Was die Gäste von morgen auf dem Teller wollen

Gemäss Trendforscher Chris Sanderson werden die Ansprüche an unser Essen immer höher. Es soll nicht nur gut schmecken, sondern auch gesund und glücklich machen.

Schnell und bequem, aber gesund – so wollen die Gäste künftig essen. (Unsplash)

Die Konsumenten der Zukunft lösen sich von traditionellen Essgewohnheiten – davon ist Trendforscher Chris Sanderson überzeugt. Der Mitgründer des britischen Trendforschungsbüros «The Future Laboratory» sprach am European Foodservice Summit des Gottlieb Duttweiler Instituts über die neuen Gäste- und Kundenbedürfnisse im Bereich Essen und Trinken: «Wir müssen uns auf zwei neue Arten von Konsumenten einstellen. Die ‹Fastronomic Foodies›, die beim Essen vor allem Komfort und Qualität erwarten, und die ‹Upstreamists›, die das Essen in erster Linie hinsichtlich des Nährwerts beurteilen.»

Wenig Aufwand, hohe Qualität

Die erste Gruppe, die Fastronomic Foodies, setzen gemäss Sanderson auf Convenience von hoher Qualität: «Früher hatte Convenience-Food einen eher schlechten Ruf. Das ändert sich jetzt.» Immer mehr werden auch Shakes oder Riegel als Mahlzeitenersatz gekauft – diese Konsumenten wollen die bestmögliche Ernährung mit dem geringstmöglichen Aufwand. Die zweite Gruppe der Upstreamists setzt beim Essen ganz auf die Gesundheit – das Essen soll dank der richtigen Inhaltsstoffe nicht nur nahrhaft, sondern gar heilend wirken.

Für die Gäste der Zukunft gilt: je bequemer, desto besser. Gemäss einer Umfrage in Westeuropa, Australien und den USA würden Kunden elf Prozent mehr für ein komfortableres Produkt bezahlen. Auch das Erlebnis im Restaurant soll einfacher sein: 63 Prozent der Gäste würden dafür tiefer in die Tasche greifen. Ein Beispiel ist das Restaurant The Avocado Show in Amsterdam, das nur Gerichte mit Avocado anbietet, dem Lieblings-Superfood der Millennials. In Südkorea gibt es ein Café, das von 8 bis 12 Uhr geöffnet ist und nur Frühstücksflocken anbietet. «Diese Konzepte sind einzigartig, einfach und überzeugen mit Qualität», so Chris Sanderson.

Neben dem Essensangebot sollten Gastronomen gemäss Sanderson zudem ihr Restaurant-Konzept überdenken. Denn die Gäste der Zukunft essen nicht in erster Linie im Restaurant, sondern unterwegs, im Büro oder im Auto. Dort wollen sie allerdings kein minderwertiges Fast Food, sondern hochwertige schnelle Menüs und Snacks geniessen. Nicht nur Supermärkte, auch Gastronomiebetriebe können ihr Essen an unterschiedlichen Orten anbieten – etwa als Lieferdienst, durch einen per App betriebenen Kiosk im Büro oder sogar direkt im Uber-Auto, wo mittlerweile auch Snacks und Beautyprodukte angeboten werden.

Neue Kunden dank neuer Technologien

Essen soll aber nicht nur schnell und bequem sein, sondern die Konsumenten auch gesünder und glücklicher machen. Statt Energydrinks sind Coldbrews ohne Zucker gefragt oder Getränke, die für weniger Cortisol und mehr Serotonin im Blut sorgen. Manche Konsumenten legen ihre Ernährung sogar ganz in fremde Hände. So gibt es in den USA beispielsweise den Lieferdienst Euphebe, der den Kunden mit zwei Mahlzeiten pro Tag mit allen Nährstoffen versorgt.

«Personalisierte Ernährung wird immer wichtiger werden», so Sanderson. So gibt es etwa DNA-Tests, anhand derer ein individueller Ernährungsplan zusammengestellt werden kann. «Wer nicht abgehängt werden will, muss sich mich solchen Technologien auseinandersetzen», sagt Sanderson. «Sie eröffnen Gastronomen neue Geschäftsfelder und Angebote, mit denen Kunden und Gäste gewonnen werden können.»

(Angela Hüppi)


The Future Laboratory

Das britische Trendforschungsbüro wurde von Martin Raymond und Chris Sanderson gegründet und erstellt Strategien für Klienten aus den verschiedensten Branchen. Unter anderem berät «The Future Laboratory» Unilever, Delonghi und Harrods.