliche und 21 männliche ZFV-Angestellte Eltern. Was geschieht, wenn sowohl Mama als auch Papa bei den ZFV-Unternehmungen arbeiten und gleichzeitig in Elternurlaub möchten? «Das wäre kein Problem», sagt die CHRO. «Wir achten jeweils darauf, dass Ehepartner bei uns in verschiedenen Betrieben arbeiten, so dass keine Friktionen entstehen.»
Angela Tauro ist sich bewusst, dass die ZFV-Unternehmungen mit ihren über 190 Betrieben und 2800 Mitarbeitenden in einer privilegierten Lage sind. «Von der Zentrale aus können wir den Betriebsleitern helfen, rasch qualifizierte Aushilfen zu finden, um die Absenzen der frischgebackenen Eltern zu überbrücken.»
Ein weiterer Vorteil der ZFV-Unternehmungen besteht in der Flexibilität der Arbeitszeitmodelle. «Aufgrund der unterschiedlichen Betriebstypen gibt es fast kein Arbeitszeitmodell oder Teilzeitpensum, das wir nicht anbieten können», sagt Angela Tauro.
Gerade für Frauen, die kindergarten- oder schulpflichtige Kinder haben und wieder in den Beruf einsteigen wollen, sei es wichtig, stunden- oder halbtagsweise arbeiten zu können. Das Problem der Kinderbetreuung während der Schulferien regle sich zudem meist selber. Angela Tauro erklärt: «Wir haben viele Schulkantinen und -mensen in unserem Portfolio. Die sind während der Ferien geschlossen. Die Mütter haben dann somit frei, wenn ihre Kinder Schulferien haben.»
(Riccarda Frei)
Gründung
Susanna Orelli gründete 1894 in Zürich den Frauenverein für Mässigkeit und Volkswohl, der alkoholfreie Kaffeestuben und Restaurants führte.
Mitarbeitende
Heute teilen sich 2800 Frauen und Männer aus 88 Nationen die 1800 Vollzeitstellen.
Betriebe
Die ZFV-Unternehmungen führen 206 Betriebe, davon sind 18 Hotels, 12 Restaurants, 162 Gemeinschaftsgastronomiebetriebe, 5 Event Caterings und 9 Bäckereien-Konditoreien.
Jahresumsatz
Er beträgt über 273 Millionen Franken.
Mahlzeiten pro Jahr
Über 11 Millionen.