Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

75 Prozent der Lernenden leiden wegen Personalmangels

Wie geht es den Lernenden im Gast- und Bäckergewerbe? Wie beurteilen sie die Qualität ihrer Ausbildung? Und warum sind viele von ihnen am Arbeitsplatz oft so müde? Der Lernenden-Barometer 2025 der Hotel & Gastro Union beantwortet diese Fragen.

Die Mehrheit der Lernenden ist mit ihrem Lehrbetrieb zufrieden und attestiert ihrem Berufsbildungsverantwortlichen gute fachliche und soziale Kompetenzen. Zudem seien die Ausbildner für die Lernenden gut verfügbar. Vielleicht ist dies mit ein Grund, warum nun mehr Lernende nach der Lehre in ihrem Beruf bleiben wollen. Mit 61 Prozent liegt dieser Wert vier Prozent höher als im Vorjahr.

Hauswirtschaftslernende sind die Branchentreuesten

Besonders erfreulich ist, dass von den Lernenden im dritten Ausbildungsjahr sogar 71 Prozent in der Branche bleiben wollen. Nach Berufen sortiert fällt auf, dass vor allem die Lernenden Hotellerie & Hauswirtschaft (73 Prozent) ihrem Beruf treu bleiben wollen, es folgen die Köche mit 64 Prozent. Am wenigsten Lust auf den erlernten Beruf haben die Lernenden aus dem Bereich Service-Restauration. Von ihnen will nur die Hälfte in der Branche bleiben. Schaut man sich an, in welchen Betrieben die Lernenden arbeiten, die in der Branche bleiben wollen, hat die Gemeinschaftsgastronomie mit 64 Prozent die Nase vorn. In der Systemgastronomie wollen nur 36 Prozent weiterarbeiten.

Weiterbilden und spezialisieren

Auf die Frage, wie es für sie nach der Grundbildung weitergeht, gaben 52 Prozent der Lernenden im Bereich Bäckerei & Confiserie an: «Ich werde in meinem Lehrbetrieb bleiben.» Bei den Köchen tun dies hingegen nur 26 Prozent. Dafür wollen 48 Prozent der angehenden Köche – und ebenso viele Lernende aus Service-Restauration – eine zusätzliche Weiterbildung machen oder sich spezialisieren. Diesen Weg wollen im Bereich Hotel, Administration & Management sogar 74 Prozent der Lernenden einschlagen.

Hohe Weiterempfehlungsrate

Der Hauptgrund, warum die Lernenden im Beruf bleiben, variiert. In Küche (44 Prozent) und Bäckerei & Confiserie (58 Prozent) wird vor allem die Kreativität geschätzt und dass man seine Ideen einbringen kann. Im Bereich Service-Restauration gefällt der Beruf als Ganzes (52 Prozent). Die abwechslungsreiche Arbeit ist matchentscheidend für die Bereiche Hotellerie & Hauswirtschaft (56 Prozent) und Hotel, Administration & Management (64 Prozent).

Äusserst positiv ist zudem, dass 76 Prozent der Lernenden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Die Empfehlungsrate für ihre jeweilige Grundbildung liegt sogar bei stolzen 84 Prozent. Weniger erfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Überstunden. Als Folge des Personalmangels in ihren Betrieben mussten noch mehr Lernende als im Vorjahr Überstunden leisten – nämlich insgesamt drei von vier Lernenden –, weil den Betrieben Mitarbeitende fehlten. Wöchentlich Überstunden geleistet haben 43 Prozent der Lernenden. Am stärksten betroffen waren Auszubildende im Bereich Service-Restauration, am wenigsten betroffen jene in der Hotellerie & Hauswirtschaft.

Erste Befragung zu Suchtmitteln

In Zusammenarbeit mit der Organisation «Akzent», Prävention und Suchttherapie Luzern, wurden die Lernenden erstmals auch zu ihrer Social-Media-Nutzung, ihrem Gamingverhalten und Bezug zu Suchtmitteln befragt. Fast die Hälfte der Lernenden spielt pro Tag mehr als eine Stunde. 54 Prozent der Befragten verbringen täglich mehr als drei Stunden mit dem Smartphone. Von den 47 Prozent, die angeben, oft unausgeschlafen zu sein, führen dies aber nur zwei Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer auf zu langes Gamen oder Handykonsum zurück. Bei den Suchtmitteln stehen Alkohol, Energy Drinks und Nikotin hoch im Kurs. 

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Zahlen und Fakten

72 Prozent der Lernenden im Segment Bäckerei & Confiserie finden, dass der Lehrbetrieb sich Zeit für ihre Ausbildung nimmt. Bei den anderen Berufsgruppen liegt dieser Wert zwischen 46 und 56 Prozent.

Die Mehrheit der Lernenden wünscht sich mehr digitale Tools im Betrieb.

19 Prozent der Lernenden planen, nach der Lehre ins Ausland zu gehen, um internationale Erfahrungen zu sammeln.

3 Topgründe die Branche zu verlassen, sind: die Arbeitszeiten, schwierige Arbeitsbedingungen und fehlende Wertschätzung seitens der Vorgesetzten.

«Flexibilität bei Arbeitszeiten und Work-Life-Balance» war für 18 Prozent ein Kriterium für die Wahl ihres Lehrbetriebes. Heute würden 44 Prozent darauf achten.

11 Prozent der Lernenden leisten fast täglich Überstunden.

Arbeitsklima und Arbeitskultur sind die Hauptkriterien für die Auswahl des Lehrbetriebes.


Lernendenbefragung

Seit 2004 ermittelt die Hotel & Gastro Union, wie zufrieden Lernende der Hotel-, Gastro- und Bäckerbranche mit ihrer Ausbildung sind. Dieses Jahr haben 759 Lernende teilgenommen. Ausgewertet hat die Umfrage das Institut Ipsos in Root/LU. Die Umfrage ist repräsentativ.

hotelgastrounion.ch