Alma Rudin-Banzer: «Ruhestand? Ohne mich!»

Sie hat in den USA als Privatköchin gearbeitet, in Thusis/GR ein Hotel geführt und in Chur ein Catering aufgebaut. Dieses Jahr könnte Alma Rudin-Banzer in Rente gehen.

Alma Rudin-Banzer sorgt im Hotel Stern in Chur/GR für das Wohl der Gäste. Diese sind ein Grund, warum das Leben als Rentnerin für sie noch kein Thema ist. Ein anderer Grund ist der Cateringservice. Diesen hat Alma Rudin-Banzer in den vergangenen Jahren mit viel Herzblut und mit dem «Stern»-Team aufgebaut. «Das ganze Team ist mit enormem Einsatz dabei. Es macht Freude, das Catering in meiner Obhut zu haben», sagt die Cateringleiterin. Zwar werden die meisten Catering-Speisen in der Hotelküche vorbereitet, doch das Anrichten übernimmt Alma Rudin-Banzer selbst. Oft geschieht dies in der Privatküche des jeweiligen Kunden. «So kam ich schon in prächtige, kaum bekannte Villen.»

Kuchenbacken auf den Bahamas

Mit Villen hat Alma Rudin-Banzer Erfahrung. In den 80er-Jahren lebte sie mit ihrem späteren Ehemann in Cleveland (USA). In einem Swiss Restaurant arbeitete sie als Köchin, er als Kellner. Sie konnten kein Wort Englisch, lernten es aber in kurzer Zeit.

Alma Rudin-Banzer sagt über sich selbst: «Ich bin eine Vollblut-Gastgeberin und kann nicht einfach damit aufhören, eine solche zu sein.» (Riccarda Frei)

Eines Tages sahen sie ein Inserat, in dem ein deutschsprachiges Paar als Housekeeper/Allrounder gesucht wurde. Sie bekamen die Stelle und wurden Teil des Haushalts eines bekannten US-amerikanischen Investors in Phönix/Arizona. «Das war eine wunderschöne Zeit. Wir waren zwar sieben Tage allzeit bereit für unseren Boss, durften dafür aber mit der Familie im Privatjet zu deren diversen Häusern fliegen, sie dort betreuen und wertvolle Erfahrungen sammeln», erzählt Alma Rudin-Banzer. Einmal sei sie extra in die Bahamas geflogen worden, um für Freunde ihres Chefs eine Geburtstagstorte zu backen.In die Schweiz kehrte sie zurück, weil ihr Mann das elterliche Hotel in Thusis/GR übernehmen durfte. Einige Jahre später zerbrach die Ehe und die mittlerweile dreifache Mutter jobbte in verschiedenen Restaurants gleichzeitig, um über die Runden zu kommen. «Zeitweise hatte ich acht verschiedene Lohnausweise.»

Selbstbewusster Auftritt

Als sie erfuhr, dass das Hotel Stern in Chur eine Aushilfe im Bankettbereich suchte, bewarb sie sich, obschon sie nur wenige Arbeitszeugnisse vorweisen konnte. «Das wichtigste Zeugnis bin ich», sagte sie und half gleich nach dem Vorstellungsgespräch mit der Bankett-leiterin an einem Anlass aus.

Dass Adrian K. Müller der Hotelinhaber war, bemerkte sie erst zwei Wochen später. «Ich hielt ihn für den Portier, weil er mit Umstellen von Tischen und Stühlen beschäftigt war.» Das Teamwork über alle Hierarchiestufen gefalle ihr im «Stern» noch heute sehr.

Pläne für eine Zeit nach dem Berufsleben hat Alma Rudin-Banzer derzeit keine. Sie möchte so lange sie gesund bleibt im «Stern» für ihre Gäste und ihr Team da sein. Für sie steht fest: «Mein Beruf ist mein Hobby, und der ‹Stern› ist mein Leben.»

(Riccarda Frei)


Zur Person

Alma Rudin-Banzer wuchs mit sieben Geschwistern auf einem Bauernhof auf. Sie war die erste Kochlernende, die in der Klinik Beverin in Cazis/GR ausge­bildet wurde. Weil sie Flight ­Attendant werden wollte, reiste sie, um Englisch zu lernen, in die USA und blieb gleich ­mehrere Jahre dort.


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stern-chur.ch