Die Klageweiber von Romont

Wer sich auf die Suche nach Bräuchen macht, bei denen Frauen im Zentrum stehen, wird kaum fündig. Zu männerdominiert ist das Brauchtum. Zu den Ausnahmen gehört ein Osterbrauch in Romont.

Jedes Jahr am Karfreitagnachmittag ziehen in Romont/FR schwarz verhüllte Frauen durch die Strassen. Die Prozession der Pleureuses, zu Deutsch Klagefrauen, ist eine althergebrachte Tradition. Céline Brügger, Media & Public Relations Manager beim Freiburger Tourismusverband, sagt dazu: «Eine Statistik der Prozessionbesuchenden gibt es leider nicht. Erfahrungsgemäss nehmen jedoch sowohl Einheimische als auch Besucher aus der Deutschschweiz, Romandie und Frankreich an der Prozession teil.» Gemäss der Kirchgemeinde Freiburg sei die Stiftskirche, die gut 400 Plätze umfasse, an diesem Tag jeweils vollständig besetzt.

Die Prozession gedenkt der Passion Christi und erinnert an das Mitgefühl der Frauen von Jerusalem, die am Kreuzweg nach Golgota standen. Am Freiburger Anlass wird in der Kirche die Passionsgeschichte nach Johannes vorgelesen. Sobald vom Kreuzweg die Rede ist, verlassen die Gläubigen die Stiftskirche, um sie in einer Prozession zu umschreiten.

Das Brauchtum Die Schweiz ist voller Bräuche. Während eines Jahres picken wir einige davon heraus wie jenen in Romont/FR.

Dabei stellt ein schwarz vermummter Kreuzträger Jesus dar. Ihm folgt eine einzelne Frau, die Maria verkörpert. Sie wird von 20 schwarz verschleierten Frauen, den Pleureuses, begleitet, die auf roten Kissen die Leidenswerkzeuge tragen. Erstmals erwähnt wurde der Brauch im Jahr 1456. Seit 1755 gibt es eine Prozession durch die ganze Stadt.

Frauen an die Macht 

Jeweils Anfang Jahr übernehmen in Fahrwangen/AG und der Nachbargemeinde Meisterschwanden/AG die Frauen das Zepter. Dieser Brauch geht auf den zweiten Villmergerkrieg von 1712 zurück. Damals kämpften Zürich und Bern gegen die katholischen Kantone der Zentralschweiz. Die beiden Dörfer waren zu jener Zeit unter Berner Herrschaft.

Mit ihrem Erscheinen hatten die Seetaler Frauen den reformierten Bernern zum Sieg verholfen. Als diese nämlich anderswo kämpften, lancierten die Katholiken einen Angriff. Der Legende nach soll der Berner Kommandant die Frauen in die Wälder geschickt haben, um dort Lärm zu machen und einen grossen Angriffskrieg vorzutäuschen.

Der Berner Kommandant sei vom Kampfwillen der Frauen derart beeindruckt gewesen, dass er ihnen fortan für drei Tage pro Jahr die Macht übergab. Die Tage der Weiberherrschaft sind der Meitli-Donnerstag, der Meitli-Samstag und der Meitli-Sonntag.

Wieder so weit ist es vom 9. bis 12. Januar 2025. Am Meitli-Donnerstag wird die «Weiberherrschaft» in beiden Dörfern mit dem Eintrommeln der Tambourinnen eröffnet. In beiden Dörfern findet anschliessend eine Generalversammlung statt, die jeweils von vielen Frauen in edlen schwarzen Roben besucht wird. Am Sonntag wird die Regentschaft mit einer Eierzopfverteileten und einer Polonaise mit Herrenwahl beendet.

(Ruth Marending)


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